„Zusammen mehr bewegen“

Frauen & Mädchen
17.01.2024

Knapp 150 Interessierte haben am Dienstagabend die Podiumsdiskussion „Zur Zukunft des Frauenfußballs“ im Europa-Park Stadion verfolgt. Die Kernaussage des Abends war schnell klar: „Wir können zusammen etwas bewegen. Es ist aber noch sehr großes Potenzial da.“

Gemeinsam mit dem SWR und der Landeszentrale für politische Bildung organisierte der Sport-Club am vergangenen Dienstagabend eine großangelegte Runde im Europa-Park Stadion. Viele Fans, Vertreter/innen verschiedenster Fangruppen, SC-Spielerinnen und Mitarbeiter/innen sowie Medienvertreter/innen wohnten der Podiumsdiskussion „Zur Zukunft des Frauenfußballs“ bei. Unter der Moderation von Felicia Mutterer diskutierten die beiden SC-Spielerinnen Hasret Kayikçi und Janina Minge, Trainerin Theresa Merk, Präsident Eberhard Fugmann sowie badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand, ZDF-Reporterin Claudia Neumann und DFB-Managerin Doris Fitschen knapp zwei Stunden lang über die Chancen und Potenziale, die der deutsche Frauenfußball nutzen sollte.

Die Erkenntnis, die sich dabei schon früh am Abend herausstellte: Der deutsche Frauenfußball verfolgt derzeit einen guten Weg, hat aber noch viel Arbeit vor sich. Hier sollte neben dem Engagement der Vereine, Spielerinnen, Funktionär/innen und Verbände auch ganz bewusst die Unterstützung der Fans eine Rolle spielen, wie Stimmen aus dem Plenum ergänzten: „Es sollte nicht so sein, dass die Spielerinnen des SC die Entwicklung vorantreiben müssen, sondern vielmehr wir Mitglieder unseres Vereins.“

Die Kernaussagen der Podiumsdiskussion:

Theresa Merk: „Ich werde oft gefragt, warum ich derzeit die einzige weibliche Trainerin in der Liga bin. Das sollten aber vielmehr die anderen Vereine gefragt werden. Gab es dort keine Bewerberinnen? Oder lag es an der fehlenden Qualifikation? Es geht immer um den eigenen Ehrgeiz und Anspruch. Das gilt für die Position als Trainerin, Spielerin und alle anderen Funktionär/innen.“

Eberhard Fugmann: „Die SC-Frauen sind ein ganz elementarer Bestandteil unseres Vereins. Unser Ziel ist es, die beste Infrastruktur für alle Frauenteams des Vereins zu schaffen. Durch die bereits beschlossene Nachnutzung des Dreisamstadions sind wir auf einem guten Weg. Der Frauenfußball in Freiburg ist derzeit noch ein Minusgeschäft. Wir sind aber felsenfest davon überzeugt, dass der Invest in die Frauenabteilung der richtige Weg ist. Die Freiburger Fußballschule war in ihrer Anfangsphase ebenfalls ein Minusgeschäft. Wir wissen um unsere konservativen Rahmenbedingungen hier in Freiburg, aus denen wir den Frauenfußball aber so erfolgreich wie möglich bestreiten wollen. Wir kennen unsere Möglichkeiten, kennen aber auch unsere Grenzen.“ 

Hasret Kayikci: „Wir diskutieren schon seit Jahren über viele Themen. Gehalt ist eines davon. Früher haben wir ein paar Mal in der Woche trainiert und nebenher gearbeitet. Der Frauenfußball hat sich aber komplett verändert, die Strukturen werden immer professioneller: Die Trainingswoche ist immer individuell, die Spieltage werden aber leider immer recht knapp terminiert und mittlerweile über vier Tage verteilt. Wir wissen, dass der Fußball eine privilegierte Sportart ist. Uns geht es darum, dass wir derzeit nur schwierig nebenher noch etwas machen können und wir deshalb so entlohnt werden sollten wie jeder festangestellte Arbeitnehmer. Wir sind aber auch in guten Gesprächen mit unserer Abteilungsleitung und unserem Vorstand. Ich hoffe, dass diese Entwicklung weiter vorangeht. Wir können zusammen etwas bewegen, das haben die letzten Jahre gezeigt. Es ist aber noch sehr großes Potenzial da. Da ich nicht so der Trainer-Typ bin, hoffe ich daher sehr, dass ich nach meiner aktiven Karriere in einer entsprechenden Funktion hier im Verein an dieser Entwicklung mitarbeiten kann.“

Janina Minge: „Wir freuen uns sehr, dass die Entwicklung immer besser wird. Die Vereine müssen den Grundstein legen. Jede Bundesligaspielerin sollte von ihrem Gehalt leben können, um ihren Job professionell ausüben zu können.“

Doris Fitschen (DFB-Managerin): „So eine Dynamik, wie wir sie momentan erleben, habe ich noch nie erlebt. Es ist eine große Chance, die wir nutzen und dranbleiben müssen. Wir wollen noch mehr Fans an die Frauen-Bundesliga binden und den Frauenfußball mit verschiedenen Maßnahmen innerhalb unserer 'FF27-Strategie' entwickeln. Ein Thema ist dabei sicherlich das Mindestgehalt. Wenn wir die Liga weiter professionalisieren wollen, ist es wichtig, dass Spielerinnen dann auch professionell ihrem Job nachgehen können.“ 

Claudia Neumann (ZDF-Reporterin): „Die Qualität des Fußballs der Frauen hat in der Vergangenheit einen Quantensprung erlebt. Das ist die Basis – die Protagonistinnen haben geliefert. Was aber drumherum passiert ist, ist noch nicht überzeugend. Durch die Gesellschaft ist aber jetzt Druck da. Ich erwarte nun ein eigenes Konzept, einen kreativen Plan für die Frauen-Bundesliga. Jetzt könnte man sich von den Gepflogenheiten des Männerfußballs absetzen. Dafür müssen aber alle Vertreter/innen eine Idee und Struktur erarbeiten, um an den Punkt zu kommen, dass sich der Frauenfußball auf einem kleinen Level selbst professionell tragen kann.“

Hans-Martin Hellebrand (badenova-Vorstand): „Uns ist es wichtig, den SC in der Gesamtheit und Vielfalt zu unterstützen. Wir als Sponsor wollen nicht nur finanziell unterstützen, sondern durch gemeinsame Maßnahmen Aufmerksamkeit schaffen. Wir müssen Menschen begeistern. Das kann man durch solche Partnerschaften erreichen. Denn das Interesse am Frauenfußball ist ganz klar da. Wir müssen zusammen an einem spannenden neuen Format arbeiten, das die Leute sehen wollen. Lasst uns nicht das Problem und die Nachteile sehen, sondern die Chance ergreifen und etwas Neues probieren, um unsere Nische und unseren Markt zu finden.“

Fotos: SC Freiburg

 

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