Seit über 27 Jahren ist Frank Rischmüller vom SC-Medienpartner baden.fm als Reporter bei den Spielen des SC Freiburg im Einsatz. Der Derbysieg gegen den VfB Stuttgart am Samstag war sein 1000. Spiel. Im Interview mit scfreiburg.com spricht Rischmüller über das Jubiläum, schöne Erinnerungen und die Anfänge in Freiburg.
scfreiburg.com: Herzlichen Glückwunsch zu beeindruckenden 1.000 SC-Spielen als Radio-Reporter, Frank. Ich habe gehört, dass Dein Nachwuchs Dir am Samstag dennoch Konkurrenz gemacht hat.
Frank Rischmüller: Ja, mein 12-jähriger Sohn Ben setzt sich seit einiger Zeit, wenn ich mich ans Arbeiten mache, auch ans Mikrofon. Er kommentiert den SC und andere Spiele in der whats app-Gruppe seiner Schulklasse. Wir haben schon gewitzelt, dass er in fünf Jahren – ich bin ja mittlerweile 60 – meine Nachfolge übernehmen kann.
Hast Du schon mal bei ihm reingehört?
Er macht das fachlich und sachlich fast besser als ich, kennt so ziemlich jeden Spieler auf dem Platz und spricht schwierige Spielernamen richtig aus. Auch jetzt wieder gegen Stuttgart, die mit Silas Wamangituka einen ordentlichen Zungenbrecher im Kader haben.
Es war Dein 1000. Spiel, ein Derby und ein 2:1-Erfolg inklusive Spannung bis zur letzten Sekunde. Ein perfektes Jubiläumsspiel aus Deiner Sicht?
Es war ein Spiel, das wie gemacht war für einen Radio-Reporter. Es ging von Anfang an hin und her, gab viele Torszenen und war unglaublich spannend. Mir macht es wahnsinnig viel Spaß, sowas über das Radio zu vermitteln, zumal am Ende ja auch der Sieg stand. Zu meinem 700. gab es eine Niederlage gegen Hoffenheim, das 800. hat der Sport-Club gegen den TSV 1860 München gewonnen – solche Spiele bleiben natürlich im Gedächtnis.
Zu Deinem 800. vor fünf Jahren hatten wir Dich gefragt, welche Begegnung Du Dir für das 1.000 Spiel, das Du kommentierst, wünschst. Weißt Du noch, welche Mannschaft Du da genannt hattest?
Ich tippe auf Arminia Bielefeld.
Exakt.
Zumindest der Aufstieg ist den Jungs ja gelungen, insofern durfte ich das Duell in dieser Saison bereits einmal kommentieren. Auch heute noch nach 1000 Spielen SC Freiburg, sind die Spiele gegen meinen Heimatverein, bei dem ich die Mitgliedsnummer Sieben trage, etwas Besonderes für mich. Auch wenn ich keinen direkten Kontakt zu den aktuellen Handlungsträgern pflege, gibt es im Umfeld des Vereins noch einige enge Bekanntschaften von früher.
Geht Dir der Torschrei für den Sport-Club in diesen Spielen etwas schwerer von den Lippen?
Nein, das nicht. Wenn man für ein Lokalradio arbeitet, ist ja auch klar, dass man kein neutraler Beobachter ist. Mein Ziel ist es seit dem ersten Spiel, das Geschehen auf dem Platz sachlich korrekt, aber mit Emotion zu vermitteln – und ich denke, das ist mir in all den Jahren gut gelungen. Es gab gegen Bielefeld aber einen Moment, bei dem ich schlucken musste: Als aus der Arminia-Fankurve ein Schlachtruf kam, den ich 1976 auf einer Auswärtsfahrt geprägt hatte. Das war schön, aber auch sehr emotional.
Gibt es neben der SchücoArena Spielstätten in Deutschland, in denen du besonders gerne zu Gast bist?
Man sieht es mir vielleicht an: Da, wo das Essen am besten schmeckt (lacht). Aber jetzt im Ernst: Von der Atmosphäre her natürlich Dortmund, in Nürnberg bin ich gerne, weil der Sport-Club da oft gewinnt und die BayArena in Leverkusen mag ich vom Ambiente.
