Nach neun Jahren Werder Bremen wechselte Keeper Sebastian Mielitz zum SC Freiburg und dann zu Greuther Fürth. Bei allen drei Clubs bekam er es mit Nils Petersen zu tun.
Vielleicht könnte ich mich noch ein bisschen breiter machen. Anonsten finde ich mein Torwartverhalten auf dem Foto ganz okay: Ich verkürze den Winkel und stelle den Block, was bei der kurzen Distanz zum Ball auch Sinn macht. Es gibt ja verschiedene Blockpositionen, die mitunter an Aktionen von Eishockey-Torhütern erinnern. Manche Keeper können dabei fast in den Spagat gehen. Ich bekomme das Tor mit Hilfe von Verteidiger Marcel Franke so abgedeckt, dass mein Kumpel Nils Petersen im lila SC-Trikot nicht gegen mich trifft.
Aber auch ohne ein Tor von Nils Petersen verlor ich hier 2016 mit Greuther Fürth gegen den SC mit 2:3. Im Hinspiel hatte es sogar eine 5:2-Rutsche gegeben – inklusive Tor von Nils. Zweiter Keeper hinter mir war bei der Spielvereinigung übrigens ein 22-jähriger Niederländer namens Mark Flekken.
In der Vorsaison waren Nils und ich noch beide SC-Profis gewesen. Freunde sind wir schon seit unserer Zeit bei Werder Bremen. Von klein auf Werder-Fan war ich 2005 als B-Jugendlicher von Energie Cottbus nach Bremen gewechselt. 2008 schaffte ich es ins Profiteam und 2012 zur Nummer eins. Damals kam Nils von Bayern München an die Weser. Ich denke, unsere ostdeutsche Herkunft war unser erster Anknüpfungspunkt.
Klimmzug-Tipps für Petersen
Im Kraftraum brachte ich Nils Klimmzüge näher. Anfangs machte er da keine so gute Figur, mit der Zeit aber schon. Klimmzüge kommen heute leider kaum noch in Nils’ Krafttraining vor. Das hat mir ein anderer früherer SC-Kollege verraten, „Chicco“ Höfler.
Als ich 2014 zum SC kam, wurde ich hinter Roman Bürki enttäuschend nur die Nummer zwei. Dafür brachten mir die bis ins Detail durchdachten Einheiten bei Torwarttrainer Andreas Kronenberg viel für mein Spiel. Mit „Krone“, heute ja Bundestorwarttrainer beim DFB, hab ich noch ab und an Kontakt. Er vergisst ehemalige Schützlinge eben nicht, was nicht unbedingt üblich ist im Profigeschäft.
Überhaupt herrschte beim SC und in der Stadt ein sehr herzlicher Umgang. Denke ich an Freiburg, denke ich aber zuallererst an die Geburt meines Sohnes. Er ist ein Freiburger Bobbele.
Erinnerungen an den bitteren Abstieg
Sportlich war leider Abstiegskampf angesagt. SC-Coach Christian Streich fragte mich dann mal, was ich von Nils Petersen hielte. Ich sagte, das sei ein feiner Kerl, der perfekt zum SC passen würde. Nils kam dann ja zur Rückrunde und machte sofort seine Tore. Nach einem 2:1-Sieg über Bayern München war eine Rieseneuphorie im Stadion. Am letzten Spieltag in Hannover verfolgte ich dann auf der Bank per Handy im Bundesliga-Liveticker, wie alles gegen uns lief, und am Ende stand der bittere Abstieg.
Wahnsinn war aber, wie viele SC-Fans uns bei unserer Heimkehr am Dreisamstadion erwarteten, um uns aufzubauen. Der Tenor war: Egal Jungs, dann steigen wir eben nächste Saison wieder auf! So hab ich in Freiburg Enttäuschendes und Schönes erlebt. Aufs und Abs gehören zum Leben eben einfach dazu – ganz besonders als Torwart. Aber den Job hab ich mir nun leider mal ausgesucht. (lacht)
Sebastian Mielitz, aufgezeichnet von Timo Tabery
Foto: Imago Images