Wetten, sagt Katja Melin, sei eigentlich nicht so ihr Ding. Am 04. April 2023, gegen halb elf abends, hatte sie im heimischen Wohnzimmer in Bergen/Norwegen aber das dringende Gefühl, noch schnell zehn Euro auf ihren Sport-Club setzen zu müssen. Knapp 2000 Kilometer entfernt spielte der gerade in München sein Viertelfinale im DFB-Pokal. Die Wette war kaum abgesetzt, da pfiff Schiedsrichter Harm Osmers Handelfmeter für den SC. Lucas Höler jagte den Ball tief in der Nachspielzeit mit Schmackes zum 2:1 unter die Querlatte und bescherte seinem Team nicht nur den Einzug ins Halbfinale, sondern auch dem Verein den ersten Auswärtssieg bei den Bayern sowie Katja Melin in Norwegen Glücksgefühle mit ihrem SC und eine Verdreißigfachung des spontanen Wetteinsatzes.

Zwei Jahre, drei Monate und 13 Tage später steht Katja im Höler-Trikot neben der Tribüne in Schruns und sammelt Autogramme. Zweieinhalb Tage dauerte die Reise von Norwegen nach Österreich. Jetzt genießt die Lehrerin für Deutsch und Englisch die ungewohnte Nähe zu ihrer Herzensmannschaft. „Ich komme ursprünglich aus dem Badischen und bin vor 32 Jahren ausgewandert“, erzählt Katja. „Dort ist trotz der großen Distanz die Liebe zum SC immer größer geworden.“ Ihre Familie teilt die Zuneigung. Ehemann Haino hat sich mit den Kindern Nico und Jana mit ins Getümmel gestürzt. Der 7-jährige Sohnemann trägt dabei schon das neue SC-Trikot und lässt sich das Vorgängermodell von der gesamten Mannschaft signieren. Zuhause in Norwegen soll es gerahmt werden und einen Ehrenplatz im Kinderzimmer erhalten.