Wie verfolgen SC-Fans, die im Ausland leben, die Spiele ihres Lieblingsclubs? Wir haben euch gefragt und viele Einsendungen dazu bekommen – hier sind einige ausgewählte Geschichten.
In der vergangenen Woche war Familie Melin aus Norwegen in Schruns. Die drei Familienmitglieder, die extra für das Trainingslager der SC-Profis nach Österreich gereist sind, sind aber bei Weitem nicht die einzigen SC-Anhänger in Nordeuropa.
Ein Styroporblock, Sami Hyppiä, der Füchsleclub. Im ersten Moment haben diese drei Dinge und Personen nichts miteinander gemeinsam und doch verbinden sie drei Menschen mit einer Leidenschaft. Es sind die Erinnerungen von Laura-Helena Suominen, Ville Virtanen und Max Trapp, die ausschlaggebend für ihre Leidenschaft zum Sport-Club sind. Alle drei sind große SC-Fans. Ihre Verbindung? Ihr Zuhause ist in Nordeuropa. Virtanen und Suominen wohnen in Helsinki, Finnland. Trapp in Oslo, Norwegen.
Im SC-Dress durch Helsinki
Der Füchsleclub war der Beginn der Leidenschaft für den Sport-Club von Laura-Helena Suominen. Gemeinsam mit ihrem Bruder nahm sie am Füchslecamp teil und machte mit dem Füchsleclub ihre erste Auswärtsfahrt – nach Kaiserslautern. „Es war richtig toll“, erinnert sich Suominen. Die gebürtige Freiburgerin stammt aus einer deutsch-finnischen Familie und lebt seit vier Jahren in Helsinki. Dort hat sie studiert und arbeitet mittlerweile in der finnischen Hauptstadt. Voller Stolz trägt sie das SC-Wappen durch die Stadt: „Jeder kennt meinen Lieblingsverein. Ich habe immer etwas vom SC an oder dabei. Mein Herz schlägt für den SC.“ Das sieht man auch in ihrer Wohnung: Dort hängt eine SC-Flagge und sie schläft in SC-Bettwäsche. „Fußballverrückt“, wie Suominen selbst sagt, trifft es gut. In ihrem Fußballverein trainiert sie manchmal im SC-Trikot. „Wir spielen hier bei (fast) jedem Wetter draußen“, erzählt die 26-Jährige. Man kann sich vorstellen, wie das leuchtende SC-rot im Winter auf einem Fußballplatz im verschneiten Finnland leuchtet.
Wenn es ihre Zeit zulässt, meistens aber dann, wenn sie Urlaub hat und ihre Familie in Freiburg besucht, ist sie auch im Europa-Park Stadion. Zuletzt hat sie den Heimsieg gegen Holstein Kiel im vergangenen Januar erlebt, zur Saisoneröffnung gegen CA Osasuna (9. August) wird Suominen auch kommen. „Das sind für mich die besonderen Erlebnisse. Im Stadion ist alles viel emotionaler und eindrucksvoller als vor dem Fernseher.“ Dort sieht sie viele Spiele des Sport-Club in Finnland, gerne aber auch mal unterwegs am Handy per Stream.
Berlin – Freiburg - Oslo
Auf einem großen Styroporblock hat Max Trapp sein erstes SC-Spiel verfolgt. Im August 1993 nahm ihn sein Vater mit ins Dreisamstadion auf die Gegengerade. Der SC verlor 0:1 gegen den Hamburger SV, aber der erste Besuch hatte seine Spuren hinterlassen. Ein Jahr später stand Trapp beim 5:1-Sieg gegen Bayern München auf der Nordtribüne. Der gebürtige Berliner, der mit seiner Familie im Alter von knapp fünf Jahren in den Breisgau kam, wohnt seit 2019 in Oslo – seine Frau hat dort eine Stelle an der Universität angenommen. Seine Leidenschaft für den Sport-Club ist geblieben.
Die Dauerkarte, die der Familienvater im Dreisamstadion auf der Nordtribüne und im Europa-Park Stadion auf der Südtribüne hatte, hat Trapp an einen Freund weitergegeben. Für regelmäßige Besuche im Stadion ist der Weg zu weit. „Jetzt verfolge ich die meisten Spiele im norwegischen Fernsehen oder per Stream. Unterwegs lese ich aber auch oft den Liveticker.“ Denn verpassen möchte Trapp die Spiele seiner Lieblingsmannschaft nicht.
Wie für Suominen gilt auch für Trapp: Wann immer es möglich ist, versucht er, Spiele des SC im Stadion zu verfolgen. Wie er selbst, erlebte auch sein Sohn – damals jedoch noch ein Baby und mit Ohrenschützern – sein erstes SC-Spiel im Dreisamstadion. In Berlin, seiner Geburtsstadt, erlebte Trapp das letzte Spiel von Christian Streich an der Alten Försterei und das Pokalfinale 2022. „Neben dem Finale gehören auch meine ersten Reisen in der Europa League zu meinen Highlights“, erzählt Trapp. Er war in London, Turin und Piräus.
Als SC-Fan in Nordeuropa regte die neuerliche Qualifikation der Mannschaft für die Europa League Hoffnung. „Ein SC-Spiel in Norwegen wäre toll“, sagt Trapp. Der norwegische Verein Fredrikstad FK müsste sich allerdings zunächst in der Qualifikation durchsetzen, um ein Duell in der Europa League des SC in Norwegen möglich zu machen.
Sami Hyypiä lockte zum Sport-Club
Zurück nach Finnland. Und zu Sami Hyypiä. Der ehemalige Fußballprofi und Trainer von Bayer 04 Leverkusen war es, der Ville Virtanen 2014 zum Spiel des Sport-Club gegen Leverkusen ins Dreisamstadion lotste. Virtanen war zu dieser Zeit als Austauschstudent an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. „Ich wollte Sami live sehen, kaufte mir ein Ticket für das Spiel, packte meine finnische Fahne ein und fuhr zum Dreisamstadion. Das Stadion war ausverkauft, die Atmosphäre fantastisch“, erzählt Virtanen. Der SC drehte das Spiel nach zweimaligem Rückstand, Virtanen ging später noch zum Leverkusener Mannschaftsbus, seine finnische Flagge ließ er aber im Rucksack stecken. „In diesem Moment habe ich gespürt, dass ich SC-Fan geworden war“, blickt Virtanen auf diesen besonderen Tag am 25. Januar 2014 zurück. Es war um ihn geschehen – der Sport-Club hatte einen neuen SC-Fan dazugewonnen.
Während seines Auslandssemester besuchte Virtanen noch einige SC-Spiele, unterstützte den Sport-Club auch auswärts in Stuttgart und freute sich über eine schöne Begegnung im Fanshop am Dreisamstadion, als er Julian Schuster, damals noch Spieler beim SC, traf und dieser ihn freundlich grüßte. „Im August 2014 flog ich zurück nach Finnland, aber mein Herz hatte ich beim Sport-Club gelassen“, sagt Virtanen heute über sein halbes Jahr in Freiburg. Für einen Deutschkurs war er 2017 erneut für längere Zeit in Südbaden, mittlerweile lebt das SC-Mitglied aber in Helsinki. „Es ist schade, dass ich bei den Spielen nur so selten vor Ort dabei sein kann. Meistens verfolge ich den SC per App oder über einen Stream.“ Im November 2023 war Virtanen zum letzten Mal im Stadion dabei, hielt seinen Schal hoch und sang beim Badner Lied mit.