Geschichte zugänglich und greifbar machen

Engagement
30.05.2023

Im Dreisamstadion fand die zweite Veranstaltung der diesjährigen Staffel „19:04 – Zeit für GeSChichte“ statt. Eine Expert/innenrunde diskutierte über den Umgang mit Kriegsdenkmälern in den Freiburger Stadien.

Sie stehen dort schon seit Jahrzehnten, aber die meisten SC-Fans dürften sie bisher kaum wahrgenommen haben. Die beiden Kriegsdenkmale vor dem Trainerbüro im Dreisamstadion und neben dem Eingang der Freiburger Fußballschule im Möslestadion. Wieder ins Bewusstsein rückten die beiden Gedenksteine bei der jüngsten Ausgabe der Veranstaltungsreihe „19:04 ­– Zeit für GeSChichte“ mit dem Titel „Unbequeme Erinnerung: Kriegsdenkmale in den Fußballstadien des SC Freiburg“.

Eingeleitet und moderiert wurde der insgesamt zwölfte Abend in der Reihe zur SC-Historie vom SC-Fanbeauftragten Jonathan Theimer und Uwe Schellinger. Der SC-Archivar beschrieb eingangs die Entstehungsgeschichte und früheren Standorte der beiden Kriegsdenkmale aus den 1920er Jahren. Mit ihnen gedachte der Sport-Club wie auch der Freiburger FC damals seinen als Soldaten im Ersten Weltkrieg gefallenen Vereinsmitgliedern.

Während der Gedenkstein des FFC von Beginn an im Möslestadion stand, wurde das SC-Kriegsdenkmal mit der Aufschrift „Seinen toten Kameraden – Der Sportclub“ 1929 im früheren Winterer-Stadion am Flugplatz errichtet und später ins Dreisamstadion umgesetzt. Das erste offizielle Spiel des SC Freiburg dort begann am 4. September 1955 mit einer Totenehrung am Gedenkstein, die auch die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs einschloss.

Über den zeitgemäßen und angemessenen Umgang mit diesen „Erinnerungsinhalten einer Vereinskultur“, so Schellinger und mit vergleichbaren Denkmalen, diskutierten auf dem Podium in der vitra.Lounge Julia Wolrab (Wissenschaftliche Leitung NS-Dokumentationszentrum Freiburg), Prof. Dr. Peter Gautschi (Leiter Institut Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen PH Luzern), Paula Scholz (Netzwerk Erinnerungsarbeit Hamburg und F_in – Frauen im Fußball), Stefanie Renz (Vorsitzende Kommunikation/Mitgliederwesen Supporters Crew Freiburg e.V.) sowie der Präsident des Sport-Club, Eberhard Fugmann.

Auch wenn Julia Wolrab eingangs den Schriftsteller Robert Musil mit seinem Satz „Denkmäler scheinen gegen Aufmerksamkeit imprägniert“ zitierte, plädierte nicht nur sie für einen „proaktiven Umgang mit Denkmälern als Zeugnisse ihrer Zeit“. In Bezug auf Kriegsdenkmäler bedeute dies, Fragen an die Denkmäler zu stellen, wie zum Beispiel die, wer die Vereinsmitglieder waren, an die erinnert wird und in welchem historischen Kontext ein solcher Gedenkstein errichtet wurde.

Etliche weitere, oft lange in Vergessenheit geratene Kriegsdenkmale bei Hamburger Fußballvereinen wie dem HSV, dem FC St. Pauli und vielen weiteren sowie den heutigen Umgang mit ihnen stellte Paula Scholz vor. „Man kann viel daraus ablesen und lernen“, lautete ihr Fazit, das in Bezug auf die Kriegsdenkmale auch die weiteren Diskussionsteilnehmer/innen teilten. Vor allem, wenn man den passenden Zugang wählt, um die Geschichten hinter den steinernen Monumenten und den Namen darauf zu erzählen.

Dabei können, sagte Peter Gautschi, „partizipative Lösungen“ oder auch moderne Formen der Geschichtsvermittlung mit digitalen Medien hilfreich sein. Schließlich könnten Erzählungen über die Vergangenheit immer auch als „Lehrmeisterin für die Zukunft“ und als identitätsstiftend betrachtet werden.

Steffi Renz wies als Fanvertreterin darauf hin, dass in der Vereinssatzung gesellschaftliche Verantwortung sowie Bildung und Ausbildung auch jenseits des Fußballbereichs als Aufgaben definiert sind. „Geschichte zugänglich und greifbar zu machen“ gehöre dazu, insbesondere die eigene Geschichte.

„Wir werden es nicht bei diesem Abend belassen und nehmen sicherlich viele Impulse für den Verein mit“, erklärte der Fanbeauftragte Jonathan Theimer nach der facettenreichen und intensiven Gesprächsrunde.

Weiter geht es mit der Reihe „19:04 – Zeit für GeSChichte“ kurz vor dem Start der neuen Bundesligasaison. Am 09. August 2023 um 19:04 Uhr heißt das Thema im Europa-Park Stadion „Oscar Müllers Erben: Auf Torejagd durch die SC-Geschichte“. Der Eintritt ist wie immer kostenlos.

Dirk Rohde

Foto: Achim Keller

 
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