In naher Vergangenheit war die Liaison zwischen dem SC Freiburg und dem DFB-Pokal oftmals eine kurze.
Das soll diesmal anders sein. Vor der ersten Runde im DFB-Pokal an diesem Samstag (live bei Sky und im Ticker unter scfreiburg.com) bei Drittligist Magdeburg spricht Schlussmann Alexander Schwolow über seine punktgenaue Genesung, positive Pokal-Erinnerungen und Magdeburg-Kenner Florian Kath.
scfreiburg.com: Schwolli, wir sind auf der Zielgeraden der Saisonvorbereitung. Wie lautet Dein Fazit nach fünf Wochen Training?
Alexander Schwolow: Wir haben intensiv trainiert, hatten gute Tests und mit dem Doppel-Spiel gegen Cagliari Calcio einen schönen Abschluss. Ich selbst bin verletzungsbedingt erst spät wieder ins komplette Mannschaftstraining eingestiegen. Ganz pausiert habe ich aber nie. Deshalb habe ich zum Glück gefühlt nicht viel verloren.
Beim knappen 0:1 gegen Cagliari hast Du Dein Comeback gefeiert, das zweite ging 4:1 für uns aus. Inwiefern waren die Partien schon ein Gradmesser für die anstehenden Aufgaben?
Im ersten Spiel haben wir richtig gute Ansätze gezeigt, besonders in der ersten Halbzeit. Da hätten wir uns mit zwei, drei Toren einfach belohnen müssen. In der zweiten Habzeit war es dann ein Duell auf Augenhöhe. In Spiel zwei haben es die Teamkollegen wirklich super gemacht, toll kombiniert und viele Tore geschossen. Den Zuschauern hat es gefallen, denke ich.
Jetzt heißt es: Nach Sardinien ist vor Sachsen-Anhalt. In den Vorjahren sind wir nicht immer souverän durch den Pokal marschiert. In der abgelaufenen Saison ging es in der ersten Runde gegen Drittligist Energie Cottbus gleich ins Elfmeterschießen. Die Frage muss also erlaubt sein: Bist Du bereit, wieder im Fokus zu stehen?
Wenn es so weit kommt, sind wir auf jeden Fall bereit! Der Plan ist allerdings ein anderer: Wir wollen ein gutes und sauberes Spiel hinlegen und keine Zweifel aufkommen lassen, dass wir ohne Verlängerung und Elfmeterschießen in die nächste Runde einziehen können.
Wieso haben uns Cottbus und in Runde zwei auch Zweitligist Kiel vor solche Probleme gestellt?
Auswärts haben wir uns in den vergangenen zwei Jahren generell schwergetan. Außerdem hat schon die 3. Liga richtig gute Teams. Die können gut kicken und gut verteidigen. Wenn die sich also hinten reinstellen und vorne noch zwei, drei schnelle Spieler an den Start schicken, dann ist das für einen Bundesligisten nicht leicht zu knacken. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe selbst eine Saison lang in der 3. Liga gespielt.
Gutes Stichwort. In der Saison 2014/15 warst Du an Arminia Bielefeld ausgeliehen. In Pokalrunde zwei stand Hertha BSC auf dem Plan und Du hast im Elfmeterschießen brilliert.
(schmunzelt) Darauf werde ich noch immer häufig angesprochen. Klar denke ich daran sehr gerne zurück...
...und ein halbes Jahr später titelten die Blätter "Pokal-Sensation in Bielefeld". Wieder warst Du maßgeblich an dem Sieg und dem Einzug ins Halbfinale beteiligt...
...weil ich nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit im Elfmeterschießen den Schuss von Traoré parieren konnte. Das war wirklich ein Wahnsinnsmoment. Wir hatten Sandhausen, Hertha, Bremen, Gladbach. Erst im Halbfinale gegen Wolfsburg war Schluss. Die Bilder habe ich noch immer im Kopf. Es hat total Spaß gemacht, in diesem Wettbewerb zu spielen. Und das macht es noch heute. Es wäre ein Traum, wenn wir so etwas wie damals diese Saison auch mit Freiburg schaffen könnten.
Den Magdeburger Charles-Elie Laprévotte dürftest Du noch aus gemeinsamen SC-Zeiten kennen?
Stimmt. Mit Charles-Elie habe ich bei unserer Zweiten Mannschaft damals gespielt. Das ist ein guter Typ. Ich freue mich, ihn wiederzusehen.
In den Archiven finden sich auf den ersten Blick keine Verbindungen zwischen Dir und dem FCM. Hattest Du sportlich schon mal Berührungspunkte?
Nein, tatsächlich habe ich noch nie in und gegen Magdeburg gespielt. Umso mehr freue ich mich auf die Atmosphäre im Stadion. Die soll besonders beeindruckend sein. Katho (Florian Kath, d. Red.) schwärmt seit seiner Leihe jedenfalls immer sehr davon. Ich bin gespannt, wie das in der Realität ist.
Was hat Flo sonst so erzählt?
Dass die Fans unglaublich emotional sind und immer hinter ihrer Mannschaft stehen. In Magdeburg wird der Fußball gelebt.
Magdeburg hat nach vier Spielen fünf Punkte auf dem Konto. Wie hast Du den Saisonstart des Zweitliga-Absteigers bisher verfolgt?
Das letzte Spiel gegen Meppen habe ich mitbekommen. Das haben sie 3:1 gewonnen. Unabhängig davon sollten wir den Anspruch haben, uns als Bundesligist gegen einen Drittligisten durchzusetzen.
Wie ist der Drittligist zu entschlüsseln – auch ohne Elferschießen?
Die Konzentration wird eine große Rolle spielen. Außerdem müssen wir den Ball sehr gut laufen lassen, im Pass- und Positionsspiel die richtigen Entscheidungen treffen und immer abwägen: Wie eng stehst Du und wie offen stehst Du für Konter? Diesen Spagat zu finden, wird die Kunst sein. Da tun sich schließlich regelmäßig auch andere Bundesligisten schwer. Wünschenswert wäre natürlich ein frühes Tor, um Ruhe reinzubekommen. Ansonsten wird es ein Kampf werden, den wir annehmen müssen. Wenn uns das gelingt, bin ich sicher, dass wir gewinnen werden.
Interview: Marcel Burger, Sina Ojo
Foto: Achim Keller