1997 war punktemäßig kein gutes Jahr. Privat war es rückblickend eine schlechte Idee, mit ausgeprägtem Desinteresse an Zahlen ausgerechnet an einem Wirtschaftsgymnasium am Abitur zu basteln. Die Punktausbeute im Reifezeugnis war dementsprechend mau. Beim Sport-Club sah es nicht besser aus. 1997 stiegen wir erstmals aus der Bundesliga ab. Auch die 29 Zähler am Saisonende liefen unter „mangelhaft“.

Mit der Unbekümmertheit der Jugend kam mir das alles dennoch halb so wild vor damals und weder das drohende Abizeugnis noch der drohende Bundesligaabstieg hinderten Kumpel Uwe und mich an einer Schulabschlussfahrt am 31. Spieltag ins Münchner Olympiastadion. Eine hemdsärmelige „wir feiern trotzdem“-Zaunfahne mit im Gepäck.

Der Nachmittag wurde unerwartet unterhaltsam. Der Sport-Club trotzte als Schlusslicht dem Tabellenführer und späteren Meister ein 0:0 ab und Jürgen Klinsmann trat bei seiner Auswechslung in die überdimensionale Werbetonne eines Batterieherstellers. Legendär!

Weitere legendäre Spiele bei den Bayern waren dann aber eher homöopathisch gesetzt. Bis auf wenige Ausnahmen waren Fahrten ins Olympiastadion und später in die Allianz Arena eine trostlose Angelegenheit. Hinfahren, Packung abholen, heimfahren. Bis zum 04. April 2023…

Fußball-Deutschland diskutiert über den Trainerwechsel von Nagelsmann zu Tuchel. Die Bayern gehen recht früh in Führung. Der Abend scheint den erwarteten Verlauf zu nehmen.

Auswärtsspiele schaue ich mir inzwischen mit Busfahrer Spohni gerne in der Kabine an. Zum einen gibt’s dort meist große Bildschirme zur Begutachtung von Wiederholungen - das Foul von Upamecano vor dem 1:0 sehen wir auch ohne Zeitlupe. Zum anderen lässt es sich dort ungestört Pöbeln - das Foul von Upamecano vor dem 1:0 gibt Anlass.

Beim Ausgleich werden wir wieder laut. Ist aber auch ein schönes Ding von Chicco. Und dann die 95. Minute. Hand! Das muss er doch sehen!! Hand!!! Er hat‘s gesehen. Strafstoß.

Die Zeit vergeht jetzt furchtbar langsam. Vince ist schon raus. Luci schnappt sich den Ball. Pavard bearbeitet den Elfmeterpunkt. Rudelbildung auf dem Platz und Stoßgebete in der Kabine. Und Höler ist einfach unfassbar cool.

Im vierundzwanzigsten Anlauf, 26 Jahre nach dem Abitur und 30 Jahre nach dem ersten Spiel der erste Sieg bei den Bayern. Dankeschön Jungs für dieses wunderbare Erlebnis! Ab und an ist München halt auch für uns eine Reise wert.

Der Autor: Sascha Glunk arbeitet seit 2011 beim Verein, inzwischen als Leiter Kommunikation Sport.

Foto: privat