Wilde Jungs und Strähnchen

Verein
12.04.2023

Ein Bild und seine Geschichte. Ex-SC-Profi Johannes Flum war Teil der Freiburger U19, die erstmals den DFB-Pokal holte und das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft erreichte. Heute ist "Flumi" Jugendtrainer beim SC und denkt an eine "coole Zeit" zurück.

Bei dem Foto muss ich etwas schmunzeln. Wie jung ich da aussehe – und noch dazu mit Strähnchen im Haar. Das muss beim Halbfinalrückspiel um die deutsche U19-Meisterschaft 2006 gegen Bayern München gewesen sein – meinem letzten Spiel als Jugendspieler. Wir waren mit Spielern wie Daniel Schwaab, Sandrino Braun, Manuel Konrad, Daniel Caligiuri und Felix Roth Meister der Bundesliga Süd/Südwest geworden und hätten gerne
einen Gegner zugelost bekommen, den wir nicht schon aus der Liga kannten. Zum Beispiel Schalke 04 mit Mesut Özil. Gegen die Bayern mit Mats Hummels und Sandro Wagner haben wir dann leider in der Summe mit 1:3 verloren. Viele schöne Erinnerungen ruft das Bild trotzdem wach. Für mich gibt es da auf den zweiten Blick sehr viel zu entdecken.

Meine Lieblingsschuhe etwa: Schon fast auseinandergefallen und dick mit Tape umwickelt, damit ich noch damit kicken konnte. Und der Mann ganz
rechts, verschwommen im Hintergrund? Das ist Harry Glusa, unser manchmal launischer und immer strenger Zeugwart: Waren die Umkleiden dreckig oder Schuhe nicht geputzt, wurde er ungemütlich. Hast du aber seine Regeln eingehalten, hat er dich ins Herz geschlossen.

Das bittere Aus im Meisterrennen wurde damals dadurch gemildert, dass wir ein paar Tage vorher als erste SC-A-Jugend den DFB-Pokal geholt hatten. Der Karlsruher SC mit Lars Stindel hatte im Endspiel im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin keine Chance. Wir gewannen 4:1. Danach haben wir eine Berlin-Tour gemacht, gefeiert und am nächsten Tag das Herren-Pokalfinale zwischen Frankfurt und den Bayern im Olympiastadion verfolgt – ein Riesenwochenende für uns alle.

Wir waren ein wilder Haufen mit sicher nicht nur einfachen Charakteren. Aber unsere Trainer, Christian Streich und Klemens Hartenbach, heute Profi-Trainer und Sportdirektor beim SC, haben alles – mal mit Strenge, mal mit ’nem lockeren Spruch – gut reguliert bekommen. Nach dem Training hat der Trainer uns übrigens gern mal Flanken schlagen lassen, um vorzuführen, wie man Fallrückzieher macht. „Im Leben kann der das nicht!“, haben wir gedacht. Aber dann lag er in der Luft und machte die Schere – also Fallrückzieher konnte Christian Streich wirklich wahnsinnig gut. Auch wenn ihm danach der Rücken wehtat.

Für mich fühlt es sich sehr gut an, heute Jugendtrainer bei meinem Jugendverein zu sein. Damals bin ich viermal pro Woche von Tiengen über Basel mit dem Zug zum Training gependelt. Ein Weg dauerte Eindreiviertelstunden. Begonnen hatte es für mich mit zwölf Jahren beim Sichtungstag 2000 im Dreisamstadion, wo wir Kinder in Gruppen mit SC-Profis kickten. Bei mir waren das Mike Rietpietsch und witzigerweise Marco Weißhaupt. Mit dessen Sohn Noah habe ich dann als 32-Jähriger noch beim SC II zusammengespielt – unter Co-Trainer Uwe Staib, meinem einstigen B-Jugendcoach. Den meine ich auf diesem alten Foto auch noch zu erkennen: von mir leicht verdeckt im schwarzen Trainingsanzug.

 

Aufgezeichnet von Timo Tabery

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist

Foto: Imago Images

 
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