Wenn wir gewusst hätten...

Mein Spiel der Saison I: Pokal in Kaiserslautern

Verein
03.06.2023

EL-Achtelfinale, DFB-Pokal-Halbfinale, Punkterekorde, Pokalfinale der Frauen, Qualifikation für Europa. In der Serie „Mein Spiel der Saison“ berichten zehn Autor/innen von ihren einprägsamsten Erlebnissen 2022/23. Heute: 1. Pokalrunde in Kaiserslautern.

Auf dem Betzenberg wird Fußball gelebt. Das hatte ich vor diesem Pokalspiel bereits zweimal live miterlebt. Zunächst mit negativem Ausgang: Bei meinem ersten Besuch auf dem „Betze“ überwand Erwin „Jimmy“ Hoffer in der Nachspielzeit Olli Baumann im SC-Tor und brachte den 1. FC Kaiserslautern spät auf die Siegerstraße. Im März 2011 war das, der FCK auf Platz 14 der Bundesliga bezwang damals den Siebten aus dem Breisgau mit 2:1.

Im September 2015, bei meinem zweiten Abstecher nach Kaiserslautern, hatten die Gastgeber dagegen keine Chance. Im Top-Spiel der 2. Bundesliga trafen Amir Abrashi und Nils Petersen beim 2:0-Sieg für den Bundesligaabsteiger jeweils direkt vor dem Gästeblock, von wo aus ich die Partie verfolgt habe. Die Stimmung vor Ort war bei beiden Spielen herausragend, die Westkurve hatte mich nachhaltig beeindruckt. Mit diesen Ereignissen im Hinterkopf war meine Vorfreude groß, als die erste Pokalrunde ausgelost wurde.

Kaiserslautern im Aufwind

Was mir aber auch bewusst war: Es gab zweifelsfrei leichtere Lose. Im Sommer 2022 war die Euphorie rund um den Pfälzerwald groß. Die jahrelange Tristesse war spätestens seit dem Triumph über Dynamo Dresden in der Relegation vorbei. Auch der Start im Unterhaus gelang, Terrence Boyd und seine Mitspieler starteten mit vier Punkten aus zwei Spielen in die im Vergleich zur Bundesliga früher startende Zweitliga-Saison.

Das erste Pokalspiel nach dem großen Finale in Berlin war gleichzeitig auch mein erstes Pflichtspiel in der Medien- und Kommunikationsabteilung des Sport-Club. Je mehr wir uns dem altehrwürdigen Hügel mit dem Fritz-Walter-Stadion näherten, desto größer wurde die Anspannung. Und dann kam auch noch dieser Spielverlauf dazu. Dem Führungstreffer für die Mannschaft von Dirk Schuster, erzielt von Marlon Ritter aus 45 Metern, lief unsere Mannschaft bei 30 Grad und aufgeheizter Stimmung lange hinterher. Und mir der Schweiß auf der Tribüne, nicht nur temperaturbedingt.

Schnappschuss nach dem Abpfiff

In der Schlussphase offenbarte sich mir und den mitgereisten SC-Fans dann zum Glück, wie gut und breit unser Kader in dieser Spielzeit sein sollte. Erst schoss uns der eingewechselte Roland Sallai auf Vorlage des ebenfalls eingewechselten Nils Petersen in die Verlängerung, dann brachte uns der neu-verpflichtete Ritsu Doan in der Extrazeit mit einem chirurgisch genauen Freistoß zum 2:1 endgültig auf die Siegerstraße.

Für unsere Abteilung ist die Zeit unmittelbar nach dem Schlusspfiff immer nochmal arbeitsintensiv. Bevor ich die Spieler zu den Interviewpositionen brachte, schoss ich noch schnell ein Foto von den Jubelszenen vor unserem Fanblock. Das Bild seht ihr oben in der Meldung, es ist noch immer mein Handyhintergrund. Der Betze hatte mich auch an diesem Tag nicht enttäuscht.

Für mich ging mit diesem Spiel nicht nur eine berufliche Episode endgültig los, für uns alle war es der Beginn einer herausragenden Saison. Denkwürdige Europapokal-Abende, das Pokalspiel in München, der Abschied von Nils Petersen… Wenn wir am 31. Juli 2022 schon gewusst hätten, was da für eine Spielzeit auf uns wartet.

Der Autor: Marius Faller (29) arbeitet seit Juli 2022 beim Sport-Club. Der gebürtige Triberger ist neben redaktionellen Inhalten auf der Homepage auch für Presse-Akkreditierungen bei den Profis zuständig.

Foto: Marius Faller

 
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