"Hier wurde ein Stück weit Geschichte geschrieben"

Profis
29.09.2021

Nach dem Abschied aus dem Dreisamstadion spricht SC-Kapitän und Jubilar Christian Günter im Interview der Woche.

scfreiburg.com: Günni, welche Filme schaust Du privat am liebsten?

Christian Günter: Im Moment gucken meine Frau und ich relativ oft Serien auf Netflix, gerade ist es Élite.

Gibt es ein Lieblings-Genre?

Nee, ich schaue eigentlich durch die Bank alles. Komödien, bei denen man ein bisschen lachen kann, sind immer gut. Aber ich habe auch Avatar, Herr der Ringe, Harry Potter gesehen, also ganz breit gefächert.

An einem historischen Stück hast Du selbst mitgewirkt: Welchen Filmtitel hat das Abschiedsspiel im Dreisamstadion letzten Sonntag verdient?

Puuh, schwierige Frage. Für all das, was im Dreisamstadion passiert ist, reicht ein einzelner Titel kaum aus. Es hat so viele unterschiedliche Titel verdient. Hier wurde ein Stück weit Geschichte geschrieben, die Fans haben das Ganze geprägt und mit Leben gefüllt. Die Stimmung war immer sensationell, ganz egal, ob wir gute oder auch mal schlechtere Zeiten hatten. Ich kann mich kaum an ein Spiel erinnern, in dem die Stimmung schlecht war oder wir mal ausgepfiffen wurden.

Stimmt.

Die Leute haben uns wirklich über die Jahre hinweg getragen. Das war am Sonntag genauso. Natürlich war der Spielverlauf auch sehr gut für die Stimmung, die Leute haben uns nach vorne gepeitscht. Und wer die Bilder nach dem Spiel gesehen hat, weiß, was in uns vorging, und auch in den Leuten. Man hat gespürt, dass hier viel passiert ist. Das konnten wir nochmal gebührend feiern. Deshalb würde ich sagen: Es war auf jeden Fall ein gelungener Film, der hier gedreht wurde. 

In der Hauptrolle: Christian Günter als Kapitän, der sein 300. Pflichtspiel macht. Ausgerechnet. Schon ein bisschen sehr viel Pathos, oder?

(lacht) Da kam wirklich extrem viel zusammen. Eigentlich hat nur noch das 1.000. Tor gefehlt, dann wäre es ein rundum runder Sonntagabend geworden. Mit dem Abschied war das 300. Spiel ein sehr besonderes, das werde ich nie mehr vergessen. 

Erinnerst Du Dich denn noch an Dein erstes Bundesliga-Spiel?

(grinst) Ja! Auch das werde ich wahrscheinlich nie vergessen. Gegen Greuther Fürth wurde ich damals eingewechselt. Der Weg von der Südtribüne nach vorne. Die Nervosität, die extrem aufkam, weil ich wusste, dass ich gleich ins Spiel reinkomme. Ich habe gegen meinen mittlerweile guten Kumpel Felix Klaus gespielt und auch Gerald Asamoah kam rein, das weiß ich noch. 1:0 haben wir gewonnen. Ich kann mich nicht mehr an jedes Detail in jedem Spiel erinnern, aber diese besonderen Momente bleiben.

Am 8. Dezember 2012 war Dein Debüt, am Sonntag, knapp neun Jahre später, das letzte BL-Spiel im Dreisamstadion. Wie groß ist die Wehmut?

Natürlich war am Sonntag schon Wehmut da. Wir alle haben hier viel erlebt, die Leute im Verein, die Fans, ich persönlich. Umso schöner, dass es ein gebührender Abschied war. Jetzt gilt es, nach vorne zu blicken. Wir haben am anderen Ende der Stadt ein echtes Schmuckstück stehen, auf das wir uns alle freuen können. Dort wird wieder genauso Geschichte geschrieben. 

Zum Sportlichen: Das Spiel gegen den FC Augsburg war auch von außen sehr schön anzusehen. Kübler, Höler, Grifo, 3:0. Wie lautet Dein Fazit?

Dem Anlass entsprechend sind wir aus der Kabine gekommen, haben gerade in der ersten Halbzeit ein Feuerwerk abgebrannt, waren mit dem Ball, aber auch in den Umschaltmomenten gut. Bei jedem hast Du gespürt, dass er dieses letzte Spiel zu einhundert Prozent hier gewinnen will. In der zweiten Halbzeit war es ein bisschen schwieriger. Bei einem 3:0 ist klar, dass der Gegner nichts mehr zu verlieren hat und man selbst nicht das eine Gegentor zulassen will, das dann nochmal Spannung aufkommen lässt. Wir haben es insgesamt aber abgezockt gemacht und können schlussendlich sehr, sehr zufrieden sein mit dem Spiel.

Sechs Bundesliga-Spieltage sind mittlerweile absolviert, der SC hat immer gepunktet. Was macht uns dieses Jahr so stark?

Genau das, was wir am Sonntag eingebracht haben. Es gab schon Spiele, in denen wir fußballerisch nicht so überzeugt haben, da hat das ganze Andere aber gestimmt: Jeder hat sich in jeden Zweikampf geworfen, jeder hat umgeschaltet, es gab niemanden, der lamentiert hat. Dann kann man in der Bundesliga auch mal punkten, wenn man nicht so gut spielt. Und wenn wir gut spielen und das alles zusätzlich einbringen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir gewinnen. Bis jetzt haben wir das sehr gut gemacht. Natürlich gibt es noch den einen oder anderen Punkt, den wir verbessern können.

Zum Beispiel?

Wenn wir die Spiele gegen Mainz und Köln anschauen, haben wir fußballerisch ab und zu nicht so gute Lösungen gefunden und sind nicht so zu Torchancen gekommen. Das war jetzt am Sonntag anders und trotzdem gab es auch gegen Augsburg noch Steigerungspotenzial. Wenn wir aber auf dem Weg weitergehen, werden wir dieses Jahr noch viele Punkte holen. 

Am Wochenende wartet eine Reise nach Berlin. Der Start der Berliner war eher durchwachsen. Wie hast Du die Hauptstädter verfolgt?

Wenn man den Kader anschaut, sieht man, dass der natürlich Qualität hat. Die Berliner haben in den vergangenen Jahren viele Transfers getätigt und viele Spieler geholt. Die Mannschaft ist auf jeden Fall gefährlich, wir sind gewarnt, dass die Mannschaft an einem guten Tag jede Mannschaft in der Bundesliga schlagen kann. Für uns gilt es jetzt einfach, da weiterzumachen, wo wir am Wochenende aufgehört haben - und dann wissen wir, dass auch wir schwer zu schlagen sind. 

Interview: Marcel Burger, Sina Ojo

 
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