Dreisamstadion – eine unendliche Geschichte

Verein
12.11.2025

Seit September 2025 ist das Dreisamstadion 70 Jahre alt. Unser Stadionmagazin Heimspiel widmet sich anlässlich des 70. Geburtstags des Dreisamstadions der wechselvollen Historie dieser Spielstätte – von den Anfängen bis heute.

In der Sommerpause 1994 widmeten sich die  SC-Verantwortlichen der Spielfläche, die einem Acker glich. Dabei kam durch Zufall zutage, dass das Feld zur Dreisam hin ein Gefälle von etwa einem Meter aufweist. Ein Aufschütten des Platzes war aber nicht mehr möglich.

Die Tribünen waren nämlich unter Berücksichtigung der bestehenden Neigungsverhältnisse errichtet worden. Andernfalls wären die vorderen Treppenstufen der Nordtribüne im Erdreich verschwunden. Da die Dachträgerfundamente zudem tief in die Rasenfläche hineinragen, kam auch ein teilweises Abtragen des Erdreichs nicht in Betracht.  

Pünktlich zum Beginn der Saison 1994/95 wurde der Rasen mitsamt der darunter befindlichen Heizung fertiggestellt und zählte fortan zu den besten der Liga. Der ehemalige SC-Profi Marouene Guezmir, 1996 als erster Tunesier überhaupt in die Bundesliga gewechselt, erinnerte sich auch noch 2018 im Gespräch mit dem SWR gerne an das besondere Freiburger Grün: „Das war wie ein Teppich, wenn man das mit Tunesien vergleicht. Ich hatte nie geglaubt, dass es so einen schönen Rasen gibt! Das spielt eine große Rolle, wenn man ein guter Techniker ist und dann so einen guten Untergrund hat. Hach, das macht Spaß als Spieler.“

Und Ruud van Nistelrooy bezeichnete den Rasen, auf dem sich die niederländische Nationalmannschaft auf die WM 2006 vorbereitete, gut zehn Jahre später sogar als den besten der Welt. 

Kurzer Platz und lange Schlangen  

Der Platz im Dreisamstadion bleibt aber nicht nur wegen seiner besonderen Qualität und des Gefälles im Bewusstsein haften. „Der Platz in Freiburg“, bemerkte Thomas Tuchel, damals Trainer des 1. FSV Mainz 05, einst, „kommt einem quadratisch vor“.

Tatsächlich war dem SC die Nutzung des Dreisamstadions als Bundesligaspielstätte nur durch die alljährliche Erteilung einer Ausnahmegenehmigung gestattet. Die DFB-Spielordnung sieht nämlich ein Spielfeld mit den Maßen 105 mal 68 Meter vor. Der Platz an der Dreisam weist aber lediglich eine Länge von 100,5 Metern auf. Immerhin: Die Überbreite von gut drei Metern konnte im Jahr 2004 behoben werden.   

Die Schlange vor dem Tickethäuschen wurde indes auch in der Saison 1994/95, die der SC sensationell auf dem dritten Platz beendete, nicht kürzer. Im Dezember 1994 genehmigte der Gemeinderat fast folgerichtig den Ausbau der Südtribüne. Ein Teil der Kosten wurde dabei mit dem eigentlich für die Haupttribüne vorgesehenen, aber nicht vollständig abgerufenen Landeszuschuss gedeckt.

An der Schwarzwaldstraße entstand so eine 110 Meter lange, zweirangige Tribüne. Der dahinter befindliche Gebäudekomplex erstreckt sich über eine Länge von 165 Metern. Er beherbergt neben Räumlichkeiten für die Verwaltung, den Rettungsdienst und die Polizei auch zwei Mitarbeiterwohnungen. An der Stelle der ehemaligen Vereinsgaststätte Dreisamblick befindet sich heute der Fanshop. 

