Wie verfolgen SC-Fans, die im Ausland leben, die Spiele ihres Lieblingsclubs? Wir haben euch gefragt und viele Einsendungen dazu bekommen – hier sind einige ausgewählte Geschichten.
662 Kilometer trennen die niederländische Stadt Coevorden und das Europa-Park Stadion. Dennoch gibt es in dem Ort an der deutschen Grenze eine aktive Fanszene, die mit dem Sport-Club mitfiebert und den Verein regelmäßig auf Auswärtsreisen begleitet. Eric Ekkelenkamp ist Vorsitzender des Coevorden Fanclub und erzählt im Telefon-Interview von den Anfängen des Fanclubs, den schönsten Reisen und Public Viewings zum Saisonabschluss.
Hallo Eric, die wichtigste Frage zuerst: Was heißt eigentlich „Wir gewinnen jeden Doppelpass, spielen alle in unserem Bächle nass“ auf Niederländisch?
Eric Ekkelenkamp: (lacht) Das müsste frei übersetzt “Wij winnen elk een-tweetje, spelen iedereen drijfnat in ons beekje” heißen.
Aber ich vermute, ihr seid auch auf Deutsch textsicher?
Jaja, viele von uns sind ja schon eine ganze Weile dabei.
Du bist Vorsitzender des Coevorden-Fanclubs aus den Niederlanden. Wie ist die Idee entstanden einen SC-Fanclub zu gründen?
Wir haben uns 2019 gegründet und waren schon früher häufiger bei Auswärtsspielen in Grenznähe oder im Dreisamstadion. Meist sind wir mit dem Auto gereist, manchmal mit dem Bus. Über die Jahre haben wir viele Fans kennengelernt, die gefragt haben, wann wir einen Fanclub gründen. Irgendwann haben wir es dann einfach gemacht.
Mittlerweile umfasst der Fanclub fast 200 Personen.
Wir sind fast alle aus Coevorden. Viele von uns sind früher in den Schwarzwald zum Camping nach Kirchzarten gefahren – sogar schon in den 70er Jahren. Und die Liebe zur Region und dem Verein hat sich schließlich auch auf die Kinder und Enkel übertragen. Mittlerweile sind bei uns im Ort wirklich viele im SC-Fieber. Alle wissen, wie der SC gespielt hat. Wenn ich am Wochenende in Coevorden unterwegs bin, heißt es oft: „Eric, wir haben gewonnen!“
Was schätzen Du und deine Mitstreiter/innen besonders am Sport-Club?
Ich denke, insbesondere das Familiäre. Der SC war immer der etwas kleinere Verein, hat es aber trotzdem geschafft, in der Bundesliga mitzuhalten. Und obwohl wir selbst nur ein paar Fahrten im Jahr mitmachen, werden wir von den anderen Fans immer sehr herzlich aufgenommen. Jede Reise ist ein Erlebnis!
Coevorden ist eine Stadt mit etwa 35.000 Einwohnern direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Welches Team unterstützt man bei euch in der Gegend normalerweise?
Die meisten finden Twente, Ajax, oder Rotterdam gut. Oder auch den FC Emmen oder Groningen. Holland ist ja nicht ganz so groß. Aber bei uns im Ort gibt es eigentlich nur den SC (lacht).
Wie viele Spiele verfolgt ihr im Schnitt pro Saison?
Früher haben wir gesagt: Ein Auswärtsspiel in der Hinrunde und eines in der Rückrunde. Mittlerweile machen wir vier oder fünf Fahrten mit. Aber eigentlich ist bei jedem Auswärtsspiel des SC jemand von uns dabei. Manchmal vier oder fünf, manchmal auch sechzig Personen.
Gibt es ein Spiel, das Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da gibt es tatsächlich einige: Das erste Spiel, das ich mit meinem Sohn im Dreisamstadion gesehen habe. Damals war er vier oder fünf – das müsste 2008 gewesen sein. Oder die Auftaktpartie in der Zweiten Liga im Sommer 2015, als der SC 6:3 gegen Nürnberg gewonnen hat. Eine richtig schöne Erfahrung war auch das Spiel der Zweiten Mannschaft in Meppen im September 2021. Da sind wir mit 50, 60 Leuten hingefahren und haben durch ein Tor von unserem Landsmann Vincent Vermeij in letzter Minute mit 1:0 gewonnen. Das war eine richtig gute Geschichte, wir waren fast die einzigen SC-Fans vor Ort.
Wie verfolgt ihr die Spiele des Sport-Club, wenn ihr nicht auf Auswärtsfahrt seid?
Normalerweise schauen wir zusammen. Entweder bei Freunden oder bei uns in der Hauskneipe. Und seit einigen Jahren hat es Tradition, dass wir das letzte Heimspiel der Saison größer feiern. Dann kommen etwa 75 Leute zusammen, wir machen eine Tombola und schauen die Partie auf einem Großbildschirm.
Hast Du schon einen Plan, wohin es dieses Jahr gehen soll?
Am Samstag sind wir bei der Saisoneröffnung – auch das hat mittlerweile Tradition. Beim Pokalspiel in Lotte sind wir auch dabei und einige Wochen später in Bremen. Außerdem wollen wir nach Leverkusen, Dortmund und zum HSV.
Interview: David Hildebrandt
Fotos: Ekkelenkamp