"Ich schaue eigentlich nur nach vorne"

Profis
26.11.2020

Bitterer hätte für Mark Flekken die Saison nicht starten können.

Als Nummer eins in die Vorbereitung gegangen, verletzte sich der niederländische Schlussmann nur Minuten vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Waldhof Mannheim an den Bändern seines linken Ellenbogens. Die Diagnose: wenigstens ein halbes Jahr Zwangspause. Eine OP und viele Rehastunden später spricht der 27-Jährige im Interview der Woche.

scfreiburg.com: Mark, wie geht es Dir?

Mark Flekken: Gut soweit. Die Reha verläuft nach Plan. Meinen Arm kann ich im Alltag wieder vernünftig bewegen und benutzen. Das Allerwichtigste ist für mich, dass ich meine Kleine endlich wieder hochheben kann (grinst). Von daher ist eigentlich für den Zeitpunkt alles in Ordnung. 

Die Kleine müsste jetzt ein Jahr alt sein.

Ein Jahr und fast drei Monate, um genau zu sein. Von daher hat sie auch schon ein bisschen Gewicht draufgepackt. Die zehn, elf Kilo waren am Anfang der Reha ganz schön schwer. Mittlerweile geht das viel besser. 

Rund zwei Monate ist Deine Verletzung her. Wie sieht Dein Alltag im Moment aus?

Zweimal Training, auf meine Kleine aufpassen, ab und zu mal raus und spazieren gehen. Ansonsten hänge ich ein bisschen hier oder in einem externen Kraftraum rum und mache meine Übungen. 

Du absolvierst Deine Reha in Freiburg. Wie schwierig ist es, jeden Tag die fitten Teamkollegen zu sehen und selbst nicht einsatzfähig zu sein?

Das ist nicht einfach, vor allem wenn man weiß, dass man monatelang ausfällt. Das kann an bestimmten Tagen schon hart sein. Ich habe aber immerhin das Glück, dass ich nichts an meinen Beinen habe. Das heißt, ich kann ab und zu auf dem Platz laufen und mit dem Ball arbeiten. Alles natürlich nur mit äußerster Vorsicht, damit rund um den Arm nichts passiert.  

Inwiefern helfen Dir die Teamkollegen?

Für mich ist es schön, die Jungs zu sehen und in der Kabine neben ihnen zu sitzen. Wenn auch in der jetzigen Situation mit Abstand. Es tut einfach gut, mit den Jungs ein bisschen zu lachen. Wenn ich die ganze Zeit nur zu Hause wäre, würde mir irgendwann die Decke auf den Kopf fallen.

Über Deine Familie und die Teamkollegen haben wir schon gesprochen. Wie motivierst Du Dich sonst tagtäglich?

Es ist ja leider nicht meine erste große Verletzung. 2014 hatte ich einen Kreuzbandriss. Von daher bringe ich für so eine lange Verletzungszeit schon auch ein bisschen Erfahrung mit. Anfangs war die Enttäuschung sehr groß. Aber momentan schaue ich eigentlich nur nach vorne und gebe das Beste, damit ich so schnell wie möglich wieder fit werde.

Was den aktiven Sport angeht, bist Du durch die Verletzung ausgebremst worden. Wir wissen aber, dass Du auch an der Konsole große Qualitäten hast. Gibst Du da jetzt umso mehr Gas? 

Wenn ich am Wochenende Zeit habe, die Weekend League zu spielen, dann gebe ich schon Vollgas. Das ist auch sehr kompetitiv und es gibt Gegner, da schwitzt man bis zur letzten Sekunde. Meine Frau ist nicht immer so glücklich, wenn ich FIFA spiele, weil ich dann auch mal laut werde (lacht).

Wie oft steht Fußball generell bei Dir auf dem TV-Programm?

In den letzten Wochen sicher öfter, als meine Frau es gewollt hätte. Momentan sind aber eben auch regelmäßig Champions- und Europa-League-Spiele. 

Champions League, Europa League und die SC-Spiele, oder?

Natürlich! Die Spiele meiner eigenen Mannschaft verpasse ich nicht. Wenn die Corona-Situation erlaubt, dass ich bei Heimspielen im Stadion sein kann, bin ich natürlich im Stadion. Die anderen Spiele schaue ich im Fernsehen – wie jeder andere Fan auch. Und wie jeder andere Fan hoffe ich auch, dass unsere Mannschaft irgendwann wieder drei Punkte einfährt. 

Wie hast Du das 1:3 am Sonntag gegen Mainz gesehen?

Wir haben gut angefangen. Das klingt vielleicht ein bisschen blöd, weil wir nach einer Minute aus dem Nichts das erste Gegentor bekommen. Wir sind aber wirklich impulsiv ins Spiel reingekommen. Ob das dann vielleicht ein kleiner mentaler Brechpunkt war, keine Ahnung. Danach hat es jedenfalls nicht mehr so gepasst, wie wir uns das vorgenommen hatten. Dann liegen wir zur Halbzeit ganz schnell 0:3 zurück.

In Hälfte zwei war ein Aufwärtstrend zu sehen.

Aus meiner Sicht kommen wir sehr gut in die zweite Halbzeit, die Jungs kämpfen sich ran, machen das 1:3. Dann kann man drüber streiten, ob der Schiedsrichter das Anschlusstor von Demi (Ermedin Demirovic traf in der Nachspielzeit, Schiedsrichter Martin Petersen erkannte den Treffer ab, weil er ein vorangegangenes Foul gesehen hatte, d. Red.) wirklich zurücknehmen muss. Die Leistung in der zweiten Halbzeit war auf jeden Fall viel besser und auf dem Niveau, wo wir uns wieder hinkämpfen müssen. 

Ganz oft sind es Kleinigkeiten, die in dieser Saison bisher nicht für uns laufen. Wie können wir es schaffen, diese Kleinigkeiten wieder auf unsere Seite zu ziehen?

Glück dreht man nicht so schnell um, das muss man sich erarbeiten. Das ist der Punkt, wo die Jungs einfach weitermachen müssen. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben oder die Köpfe hängen lassen. Wir müssen einfach weiter Gas geben, dann muss irgendwann der Drehpunkt kommen, von dem an das Glück wieder auf unsere Seite fällt.

Am Samstag geht es nach Augsburg. Die bayerischen Schwaben haben bisher eine sehr ausgeglichene Bilanz: drei Siege, zwei Remis, drei Niederlagen, also elf Punkte. Was macht die Mannschaft um unsere Ex-Spieler Daniel Caligiuri, Rafal Gikiewicz und Florian Niederlechner gefährlich?

In letzter Zeit habe ich nicht so viele Spiele von Augsburg gesehen. Die Bilanz spricht aber für sich. Die holen ihre Punkte und haben auf jeden Fall eine gute Truppe zusammen mit ein paar Ex-Spielern aus Freiburg. Flo Niederlechner zum Beispiel ist halt kaltschnäuzig vor dem Tor. Wenn er eine Chance kriegt, macht er die auch rein. Wir müssen einfach dagegenhalten, kämpfen, arbeiten – und ein Zeichen setzen auf dem Platz.

Interview: Marcel Burger, Sina Ojo

Foto: Achim Keller

 
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