Karl: "Es ist die harte Arbeit wert"

Frauen & Mädchen
26.03.2020

Lisa Karl, 23, hat zwei Karrieren. Sie ist sowohl Spielerin beim Sport-Club, als auch Polizistin. Im Interview erzählt sie von ihrer Ausbildung zur Polizeimeisterin, Kindheitsträumen und der Vereinbarkeit ihrer zwei Berufe. 

scfreiburg.com: Herzlichen Glückwunsch, Lisa. Du hast erst kürzlich deine Ausbildung zur Polizeimeisterin erfolgreich abgeschlossen und warst Jahrgangsbeste bei den Sportprüfungen sowie Zweitbeste im schriftlichen Teil. Wie hast du dich in diesem Moment gefühlt?

Lisa Karl: Ich war vor allem erleichtert, alle Prüfungen hinter mich gebracht zu haben und die Ausbildung abgeschlossen zu haben. Dass ich dann noch so gut abgeschnitten habe und ausgezeichnet wurde, war eine große Ehre und hat gezeigt, dass es die harte Arbeit wert war, die ich investiert habe.

Wie lange dauert die Ausbildung zur Polizeimeisterin?

In unserem Fall zweieinhalb Jahre, davon ist ein Jahr schulische Grundausbildung angesagt und ein Jahr im Praktikum, dass ich hier in Freiburg absolviert habe. Zum Schluss stand ein Abschlusskurs an, an dessen Ende wir auch die Prüfungen geschrieben haben.

Wie geht es jetzt nach der Ausbildung beruflich für dich weiter?

Während meines Praktikums wurde ich meistens im Streifendienst eingesetzt, das war eine tolle und sehr abwechslungsreiche Erfahrung. Mittlerweile arbeite ich im Tagesdienst auf dem Polizeiposten in St. Georgen. Das ist einfacher mit dem Fußball zu koordinieren als eine Stelle im Schichtdienst.

Und auf lange Sicht?

Habe ich vor, in den gehobenen Dienst zu gehen und die Kommissar-Laufbahn einzuschlagen.

Wie schaffst du es, sowohl den Fußball als auch deine Karriere bei der Polizei unter einen Hut zu bringen?

Ich habe bei der Polizei ein bisschen zurückgestuft, arbeite also nicht komplett Vollzeit. Dadurch kann ich früher gehen oder später kommen, wenn Training ist. Für unsere Spiele bin ich auch freigestellt. Das lief sehr unkompliziert ab, wofür ich meinen Vorgesetzten bei der Polizei sehr dankbar bin.

Wann wusstest du, dass du beide Wege würdest verfolgen wollen?

Tatsächlich schon seit ich klein bin. Ich habe neulich mit Freunden aus Jux alte Poesie- und Freundealben durchgeblättert und den Beweis gefunden: Ich habe damals schon bei der Frage nach meinem Traumberuf Polizistin angegeben und bei meinem größten Wunsch, Fußballspielerin zu werden (lacht).

Mit anderen Worten: Du lebst deinen Traum.

Absolut, zumal mir beides wirklich riesigen Spaß macht.

Wie sieht denn ein typischer Tag in deinem Leben aus?

Morgens steht meistens eine Trainingseinheit an, dann direkt zur Arbeit und abends wieder ins Training. Danach unternehme ich manchmal noch was mit Freundinnen, bin aber häufig auch zu erschöpft, um nochmal loszuziehen und freue mich dann eher aufs Sofa. Momentan fällt das Mannschaftstraining wegen des Corona-Virus aber natürlich weg.

Hat Corona denn auch Auswirkungen auf deine Einsatzbereiche im Polizeidienst?

Dadurch, dass insgesamt weniger Leute auf der Straße sind, verschiebt sich unser Aufgabengebiet. Seit es das Betretungsverbot für Gruppen an öffentlichen Orten gibt, müssen wir Präsenzstreifen stellen und kontrollieren, dass die Bevölkerung sich an die Vorgaben hält.

Lass uns mal den Schwung von der Polizei zum Fußball machen: Was unterscheidet die Lisa auf dem Platz von der Lisa bei der Polizei?

Puh, gute Frage (lacht). Ich glaube, letztlich nicht viel, auch wenn ich auf dem Platz sicher ein bisschen mehr aus mir herausgehe. Ich versuche, egal wo ich bin, offen und ich selbst zu bleiben.

Du bist 2012 als 15-jährige zum Sport-Club gewechselt, konntest dein Debut in der Frauen-Bundesliga bereits 2013/14 feiern und hast sämtliche Junioren-Nationalmannschaften von der U15 bis zur U20 durchlaufen. Wie zufrieden bist du mit deiner sportlichen Karriere bislang?

Sehr zufrieden. Den Wechsel hierher zum Sport-Club habe ich noch nie bereut, zumal ich ja früh den Sprung in die Erste Mannschaft geschafft habe. Leider haben mich zwei Kreuzbandrisse in den vergangenen Jahren immer wieder ein bisschen zurückgeworfen – aber ich will nicht jammern.

Wie beurteilst du die Entwicklung im Frauenfußball der vergangenen Jahre?

Der Sport wird in vielen Bereichen professioneller. Nicht nur die finanzstarken Vereine sondern auch die kleineren Teams unternehmen große Anstrengungen, um ihren Spielerinnen und Mitarbeitern bestmögliche Bedingungen zu bieten. Die Lücke zu den Männern bleibt zwar bestehen, aber wir sind auf einem vielversprechenden Weg.

Euch fehlen noch sechs Spieltage, um die Saison regulär zu Ende spielen zu können. Was habt Ihr euch für den Rest der Saison vorgenommen?

Das werden wichtige Partien für uns. Ich hoffe natürlich, dass wir die letzten Spiele noch absolvieren dürfen, zumal wir mit unserer Punkteausbeute bislang nicht hundertprozentig zufrieden sind und unseren achten Tabellenplatz noch ein bisschen verbessern wollen.

Interview: David Hildebrandt

 

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