Mit Traumtor zum Remis gegen Dortmund
Der SC Freiburg hat sich am 14. Spieltag mit 1:1 (0:1) von Borussia Dortmund getrennt. Nach einer Roten Karte für Jobe Bellingham traf Lucas Höler eine Viertelstunde vor Schluss in Überzahl zum Ausgleich.
Ein Unentschieden gegen den Tabellendritten hätten vor Anpfiff wohl die meisten aufseiten des SC unterschrieben. Dennoch überwog nach Spielende eher die Wehmut darüber, dass sich die Mannschaft nicht mit drei Punkten für einen starken Auftritt im letzten Heimspiel des Jahres belohnen konnte. „Wir haben uns vorgenommen, es heute zu erzwingen und zu zeigen, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Viel von dem, was wir umsetzen wollten, haben wir gezeigt. Wie wir es dann in Überzahl spielen, ist nicht selbstverständlich. Es ist eine Leistung, die unter dem Strich mehr verdient hätte, aber auf die wir stolz sind" stellte Julian Schuster im Anschluss an die unterhaltsamen 90 Minuten fest.
Das Freiburger Trainerteam stellte seine Mannschaft nach dem Sieg gegen Salzburg auf drei Positionen um. Für den mit muskulären Problemen aussetzenden Philipp Lienhart begann Anthony Jung in der Innenverteidigung. Niklas Beste, erkrankt und ebenfalls nicht im Kader, wurde durch Lukas Kübler ersetzt und für Vincenzo Grifo startete Patrick Osterhage.
Niko Kovac nahm vier Wechsel im Vergleich zum 2:2 in der Champions League gegen Bodö/Glimt vor. Anstelle von Aaron Anselmino, Waldemar Anton, Maximilian Beier und Julian Brandt begannen Serhou Guirassy, Carney Chukwuemeka, Emre Can und Julian Ryerson.
Hin und her in Durchgang eins
Bei den Gästen aus dem Ruhrpott hatte nach dem Unentschieden unter der Woche die scharfe Kritik von Nico Schlotterbeck an der Leistung seiner Mannschaftskollegen Schlagzeilen produziert. Dass Niko Kovac zudem mit Julien Duranville und Cole Campbell zwei Spieler für die Partie gegen den SC aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen hatte, sorgte vor der Begegnung für weiteren Gesprächsstoff.
Dass die Borussia mit ordentlich Wut im Bauch in den Breisgau gereist war, wurde bereits in der druckvollen Anfangsphase deutlich, in der Guirassy per Kopf aus sieben Metern die beste Gelegenheit hatte, den Kasten von Noah Atubolu aber knapp verfehlte (6.). Eine Viertelstunde später war Chukwuemeka dem 0:1 mit einem Aluminium-Schuss aus spitzem Winkel sogar noch etwas näher.
Zu Beginn eher defensiv gefordert, erarbeitete sich auch der Sport-Club nach knapp zehn Minuten die ersten aussichtsreichen Gelegenheiten. Da Gregor Kobel gegen Johan Manzambis Abschluss aus kurzer Distanz auf dem Posten war und Yuito Suzuki im Fünfer nur Zentimeter an einer Günter-Hereingabe vorbeirauschte, blieb der Torschrei auf den Tribünen aus.
Giftige Zweikämpfe, hohes Tempo und gute Chancen auf beiden Seiten: Die gut 34.000 Zuschauer im ausverkauften Europa-Park Stadion sahen einen unterhaltsamen ersten Durchgang – und einen Sport-Club, der in der Defensive kompakt stand und offensiv immer wieder Akzente setzen konnte.
Bensebaini trifft
Der guten Leistung zum Trotz wies die Anzeigetafel nach 31 Minuten eine Führung für den Tabellendritten aus. Im Anschluss an einen Freistoß von der rechten Seite bekam der SC das Kunstleder nicht geklärt, Ramy Bensebaini schaltete am langen Pfosten am schnellsten und setzte die Kugel in die Maschen.
Weniger Glück im Abschluss hatte kurz vor der Pause Suzuki, der im BVB-Strafraum mit dem Rücken zum Tor von Manzambi angespielt wurde, sich blitzschnell drehte und das Tor von Kobel mit seinem Gewaltschuss aus acht Metern um Haaresbreite verfehlte (41.). Auch Christian Günters Strahl aus halblinker Position rauschte Millimeter über die Latte (45.), es ging mit dem knappen Rückstand in die Kabinen.
Notbremse und Traumtor
Durchgang zwei war gerade acht Minuten alt, da änderten sich die numerischen Kräfteverhältnisse auf dem Rasen zu Gunsten des Sport-Club. Philipp Treu reagierte bei einem kurzen Zuspiel von Kobel auf Jobe Bellingham am schnellsten, war vor dem Dortmunder am Ball und wurde von diesem an der Strafraumkante gelegt. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied sofort auf Notbremse und Platzverweis. Den fälligen Freistoß setzt Günter knapp links am Tor vorbei.
Während die Borussia mit einem Defensivwechsel auf die Unterzahl reagierte, drückte der SC nun zunehmend auf den Ausgleich und den BVB tief in die eigene Hälfte. Gleich zweimal war es der umtriebige Treu, der den Ausgleichstreffer nur knapp verpasste, bei Yuitos Schlenzer von der Strafraumkante waren die Gäste mit der Latte im Bunde (73.).
Und schließlich war der Bann doch gebrochen: Lucas Höler nahm ein halbhohes Zuspiel in den Sechzehner artistisch an und setzte die Kugel ebenso elegant mit einem Seitfallzieher unter Mithilfe des Innenpfostens in den Kasten (75.).
Auch nach dem Ausgleich spielte ausschließlich der Sport-Club, der sich, getragen von der lautstarken Unterstützung der Fans, am gegnerischen Strafraum festspielte und fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit vermeintlich den Führungstreffer bejubelte. Da Igor Matanovic bei seinem Treffer aus dem Gewühl im Abseits stand, zählte das Tor nicht. Am – aus Dortmunder Perspektive – schmeichelhaften Unentschieden änderte auch die ausgiebige Nachspielzeit nichts mehr, es blieb beim 1:1.
Am kommenden Samstag ist der SC ein letztes Mal vor Weihnachten im Einsatz. Die Partie beim VfL Wolfsburg beginnt um 15:30 Uhr.
David Hildebrandt
Foto: SC Freiburg
Stenogramm
| Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Treu, Kübler, Ginter, Jung (77., Matanovic), Günter (77., Grifo) - Osterhage, Eggestein - Suzuki, Höler, Manzambi | |
| Trainer: Julian Schuster | |
| Bank: F. Müller, Ogbus, Höfler, Makengo, Irié, Scherhant, Adamu | |
| Aufstellung Borussia Dortmund: Kobel - Ryerson, Can (90.+2, Süle), N. Schlotterbeck - Yan Couto (90.+2), Bellingham, F. Nmecha, Bensebaini - Chukwuemeka (78., Svensson), Guirassy (78., Beier), Fabio Silva (56., Groß) | |
| Trainer: Niko Kovac | |
| Bank: Meyer, Drewes | |
| Tore: 0:1 Bensebaini (31.), 1:1 Höler (75.) | |
| Gelbe Karten: Manzambi, Eggestein, Kübler - Couto, Ryerson | |
| Gelb-Rote Karten: | |
| Rote Karten: - Bellingham | |
| Schiedsrichter: Felix Zwayer | |
| Zuschauer/innen (Fahrradzahl): 34.700 (3.637) |

