Gründungsdatum mit vielen Fragezeichen

Verein
29.05.2017

In einem Interview mit SC-Archivar Uwe Schellinger gehen wir dem Gründungsdatum des SC Freiburg auf die Spur, das sich gar nicht so leicht bestimmen lässt.

Uwe Schellinger, wir würden unserem Sport-Club gerne zum Geburtstag gratulieren. Der 30. Mai 1904 gilt gemeinhin als Gründungstag des Vereins. Ganz so klar ist das aber gar nicht...

Falls jemand eine stichhaltige historische Quelle nennen kann, auf die sich das Datum „30. Mai 1904" zurückführen lässt, wären wir sehr dankbar! Ich selbst bin leider noch nicht auf ein solches Dokument gestoßen. Der SC bezog sich, was die Vereinsgründung anbelangt, schon seit den 1920er Jahren auf die beiden Vorgängervereine Freiburger Fußballverein 04 und FC Union 04. In den frühesten historischen Rückblicken des Vereins ist jedoch lediglich angegeben, dass der FFV 04 im „März 1904" ins Leben gerufen wurde, Union kurz danach und auch noch im Jahr 1904. Mehr leider nicht. Zudem hat der Freiburger Fußballverein 04 sein erstes Spiel nachweislich am 8. Mai 1904 in Emmendingen ausgetragen, kann also auf keinen Fall erst am 30. Mai gegründet worden sein. Worauf sich der „30. Mai 1904" als Gründungsdatum zurückführen lässt, wer dieses Datum aus welchen Gründen festgelegt hat, ist momentan tatsächlich noch eine offene Frage. Als Historiker hätte man natürlich gerne eine sichere Quelle für eine solche Angabe.

Wie sind Sie auf die Ungereimtheiten gestoßen?

Schon im Zuge der Recherchen zum 110-jährigen Vereinsjubiläum 2014 ist aufgefallen, dass in sämtlichen Festschriften zu früheren Jubiläen, angefangen von der ersten des Jahres 1924, kein konkretes Vereins-Gründungsdatum steht. Die intensive Suche nach einer Quelle, die das geläufige Datum bestätigen würde, blieb dann absolut erfolglos. Und eine studentische Seminararbeit zur SC-Geschichte gab schließlich noch den Hinweis auf das erwähnte Spiel des FFV 04, das schon am 8. Mai 1904 stattfand.

Als ehrenamtlicher Archivar kümmern Sie sich darum, dass Gedächtnis des Vereins aufzubauen und aufzufrischen. Wie steht es um das Archiv, das in einem Raum unter der Südtribüne untergebracht ist?

Archive haben logischerweise einen gewissen Platzbedarf zur Bewältigung ihrer Aufgabe: der sicheren Aufbewahrung wichtiger Materialien. Wir versuchen, hier das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten zu machen. Wie in vielen anderen Fußballclubs muss sich dieses Arbeitsfeld seine Berechtigung erst und immer wieder erarbeiten. Der Unterhalt von Archiven und Museen gehört bei Proficlubs ja nicht unbedingt zum Kerngeschäft, wenngleich hier seit rund zehn Jahren bedeutende Entwicklungen zu beobachten sind - mit dem Höhepunkt der Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund 2015. Was das SC-Archiv anbelangt: In den letzten Jahren ist viel Neues mit hinzugekommen, doch verfügen wir weiterhin nur über bestimmte Ausschnitte aus dem vielfältigen Vereinsgeschehen. Deshalb sind wir immer dankbar für materielle „Neuzugänge", die helfen, die Vereinsgeschichte des SC zu dokumentieren.

Wie lebendig ist die Archivarbeit des SC? Es gibt einen Stammtisch, der sich mit der Historie unseres Vereins beschäftigt...

Ja, der „SC-Geschichte-Stammtisch" ist einer der Ansätze, gemeinsam mit Interessierten, die vielfältige SC-Tradition ins Gedächtnis zu rufen. Oft geht es hier speziell um die Frühzeit des Vereins. Vorrangigste Aufgabe des SC-Archivs muss natürlich das Sammeln und Bewahren relevanter Materialien bleiben. Darüber hinaus beteiligt sich das SC-Archiv nach Kräften an konkreten Projekten, in denen Aspekte der Vereinsgeschichte eine Rolle spielen.

Entwickeln sich daraus konkrete Ideen, die Vereinsgeschichte erlebbar zu machen?

Es gibt immer wieder eine ganze Reihe solcher Ideen. Beispielweise laufen gerade die ersten Durchgänge einer neu konzipierten Stadtführung speziell zur Frühgeschichte des SC unter dem Titel „Der SC im Herzen der Stadt". Weiterhin gibt es Überlegungen, durch Projekte das allererste Vereinslied des SC von 1924 wieder in Erinnerung zu rufen oder die Aufstiegsmannschaft des Jahres 1978 wieder mehr zu würdigen. Ich persönlich fände es auch schön, die Szene der privaten „SC-Sammler" aktiver miteinbeziehen zu können.

Man hat den Eindruck, es bewegt sich etwas in der Stadt. Beim Projekt „Freiburg sammelt" laden die städtischen Museen die Bürger ein, sich über das kulturelle Erbe der Stadt Gedanken zu machen. Ergeben sich da auch für die Geschichte des SC neue Anhaltspunkte?

Der SC kann mit dazu beitragen, dass der Fußball nicht nur als sportlicher, sondern auch als kultureller und sozialer Faktor in der Stadt wahrgenommen wird. Mit der Basis seiner archivischen Sammlungen ist der Verein deshalb einer der Kooperationspartner des Projekts „Freiburg sammelt" der Städtischen Museen. Dahinter steht die Frage: Was am SC finden die Freiburger auf lange Sicht hin prägend und erinnerungswürdig für die Geschichte der Stadt? Dadurch soll erreicht werden, dass durch die SC-Geschichte auch die Entwicklungsgeschichte des Fußballs in Freiburg größere Beachtung findet.

Die Gründungsurkunde ist aber noch in keiner privaten Speicherkiste aufgetaucht. Wann dürfen wir dem Sport-Club denn jetzt zum Geburtstag gratulieren?

Wer weiß, welche Schätze zukünftig noch zum Vorschein gelangen! Ob ein solches Gründungsdokument noch existiert, wage ich jedoch zu bezweifeln, lasse mich aber gerne überraschen. Für das Jahr 1904 müssen wir uns wohl mit dem Gedanken anfreunden, eben noch kein genaues Gründungsdatum zu kennen. Das Geburtsjahr steht fest, der Geburtstag hingegen nicht. Es gibt allerdings einen wichtigen Fixpunkt der Vereinsgeschichte, der relativ sicher ist: Die Fusion der Vorgängervereine Freiburger Fußballverein 04 und FC Union zum SC Freiburg am 3. März 1912.

Interview: Sascha Glunk

 
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