Es gibt immer einen Plan B

Verein
24.03.2023

Dieses Mal im Blickpunkt der kleinen Taktikschule: Der Matchplan, erläutert von Thomas Stamm, Trainer der U23. 

Herr Stamm, was ist eigentlich ein Matchplan?

Thomas Stamm: Der Matchplan umreißt, wie du ein Spiel erfolgreich gestalten willst. Zum einen: Was erwartet uns auf den Gegner bezogen?
Zum anderen: Welche Inhalte und Prinzipien des eigenen Spiels wollen wir besonders zur Geltung bringen? Der Matchplan variiert bei uns von Woche zu Woche nur minimal, große Änderungen sind die Ausnahme.

Der Matchplan beinhaltet also die eigene grundsätzliche Spielidee plus deren Umsetzung gegen einen speziellen Gegner.

Stamm: Ja. Wo pressen wir? Variieren wir das im Spiel? Welche Grundordnung wählen wir? Welche Räume wollen wir besonders bespielen? Beispiel: Bei bestimmten – eher offensiven – Grundanordnungen des Gegners kann es eine Idee sein, über gutes Positionieren den Ball so zu unseren Außenverteidigern durchzupassen, dass die vier Offensiven des Gegners schon mal überspielt sind.

Von vorne: Wann beginnt die Arbeit am Matchplan?

Stamm: Meist am Dienstag, wenn unser Videoanalyst Felix Roth uns Trainerkollegen den nächsten Gegner vorstellt. Daraus ergibt sich, worauf es im Spiel besonders ankommen soll, etwa aufs Gegenpressing, zweite Bälle, alles Mögliche. Entsprechende Inhalte packen wir dann in die Trainingswoche rein, um die Spieler zu sensibilisieren: Das kann am Wochenende ein Schlüssel sein. Im Abschlusstraining proben wir den Matchplan dann im Elf gegen Elf, wobei die zweite Elf die Spielweise des Gegners simuliert.

Gewinnt der Matchplan Spiele?

Stamm: Im Optimalfall greift er und hilft. Entscheidend sind aber insbesondere unsere Prinzipien und Basics, die immer zum Matchplan gehören und umzusetzen sind. Etwa: Wie intensiv und kompakt verteidigen wir? Wie führen wir Zweikämpfe?

Sind Standards auch Teil des Matchplans?

Stamm: Klar. Wie positionieren und verhalten wir uns bei eigenen und gegnerischen Freistößen, Eckbällen, Einwürfen, Torab- und Anstößen? Zum Matchplan gehört für mich auch: Welche Spieler nehme ich in die erste Elf und den Kader? Neben der Trainingsleistung kann dabei den Ausschlag geben, wer gut zum betreffenden Spiel passt. Pressen wir hoch, sind etwa schnelle Abwehrspieler gefragt, um den Raum hinter unserer letzten
Linie kontrollieren zu können.

Und wenn der ausgetüftelte Plan mal so gar nicht greift?

Stamm: Wichtig ist, im Matchplan neben Plan A auch einen Plan B zu haben: eine Option, sich taktisch anders zu positionieren, andere Räume zu bespielen – etwa weil der Gegner anders spielt als erwartet. Zudem sind wir Trainer im Spiel permanent im Austausch mit Felix auf der Tribüne und den Spielern auf dem Platz. Etwa bei Verletzungspausen oder nach Torerfolgen kommuniziere ich mit den Spielern: Gut so? Sollen wir was ändern? Ich messe dem Gefühl der Jungs da hohen Wert bei.

Der Matchplan ist also im Spiel ständig nachzujustieren.

Stamm: Wegen Problemen mit den gegnerischen langen Bällen haben wir mal unseren Sechser direkt vor die Innenverteidiger zurückgezogen.
Dadurch blieb zwar ein großer Zwischenraum davor – was wir normalerweise gar nicht wollen. In dem Fall war es allerdings okay, weil der Gegner diesen Raum gar nicht bespielte.

Zeigen Sie den Spielern in der Pause zur Verdeutlichung Spielszenen auf Video?

Stamm: Manchmal. Felix, Co-Trainer Uwe Staib oder ich schneiden am Tablet Szenen raus, Felix wählt vor der Pause die eindrücklichsten aus, und wir entscheiden, ob und welche wir den Jungs zeigen.

Puh, so ein Matchplan ist ja ein ganz schön dicker Wälzer mit vielen Fußnoten.

Stamm: (schmunzelt) Für Externe oder Neuzugänge mag das erstmal erdrückend wirken. Aber mit der Zeit wird vieles selbstverständlich. Hilfreich ist zudem, wenn einige Spieler schon länger bei uns sind und die Gabe haben, Neue gut mitzunehmen.

Interview: Timo Tabery und Uli Fuchs

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist

 
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