Seit September 2025 ist das Dreisamstadion 70 Jahre alt. Unser Stadionmagazin Heimspiel widmet sich anlässlich des 70. Geburtstags des Dreisamstadions der wechselvollen Historie dieser Spielstätte – von den Anfängen bis heute.
Der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang dem SC Freiburg im Sommer 1978. Ein großer Erfolg, der weitere bauliche Veränderungen am Dreisamstadion unumgänglich machte. Da die Arbeiten nicht während des Ligabetriebs durchgeführt werden konnten, spielten die Stadtkonkurrenten Freiburger FC und Sport-Club in der darauffolgenden Spielzeit nicht nur in derselben Klasse, sondern teilten sich auch das altehrwürdige Möslestadion. Unterdessen wurde im Dreisamstadion die Osttribüne um zwanzig Meter verlängert und auf nunmehr 15 Stehplatzreihen aufgestockt. Die gesamte Rasenfläche wurde den Verbandsvorgaben gemäß umzäunt. An der Flussseite entstanden die ersten fünf Stufen der Nordtribüne.
In die Freude über die großen Entwicklungsschritte, die der SC in dieser Zeit nahm, mischten sich erste kritische Stimmen: Dem Einwand, dass die oberhalb der Nordtribüne angebrachte Werbebande den Blick auf den dahinter befindlichen Wald raube, begegnete der Vereinsfunktionär und zweimalige Kurzzeittrainer Horst Zick selbstbewusst: „Wer zu uns kommt, der schaut nicht auf den Roßkopf, sondern auf Fußball mit Kopf.“
Joachim „Jogi“ Löws erste Auftritte im SC-Trikot waren mangels Westtribüne noch von einem wackligen, an der Seitenlinie postierten Gerüsttürmchen aus gefilmt worden. Den Kameraleuten und Kommentatoren diente nur eine Zeltplane als Witterungsschutz. Die anschließenden Pressekonferenzen wurden in einem kleinen Nebenraum des Dreisamblick abgehalten. Im September 1980 wurde mit der Errichtung der Haupttribüne begonnen: Sie stellt einen auf bescheidenes Freiburger Maß zurechtgestutzten Nachbau des Stadions am Böllenfalltor des SV Darmstadt 98 dar.
Dass der SC noch längst nicht so etabliert war wie heute, zeigte sich auch im Verhältnis zur Kommunalpolitik: Die rund 1,2 Millionen Mark für die 1.750 überdachte Sitzplätze bietende Tribünenseite musste der Sport-Club selbst bezahlen. Die Stadt beschränkte sich auf die Rolle der Bürgin, und der Erste Vorsitzende Achim Stocker, der das Amt seit 1972 innehatte, gab schon damals den Bedenkenträger. „Wenn’s nach dem vorsichtigen Achim gegangen wäre, hätten wir grad eine größere Zigarrenkiste hingestellt“, erinnerte sich Zick.
„Die Zweitklassigkeit wird zementiert“, titelte die Lokalpresse doppeldeutig. Der SC erfüllte mit dem Dreisamstadion zwar endlich die Mindestvoraussetzungen für den Ligabetrieb. Der wertvolle Raum unter der Tribünenschräge etwa blieb aber ungenutzt. Auch Mannschaftskabinen und Zuschauertoiletten befanden sich in einem leidlichen Zustand.
„Zwei alte Kabinen und dazwischen die Duschen“
1989 schließlich bewilligte der Freiburger Gemeinderat Mittel in Höhe von einer halben Million DM für einen Unterbau der Haupttribüne. Die fehlende Million schossen der Badische Sportbund und einige Mäzene um den damaligen SC-Hauptsponsor Gernot Pöpperl zu. Kurz vor Beginn der Ära Finke im Jahr 1991 wurde dann auch die neue Umkleidekabine unter der Südtribüne eingeweiht. Ein echter Meilenstein für das kickende Personal. Den bis dahin bestehenden Zustand schilderte Andreas Zeyer über zwanzig Jahre später im Interview mit 11Freunde wie folgt: „Das waren zwei alte Kabinen und dazwischen die Duschen. Von der hinteren Kabine aus musste man immer durch die Duschräume durchgehen, wenn man nach Hause wollte. Dabei musste man aufpassen, nicht nass zu werden. Ich erinnere mich gut an diese alten Fliesen, die stammten noch aus einer Zeit lange vor meinem Vereinsdebüt 1989. Ganz ehrlich, ich hatte nicht den Eindruck, dass die je irgendjemand geputzt hat.“
Fortsetzung folgt ...
Thomas Müller Heiduk (Arbeitskreis Vereinsgeschichte)
Foto: Imago Images
Der Text erschien im Stadionmagazin "Heimspiel", das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert und auch im Abo erhältlich ist.