Vincenzo Grifo im Sonntags-Interview über das perfekte Fußballwetter, das europäische und badische Finalwochenende sowie Spaghetti von der Oma.
Vince, auch in Schruns hat es abgekühlt und die Wolken hängen tief drin. Kein Grifo-Wetter eigentlich...
Definitiv nicht. Ich mag es sonnig bei 35 Grad. Der Trainer ist am Freitag schon zu mir gekommen und hat gesagt, es sei viel zu warm. Aber ich bin ein Sonnenmensch und kicke am liebsten, wenn es so richtig heiß ist. Da es bei uns in Deutschland ja nicht immer so ist, genieße ich den Sommer.
... und powerst dann auch bei der größten Hitze 90 Minuten durch?
Für ein ganzes Spiel gebe ich mich auch mal mit 27 Grad zufrieden. Klar, 90 Minuten am Samstagmittag können sehr anstrengend sein, wenn es richtig knallt. Da ist dann ganz gut, wenn man nach 70 Minuten schon 3:0 führt...
Gestern im Test gegen den FC Dornbirn habt ihr euch 70 Minuten ziemlich schwer getan, vor allem mit dem Tore schießen.
Ich muss ehrlich zugeben, dass Dornbirn lange Zeit besser war, als ich das vorher gedacht habe. Wir haben das Spiel zwar dominiert und viele Chancen rausgespielt, aber vor dem Tor hat die Effizienz gefehlt. Das frühe Gegentor dürfen wir so auch nicht kassieren, wir hätten schon gerne zu Null gespielt. Gegen einen sehr tief stehenden Gegner ist es dann halt schwierig, vor allem wenn die Kaltschnäuzigkeit fehlt. Mit zunehmender Spieldauer hat sich die Dominanz dann ja aber auch noch im Ergebnis gezeigt.
Wie war denn die persönliche Laune am Samstagvormittag? Der Freitagabend lief ja enttäuschend...
Du meinst das Europa League-Finale mit Inter Mailand?
Ja.
Ich bin Inter-Sympathisant und hätte mir natürlich gewünscht, dass sie sich den Pokal holen. Da spielen auch ein paar Kollegen aus der Nationalmannschaft, mit denen ich Kontakt habe und denen ich die Daumen gedrückt habe. Inter hat eine saubere Saison gespielt, Spieler wie Lukaku haben zeigen können, wie gut sie sind. Schade, dass die Mannschaft die Saison jetzt nicht hat krönen können. Aber klar, Sevilla hat sich den Titel jetzt zum sechsten Mal geholt. Die Mannschaft hat sehr viel Erfahrung und am Ende dieses wirklich spannende Finale gewonnen.
Du bist Inter-Sympathisant oder Inter-Fan?
Mittlerweile kein Fan mehr, sondern Sympathisant. Ich bin ja selbst Profi und kenne die Abläufe, da schlägt das Herz bei Spielen anderer Mannschaften nicht mehr so schnell. Aber ich drücke Inter immer die Daumen und hätte mich am Freitag richtig für sie gefreut.
Bist du da familiär vorgeprägt? Hat dein Vater dich zu Inter gebracht?
Papa ist Inter-Fan und Mama auch, da habe ich mich angeschlossen. Meine beiden Brüder halten zu Juve und zu Milan. Ich kann mich erinnern, dass wir früher bei Derbies immer länger aufbleiben durften und mit Trikots vor dem Fernseher saßen. Auch wenn das Spiel erst abends um neun angefangen hat, durften wir eine Halbzeit anschauen - und dann ging die Post ab.
Ihr drei habt euch auch ein Zimmer geteilt, hast du mal erzählt...
Genau. Wir waren zu Dritt in einem Zimmer, der Große war absolut der Chef. Er hat uns rumkommandiert und die Playstation-Zeiten bestimmt. Da konnte ich dann ein bisschen provozieren, wenn Inter gegen Juve gewonnen hatte.
Heute Abend steht das nächste große Finale an. Was erwartest du für ein Spiel?
Ein geiles Spiel. Bayern ist momentan echt brutal drauf. Ich weiß nicht wann es zuletzt eine Bayern-Mannschaft gab, die so dominiert hat und mit seinen ganzen geilen Einzelspielern so geilen Fußball auf den Platz bringt. Unter Guardiola vielleicht. Aber bei Hansi Flick ist es jetzt fast genau so. Über die Qualität von Paris brauchen wir auch nicht sprechen. Neymar, Mbappé, Di Maria - das sind drei Kanonen vorne. Ich bin wirklich gespannt auf das Spiel. Wir werden es uns alle gemeinsam ansehen und können uns vielleicht was abschauen.
Bis zu unserem ersten Pflichtspiel sind es noch drei Wochen. Seit gestern steht fest, es geht im Pokal zum SV Waldhof Mannheim. Du kommst ja aus der Ecke. Was sind deine Waldhof-Erinnerungen?
In der Jugend habe ich ab und zu gegen Waldhof Mannheim gespielt. Das gestrige Finale gegen Nöttingen habe ich natürlich verfolgt. Nöttingen liegt nur acht Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Ich hätte mich natürlich saumäßig gefreut, gegen die zu spielen. Das wäre ein echtes Heimspiel für mich gewesen. Aber Mannheim ist ja auch nicht weit weg. Sie haben coole Fans - wirklich schade, dass wir wohl ohne Fans spielen müssen - und eine gute Mannschaft, die sich in der Dritten Liga wirklich sehen lassen konnte. Das wird nicht einfach. Da brauchen wir eine richtig gute Fokussierung und Vorbereitung.
Auf was kommt es bis dahin an in der Endphase der Vorbereitung? Eine knappe Woche Trainingslager steht noch vor euch...
Es geht darum, Schritt für Schritt voranzukommen. Wir trainieren ja seit zwei Wochen, haben jetzt viel im läuferischen Bereich gearbeitet und auch schon zwei Tests gespielt. Jetzt geht es darum, sich auch im fußballerischen und taktischen Bereich zu verbessern. Wenn wir fit sind, marschieren und ackern können, und zugleich spielen wie oftmals in der vorherigen Saison, dann bin ich guter Dinge.
Es wird auch individuell gearbeitet. Du hast gleich Einzelvideo mit Patrick Baier. Nimm uns kurz mit: Um was für Szenen geht's da? Was wird da besprochen?
Das ist natürlich noch detaillierter als Video in der großen Gruppe. Man analysiert vier oder fünf Szenen aus dem letzten Spiel. Gute Dinge und weniger gute Dinge. Im Gespräch mit dem Trainer geht's dann um Kleinigkeiten. Wo kann ich besser stehen, zum Beispiel. Ich mache das sehr gerne, denn es geht um Details und den Feinschliff.
Vorher aber Mittagessen mit der typischen Trainingslager-Kost Salat, Gemüse, Kartoffeln, etwas Fleisch und etwas Fisch. Was vermisst du kulinarisch?
Spaghetti von der Oma und von der Mama (lacht). Aber das passt hier schon alles. Das Essen schmeckt gut, die Zimmer sind schön und wir haben top Bedingungen.
Guten Appetit und Dankeschön.
Interview: Sascha Glunk