Mindestens genauso beeindruckend wie das Jubiläum ist die Tatsache, dass Du seit Dezember 1993 nur zwei Pflichtspiele mit SC-Beteiligung nicht live kommentiert hast. Führst Du Dir das manchmal vor Augen?
Das ist schon eine starke Quote und schafft eine Verbundenheit zum Verein, der es glaube ich auch zu verdanken ist, dass Christian Streich in der vergangenen Pressekonferenz so warme Worte für meine Arbeit gefunden hat. Das ist, glaube ich, nicht selbstverständlich und hat mich sehr gefreut.
Dein erstes Spiel hast Du im Dezember 1993 gegen Wattenscheid kommentiert. Wie kam es dazu?
Ich hatte zum 1. Januar 1994 einen Vertrag als Sportchef bei FR1, wie der Sender damals hieß, unterschrieben und war als Freelancer beim Davis-Cup in Essen im Einsatz. Da es von Essen nach Wattenscheid nicht weit ist, habe ich dem Sender angeboten, das Spiel zu kommentieren, auch wenn mein Vertrag noch nicht offiziell lief. Das hat FR1 gerne angenommen und einen Tag später habe ich mein erstes SC-Spiel kommentiert.
Und wann war Dir klar, dass das zwischen dem Sport-Club und Dir eine langfristige Beziehung werden würde?
Der Umzug nach Freiburg war damals schon wohlüberlegt. Dass es aber 30 Jahre werden – und darauf läuft es ja hinaus – hätte ich 1993 nicht vermutet.
Wie sah denn in den frühen 90er Jahren das Setup im Vergleich zu heute aus?
Üblich war eine Übertragung per Telefonleitung. Im besten Fall hatte man ein Reportofon dabei – ein Endgerät, an das man Mikrofon und Kopfhörer anschließen konnte. Und man musste zu jedem Spiel einen Zeitanschluss bei der Telekom bestellen. Heute sieht das ein bisschen anders aus: In aller Regel streamen wir aus dem Stadion und erreichen damit fast Studio-Qualität.
Seitdem sind über 27 Jahre vergangenen, in denen Du den Verein durch Höhen und Tiefen begleitet hast. Gibt es Spiele, die Dir besonders prägend in Erinnerung geblieben sind?
Da gibt es einige. Die Aufstiege waren natürlich besonders schön: Die entscheidenden Spiele gegen Wattenscheid, Burghausen, Koblenz und Paderborn werde ich nicht vergessen. Auch das sensationelle 4:0 in Stuttgart und die damit verbundene Aufholjagd in den letzten Spielen der ersten Bundesligasaison 1993/94 habe ich noch gut in Erinnerung. Und natürlich der 4:3-Sieg gegen den 1. FC Köln im Dezember vor drei Jahren, bei dem ich mich vor Emotion kaum noch kontrollieren konnte.
Die Abstiege sind auch prägend, aber ganz furchtbar. Der letzte Abstieg mit dem Spiel gegen Hannover am 34. Spieltag war besonders hart. Was mich damals beeindruckt hat, war, dass Christian Streich nach der Niederlage einmal quer durch den Presseraum gegangen ist und mich umarmt hat – das war ein besonderer Moment.
Zum Schluss, wie schon vor fünf Jahren, ein Wünsch-dir-was: Angenommen der Sport-Club würde kommende Saison international spielen. Welches Reiseziel würdest Du dir wünschen?
Für mich als Reporter war jedes internationale Auswärtsspiel mit dem Sport-Club ein Fest. Sehr freuen würde ich mich aber über eine Auswärtsreise nach Montpellier, weil ich zum Klub und der Stadt eine besondere Beziehung habe. Ich habe dort vor vielen Jahren gelebt, meine erwachsenen Kinder sind in Montpellier geboren und ich war Hauslehrer beim damaligen Präsidenten des Montpellier HSC, dessen Sohn den Verein jetzt leitet.
Interview: David Hildebrandt
Foto: SC Freiburg