Und plötzlich steht da dieser Pokal...

Spiel der Saison IX: Saisonfinale der U23

Verein
22.06.2023

EL-Achtelfinale, DFB-Pokal-Halbfinale, Punkterekorde, Pokalfinale der Frauen, Qualifikation für Europa. In der Serie „Mein Spiel der Saison“ berichten zehn Autor/innen von ihren einprägsamsten Erlebnissen 2022/23. Heute: Saisonfinale der U23.

Etwas angespannt sitze ich vor meinem Laptop. Zettel und Stift liegen parat, das Glas gefüllt mit Wasser steht griffbereit daneben. Plötzlich öffnet sich ein Fenster - Microsoft-Teams. „Sobald die Besprechung beginnt, geben wir den Personen Bescheid, dass Sie warten.“ steht in großer weißer Schrift auf meinem Bildschirm geschrieben. Ich warte.

Das Büro ist leer. Nicht ungewöhnlich für einen Montagnachmittag. Erst zwei Tage zuvor spielte die Freiburger U23 ihr letztes Auswärtsspiel gegen den SC Verl. Nach dem gestrigen Regenerationstag haben heute eigentlich alle frei. Eigentlich, aber diese Woche ist alles anders. Denn mit dem Sieg am vorletzten Spieltag der Saison steht die U23 des SC Freiburg weiterhin auf Platz 2 der Drittliga-Tabelle. Der Abstand zur Tabellenspitze beträgt lediglich einen Punkt. Nur wenige Minuten nach Abpfiff des Spiels gegen Verl kam auch schon die Einladung vom Deutschen Fußballbund. „Absprache zu einer möglichen Meisterschaft in Freiburg“ heißt der Termin, auf den ich nun an diesem Montagnachmittag in einem leeren Büro der Freiburger Fußballschule warte.

Der Bildschirm verändert sich und plötzlich sitzen wir da, zu sechst in einer Videokonferenz – vier Kolleg/innen der Freiburger Fußballschule, zwei vom DFB. Immer wieder kreisen mir Gedanken durch den Kopf: „Passiert das gerade wirklich?“ Dass wir kurz vor dem letzten Spieltag in so einer Videokonferenz mit dem DFB sitzen würden, hätte ich mir zu Beginn der Saison nicht vorstellen können. In meiner ersten Saison beim Sport-Club?! Und dann auch noch nach dieser durchwachsenen Saisonvorbereitung.

Erinnerungen kommen hoch. 24. Juli 2022 – Saisonauftakt gegen Zweitligaabsteiger Aue. Gerade erst poste ich das Bild zum Anpfiff auf Instagram und plötzlich geht ein Raunen durch die Tribünen. 35 Sekunden sind gespielt, Notbremse, Rote Karte, Freistoß, Gegentreffer. Was für ein Start. Der erste Freiburger Rekord der Saison wurde aufgestellt: die schnellste Rote Karte der Drittliga-Geschichte.

37 Spieltage später stehen wir wieder im Dreisamstadion. Das Wetter ähnlich wie zu Beginn der Saison – sonnig um die 30 Grad. Es ist das Saisonfinale gegen den SV Meppen, der Tabellenzweite gegen den Tabellensechzehnten. Eigentlich ein ganz normales Ligaspiel, denn der SC Freiburg II hat es im Kampf um die Tabellenspitze nicht selbst in der Hand. Zumindest den 2. Platz absichern, das wäre toll.

12:45 Uhr – Ich bringe Trainer Thomas Stamm zur Interviewaufzeichnung bei MagentaSport. Der Moderator steht bereit, die Mikrofone werden befestigt, doch vor der Linse des Kameramanns verweilt ein ganz anderes Objekt: die Meisterschaftstrophäe der 3. Liga. Ich kneife mich kurz selbst. Der Klassenerhalt war doch eigentlich das Ziel. Über eine mögliche Meisterschaft hätte hier keiner zu träumen gewagt und plötzlich steht da dieser Pokal - in unserem schönen Dreisamstadion. Verrückt!

Jetzt bloß nicht den Fokus verlieren. 90 Minuten volle Konzentration auf Meppen. Am Ende entscheidet der SC Freiburg II auch das letzte Saisonspiel mit 2:0 souverän für sich. Zeitgleich gewinnt jedoch auch Tabellenführer Elversberg sein Duell in Ingolstadt. Das Rennen um die Meisterschaft ist entschieden.

Auch wenn der Pokal nach dem Spiel zurück in die Metallbox gepackt wurde und anschließend das Dreisamstadion still und leise wieder verlassen hat, ist der Stolz und die Freude über diese unbeschreibliche Saison in den Gesichtern der Spieler und Verantwortlichen nicht zu übersehen. Wir sind Vizemeister! 38 Spiele, 54 Tore, 73 Punkte. Genau wie die Saison mit einem Rekord begonnen hat, so endete sie auch. 73 Punkte einer U23-Mannschaft, das gab es zuvor noch nie.

Für mich persönlich sind es die vielen kleinen Momente, die diese Saison so besonders gemacht haben und mir nach dem Abpfiff sofort ins Gedächtnis kommen: der erste Saisonsieg in Bayreuth, die unglaubliche Unterstützung der Freiburger Fanszene von der Nordtribüne beim Sechzig-Sieg, die vielen Debüts und ersten Profitore der jungen, ehrgeizigen SC-Kicker, Comebacks nach Verletzungen, unfassbare Last-Minute-Tore vor heimischem Publikum gegen Verl, Saarbrücken und Wiesbaden, sowie die darauffolgenden emotionalen Jubelszenen der kompletten Mannschaft.

All das, was wir in der Videokonferenz am Anfang der Woche besprochen hatten, war nun nicht mehr so wichtig. Enttäuschung gibt es jedoch keine. Vielmehr ist es eine Ehre, dass wir überhaupt bis zum Schluss oben in der Tabelle mitmischen durften. Das Gefühl der Dankbarkeit macht sich in mir breit. Dankbar, dass ich diese tolle Mannschaft auf dieser Reise begleiten durfte. Was für eine einzigartige Saison!

Die Autorin: Lydia Schönbett (24) arbeitet seit Juli 2022 als Medienbeauftragte der U23 und Freiburger Fußballschule beim Sport-Club.

Foto: Jasmyn Gröschke

 
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