Am kommenden Sonntag feiern die SC-Frauen beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (12.10., 14 Uhr) ihr 50-jähriges Jubiläum im Dreisamstadion. Den Beginn nahm der Frauenfußball in Freiburg vor ziemlich genau 50 Jahren, mit dem ersten Punktspiel am 5. Oktober 1975.
Die Geschichte des Frauenfußballs beim SC Freiburg begann im Juli 1975. Insgesamt zwölf Spielerinnen der Spielvereinigung Wiehre 04 – damals eines der besten Frauenfußballteams in Südbaden – wechselten geschlossen zum Sport-Club. Dort wurde das Team herzlich aufgenommen. Drei weitere Spielerinnen kamen aus dem Freiburger Umland, darunter die junge Torhüterin Ute Willaredt (heute SC-Ehrenratsmitglied), und so konnte der SC-Vorsitzende Achim Stocker zum 1. Juli 1975 insgesamt 15 Spielerinnen beim Südbadischen Fußballverband anmelden: Sylvia Schulz, Beatrice Flury, Doris Klein, Edeltraud König, Christa Lob, Heike Petra Diercks, Andrea von Kermainsky, Gabriele Weber, Angela Wider, Christl Weinmeyer, Elke Sovjak, Helga Roßwaag, Ute Willaredt, Gertrud Kocholz, Gabriele Butz – so heißen die bislang wenig gewürdigten Pionierinnen des Frauenfußballs beim SC Freiburg. Sie brachten den weiblichen Fußball beim SC zu einer Zeit ins Rollen, als das Auftreten von Frauenfußballteams keine Selbstverständlichkeit darstellte.
Die allererste Spielzeit der SC-Frauen 1975/76 war mit größeren Schwierigkeiten behaftet. Zwar hatte das Team schon im Juli sehr motiviert unter der Leitung von Trainer Horst Klein (Foto rechts hinten) mit dem Training für die Saison begonnen, konnte dann aber aufgrund einer wegen des Vereinswechsels der vormaligen Wiehre-Spielerinnen auferlegten Spielsperre erst am sechsten Spieltag in die Punkterunde starten. Dadurch wurde die Saison gewissermaßen außer Konkurrenz absolviert.
Das erste Pflichtspiel der neuformierten SC-Frauen wurde schließlich, als nach langem Hin und Her die Spielerinnenpässe ausgestellt und eingetroffen waren, am 5. Oktober 1975 um 13 Uhr im Dreisamstadion angepfiffen. Es ging an diesem Tag in der Staffel 1 Südbaden gegen das Frauenteam der TuS Hartheim (bei Bad Krozingen). Am Wochenende zuvor hatten die SC-Frauen in einer Hütte am Kaiserstuhl noch ausgiebig die langersehnte Beendigung der Spielsperre gefeiert. Endlich konnten die 15 Sportlerinnen wieder ihrem liebsten Hobby nachgehen: Fußball spielen.
Die Feierlichkeiten taten der Fitness offensichtlich keinen Abruch, denn die SC-Frauen gewannen ihr erstes Spiel dann überlegen mit 7:0. Nicht bekannt sind wegen fehlender schriftlicher Überlieferung allerdings sowohl die Aufstellung für dieses erste Spiel noch die Torschützinnen. Zur Geschichte gehört nämlich auch: In der Presse fand der Freiburger Frauenfußball in diesen Anfangsjahren fast keine Beachtung – viel mehr als der Abdruck von Ergebnissen und Tabellenständen war nicht zu erwarten.
Die Staffel 1 Südbaden hatte damals lediglich sieben Mannschaften. Der Sport-Club trat in der Premierensaison gegen die Frauenteams aus Bahlingen, Bollschweil/Sölden, Freiamt, Hartheim, Seefelden und Staufen an. Allerdings lief zu dieser Zeit trotz der kleinen Gruppengröße keineswegs alles rund im Spielbetrieb: Teilweise mussten die Spiele ausfallen, weil die Gegnerinnen nicht genügend Spielerinnen zusammen bekamen, gar nicht erst antraten oder das Spielfeld von den Männermannschaften belegt wurde.
Gegen Ende der Saison, im März 1976, hatten die SC-Frauen von neun absolvierten Spielen sieben gewonnen, eines Unentschieden gespielt und nur ein Spiel verloren. Damit belegte das Team eigentlich den Tabellenplatz eins, musste aber – weil es außer Konkurrenz angetreten war – dem Bahlinger SC die Meisterschaft überlassen.
So endete die reichlich kuriose, aber zweifelsohne historische erste Saison der SC-Frauen. 50 Jahre später sind viele Details in Vergessenheit geraten – doch es lohnt sich, ihnen nachzuspüren. Denn mit dem Spiel gegen die TuS Hartheim begann am 5. Oktober 1975 ein besonderer Teil der Geschichte des SC Freiburg.
Uwe Schellinger (Historiker, Initiator des Arbeitskreis (AK) Vereinsgeschichte und seit 2011 zuständig für die Themen Vereinsarchiv und Geschichtsvermittlung beim SC Freiburg)
Dieser Text erschien im Stadionmagazin Heimspiel, das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert und auch als Abo erhältlich ist.