Spurensuche zum Thema „Euthanasie“

Engagement
25.10.2022

Ende September traf sich eine Gruppe SC-Fans gemeinsam mit den Kooperationspartnern des SC Freiburg zu einer Stadttour per Rad, um im Rahmen der „!Nie wieder – Erinnerungsinitiative im deutschen Fußball“ der Thematik „Euthanasie“ in Freiburg nachzugehen.

Nachdem bei der Gedenkstättenfahrt nach Grafeneck im Juli, die der SC Freiburg gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Fanprojekt Freiburg, „Omas gegen Rechts Freiburg und der Freiburger Hilfsgemeinschaft durchführte, die Ermordung einer Vielzahl an Menschen mit psychischer und/oder körperlicher Behinderung im Mittelpunkt stand, fand zum Abschluss der Veranstaltungsreihe Ende September eine Spurensuche in Freiburg zum Thema „Euthanasie“ statt.

Um einen Eindruck davon zu bekommen, welche Auswirkungen die sogenannte „Aktion T4“ auf Menschen mit Behinderung in Freiburg hatte, führten Frau Rißmann-Schleip von der Freiburger Hilfsgemeinschaft gemeinsam mit Uwe Schellinger (Vereinsarchivar SC Freiburg) durch den Abend. Die „Aktion T4“ ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 unter Leitung der Zentraldienststelle T4.

Die erste Station der Stadtrundfahrt war die ehemalige Kreispflegeanstalt in der Eschholzstraße, die heute unter anderem ein Studierendenwohnheim ist. Bis auf eine Stele weist aktuell nichts auf die frühere Nutzung dieses Ortes hin, das als Heim für Menschen mit Behinderung Ende des 19. Jahrhunderts zu diesem Zweck etwas außerhalb der damaligen Bebauung auf der grünen Wiese errichtet wurde. Von hier aus gab es 1940/41 mindestens zwei Transporte nach Grafeneck, wo die Betroffenen noch am selben Tag ermordet wurden. Nachdem die „Aktion T4“ 1941 beendet wurde, fanden weiter Tötungen durch Medikamente oder Vernachlässigung in der Kreispflegeanstalt statt.

Der nächste Halt führte die Gruppe auf den Hauptfriedhof, wo ein „Euthanasie“-Denkmal aus den 1960er Jahren steht. Darunter liegen Urnen von Getöteten, die als „unwertes Leben“ betrachtet wurden. Im typischen Stil der 1960er Jahre sind auf dem Denkmal weder Täter noch Opfer der Verbrechen genannt, lediglich, dass Menschen „Würde und Leben“ genommen wurde.

Nachdem ein weiteres Stück per Rad zurückgelegt wurde, fand eine Einordnung der Geschehnisse vor der Psychiatrie in der Hauptstraße statt. Dort war Alfred Hoche der erste Klinikleiter, der bereits 1920 gemeinsam mit einem Kollegen das Buch „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ veröffentlichte. Hier wird deutlich, dass die gesellschaftliche und wissenschaftliche Haltung bereits vor der Machtergreifung der NSDAP auch von vermeintlichem Fachpersonal in eine kategorisierende Richtung gedrängt wurde. Ihren Höhepunkt fand sie dann in der systematischen Ermordung durch die Nationalsozialisten.

Da von vielen „Euthanasie“-Opfern eine Biografie fehlt, war die letzte Station der Stolperstein für Flora Baer in der Löwenstraße. Hier konnte man anhand eines Einzelschicksals erfahren, welche Auswirkungen die Entscheidungen des damaligen Regimes auf einen Menschen und seine Familie haben konnte. Flora Baer wurde in Grafeneck getötet. Der Stolperstein von ihr ist einer von 13 Stolpersteinen in Freiburg, der Menschen gewidmet ist, die aufgrund des „Euthanasie“-Gedankens ums Leben gebracht wurden. Allerdings wurden aus Freiburg mindestens 120 Menschen aufgrund ihrer geistigen und/oder körperlichen Behinderung getötet.

Der SC Freiburg bedankt sich ganz herzlich bei den Dozierenden für ihre professionelle und mit viel Fachwissen begleitete Führung durch die Stadt. Eine Nachricht, die alle Anwesenden unterschreiben können: Wehret den Anfängen – denn die Vorbereitungen für die Ermordung von Menschengruppen wurde bereits früher gelegt.

Foto: SC Freiburg

 
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