Mit 95 noch auf Stehplatz Nord

Verein
28.04.2021

Der SC Freiburg trauert um einen seiner ältesten Fans. In der vergangenen Woche verstarb der 96-jährige Alexander Faller. Bis zuletzt hatte er eine Stehplatzdauerkarte auf „Nord“. Der Sport-Club“ erinnert an "Opa Alex" in Form eines Fanporträts.

Der SC Freiburg gedenkt an Alexander Faller, der in der vergangenen Woche im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Vielen SC-Fans war er auch als „Opa Alex“ bekannt. Seine Beisetzung findet in dieser Woche im Kreise seiner Familienangehörigen und seiner engsten Vertrauten statt. 

Alexander Faller war SC-Mitglied, -Dauerkarteninhaber auf der Nordtribüne des Schwarzwald-Stadions und Mitglied des Fanclubs „Freiburg FANatics“. Der SC Freiburg erinnert an einen seiner ältesten Fans in Form eines „Heimspiel“-Artikels aus der Saison 2019/20, der "Opa Alex" in der Reihe „Ein Stadion und seine Geschichte(n)“ porträtiert. 

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„Weil ich Sitzplatzkarten geschenkt bekomme hatte, bin ich mit meiner Frau mal bei einem SC-Spiel auf der Haupttribüne gesessen. Die Stimmung dort fand ich zu mau. Wissen Sie, auf den Stehrängen auf Nord, da ist Leben und da stehe ich schon seit 1991. Damals waren dort nur ein paar Stufen, die zudem noch unüberdacht waren. Auch fürs neue Stadion hab ich mit meinen 95 Jahren übrigens wieder eine Stehplatz-Dauerkarte im Fanblock bestellt.

Früher, nach meiner Heimkehr aus russischer Gefangenschaft 1949, war ich viele Jahre Zuschauer beim übermächtigen SC-Lokalrivalen Freiburger FC. Als Bankkaufmann und Filialleiter der Sparkasse kannte ich viele FFC-Spieler als Kunden vom Schalter, zum Beispiel den späteren SCler Karl-Heinz Bente. Über die Spielergehälter war ich also genau im Bilde. (lacht) Zudem hab ich jahrelang die FFC-Heimspieleinnahmen abgeholt und in meiner Aktentasche zur Bank gebracht.

Nach dem Zweitligaabstieg des FFC im Sommer 1982 bin ich zunächst ab und zu zum Sport-Club ins Dreisamstadion gegangen, ab 1991 dann regelmäßig. Ich war da 66 Jahre alt und Volker Finke gerade Trainer geworden. Seither hab ich nur wenige Spiele verpasst. Meine Frau kam oft mit oder – wie noch heute – meine Tochter. Bald hatte ich ein Abo, eine Dauerkarte. Immer bin ich mit dem Rad zum Stadion rausgefahren. Meine Frau sagte zwar: „Nimm doch die Straßenbahn“, ich antwortete dann immer: „Mit dem Rad die Dreisam lang geht’s schneller!“ Mit 85 Jahren wurde mir das dann aber doch zu gefährlich.

Sportlich und fußballbegeistert war ich schon als kleiner Knirps, wobei man damals, vor dem Krieg, Fußball nicht schaute, sondern hörte. Anno 1930, als Fünfjähriger, hab ich schon Länderspiele auf einem kleinen Radio mit Kopfhörern verfolgt. Noch heute kenne ich die Namen der damaligen Nationalspieler. Als Schüler sammelte ich Vereinswappenbildchen aus Zigarettenschachteln und alle acht Tage ging’s mit der Klasse zum Bolzen aufs Spielfeld auf dem „Exe“, so haben wird den damaligen Exerzierplatz genannt. Sogar in Russland, als Gefangener, hab ich mitunter Fußball miterlebt, Spiele von Stalino etwa, dem heutigen Donezk. Der Lagerkommandant dort war recht umgänglich und ließ uns auch mal raus zum Sportplatz.

Ich selbst war zwar nie in einem Sportverein, dennoch begeisterter Leichtathlet, querbeet durch alle Disziplinen. Mit einem Nachbarsjungen hab ich schon als Kind oft morgens vor dem Frühstück und der Schule Waldläufe gemacht, etwa hoch zum Rosskopf. Später hab ich 51-mal das Sportabzeichen wiederholt. So macht mir noch heute trotz meines Alters das lange Stehen im Stadion eigentlich nichts aus, zumal ich kurz vor Anpfiff kommen kann, da mir meine allesamt viel jüngeren Kameraden vom Fanclub „Freiburg FANatics“ einen Platz am Wellenbrecher freihalten. Unter unseren Doppelhaltern stehe ich dann mit meiner alten SC-Glücksbringer-Kappe an der Stange oder in zweiter Reihe, damit ich mich anlehnen kann. Mein Enkel hat den Fanclub, dem neben mir aus der Familie auch noch meine Tochter angehört, 2002 gegründet. Impulsiv, dass ich einen Herzinfarkt kriegen könnte, bin ich beim Spiel nicht. Fehler passieren, da sollte man sich nicht aufregen. Außerdem ist der SC in den letzten 30 Jahren – anders als manch andere, auch große Clubs – nach Misserfolgen immer schnell wieder hochgekommen. Man bewahrt Ruhe, fördert den eigenen Nachwuchs und ist diesem Weg auch nach dem Tod des langjährigen Präsident Achim Stocker treu geblieben.

Natürlich hoffe ich jetzt, auch im neuen Stadion noch einige Spiele erleben zu können. Es fällt mir zwar nicht ganz leicht, den Berg hinter der Baustelle hochzugehen, aber ich schaffe es schon noch und muss sagen: Der Bau geht flott voran und alles sieht sehr gut aus. Ich freue mich für den SC, dass er hier einen neuen Abschnitt in seiner Geschichte beginnen kann."

von Alexander Faller (aufgezeichnet von Timo Tabery)

 
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