Installation der Solaranlage

Kurz darauf wurde auf dem Dach der Südtribüne eine Solaranlage installiert. Zur Finanzierung der Sonnenkollektoren wurden Anteile à 10.000 DM ausgegeben. Der erste Eigner war Trainer Volker Finke. Privatinvestoren erhielten als Anreiz eine höhere Chance bei der Vergabe der sehr begehrten Dauerkarten.

In der Folge wurden alle übrigen Tribünendächer ebenfalls mit Solarzellen ausgestattet. Auf dem ersten Solarstadion Deutschlands werden heute auf 2.200 Quadratmetern pro Jahr 275.000 Kilowattstunden Strom produziert und dadurch etwa 135 Tonnen CO₂ eingespart. 

Im Jahr 1999 wurde die Nordtribüne ausgebaut. Dies bedeutete auch die Umwandlung der Gegengerade in eine reine Sitztribüne. Der alte Stehbereich wurde steil bestuhlt und der Oberrang um etliche Reihen aufgestockt. Anhand der unterschiedlichen Steigungswinkel lässt sich noch heute die jüngste Baugeschichte erahnen. Die höhere Ticketerlöse ermöglichenden Veränderungen an der Osttribüne gingen mit Protesten einher.

Trainer Volker Finke und Manager Andreas Rettig kamen deshalb in die SC-Kneipe Swamp, um die im Vereinsumfeld nicht unumstrittenen Pläne darzulegen – mit überschaubarem Erfolg. Die Realisierung des Bauvorhabens und die damit einhergehende Erhöhung der Zuschauerkapazität auf nunmehr 24.500 Plätze stieß auch bei der Nachbarschaft auf Widerstand. In der Folge verständigten sich Anwohner, Stadt und Verein darauf, dass das Dreisamstadion zukünftig höchstens 25.000 Fans beherbergen darf.  

Der vorläufige bauliche Schlusspunkt wurde im Jahr 2002 mit dem zwischen Nord- und Haupttribüne platzierten Glasgebäude gesetzt. Ursprünglich sollte der Bau, neben seiner Funktion als Geschäftsstelle auch als TV- und Pressezentrum fungieren. In dieser Funktion wurde er jedoch nur bei einem der vier im Dreisamstadion ausgetragenen A-Länderspiele der Männer und während der Corona-Pandemie genutzt. Die Pressekonferenzen finden bis heute im Bauch der Haupttribüne statt. 

Ende einer Ära – Aufbruch in eine neue  

Im letzten Bundesligaspiel gelang Vincenzo Grifo – wie sollte es anders sein! – der 999. Meisterschaftstreffer des SC im gerade durch seine Unvollkommenheit für viele so vollkommenen Stadion. Nach dem emotionalen 3:0-Sieg über den FC Augsburg kehrten die männlichen Profis noch einmal ins Dreisamstadion zurück – als Gastmannschaft im DFB-Pokal. Zum Zeitpunkt des Spiels gegen den SV Oberachern im Sommer 2023 war das Stadion indes schon längst zur Heimstätte des Frauen-Bundesliga-Teams und der U23 der Männer geworden.  

Im September 2023g gelang es dem Sport-Club, mit der Stadt Freiburg einen langfristigen Pachtvertrag für das Dreisamstadion abzuschließen. Umgehend investierte der Verein in umfangreiche Arbeiten zur Verbesserung der Infrastruktur. Die altehrwürdige Spielstätte wird künftig auch zur Heimat aller Mädchenteams, zum Kompetenzzentrum Kindersport und zum Lernort Stadion für Schülerinnen und Schüler im Bereich der Demokratie- und Wertebildung. An der Geschichte des SC Freiburg wird auch nach dem Auszug der männlichen Profis im Dreisamstadion kräftig weitergeschrieben.

Fortsetzung folgt ...

Thomas Müller Heiduk (Arbeitskreis Vereinsgeschichte)

Foto: Albert Josef Schmidt

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Der Text erschien im Stadionmagazin "Heimspiel", das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert und auch im Abo erhältlich ist.

 
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