Der Sport-Club hat das letzte Spiel der Saison zuhause gegen Eintracht Frankfurt mit 1:3 (1:1) verloren und spielt damit in der kommenden Saison in der Europa League. Ritsu Doan hatte die Führung für den SC erzielt.
Saisonfinale, Herzschlagfinale, Showdown. Viele Blicke in der Fußballwelt fielen am 34. Spieltag in den Breisgau, wo sich der Sport-Club und Eintracht Frankfurt im ausverkauften Europa-Park Stadion ein direktes Duell, und mit Borussia Dortmund ein Fernduell, um die letzten beiden verbliebenen Champions-League-Qualifikations-Plätze lieferten. Für den SC sprang nach 90 Minuten zwar nur der fünfte Platz, deshalb aber nicht ein weniger erfolgreiches Ende einer starken Saison heraus: die Teilnahme an der Europa League in der kommenden Spielzeit. Auch für Trainer Julian Schuster stand dieser Erfolg im Vordergrund: "Wir haben heute nichts verloren, sondern etwas gewonnen. Der Stolz muss überwiegen. Es ist toll, eine solche Mannschaft trainieren zu dürfen. Wir haben uns stetig entwickelt und sind mit Rückschlägen toll umgegangen. Das alles, die Mannschaft, mein Trainerteam, der Staff und auch unsere feinfühligen Fans, haben dazu beigetragen, dass wir wieder international reisen dürfen."
"Geduld" war einer der ausschlaggebenden Begriffe für Julian Schuster für die Spiele dieser Saison. Geduld mussten die beiden Teams noch vor dem Anpfiff haben, denn sowohl die SC-Fans - die eine beeindruckende Choreographie auf der Südtribüne präsentierten - als auch der Frankfurter Anhang verzögerten den Anstoß aufgrund des Abbrennen von Pyrotechniks.
Keine Torchancen bis zur 27. Minute, dann ist Doan da
Mit wenigen Minuten Verspätung und einer Änderung in der Startelf im Vergleich zum Sieg bei Holstein Kiel startete die Partie, in der Lucas Höler den kurzfristig erkrankten Patrick Osterhage ersetzte. Johan Manzambi rückte ins Mittelfeld, Höler begann im Angriff. Das Freiburger Spiel war sofort auf Offensive ausgerichtet, die Gäste begannen tiefstehend, der SC agil und aggressiv in den Zweikämpfen. Torchancen ließen auf sich warten, aber rund um den Frankfurter Strafraum war immer etwas los.
Erst nach einer Viertelstunde befreiten sich die Hessen etwas und gestalteten das Duell nun offener. Drei Ecken und ein Freistoß segelten in den SC-Strafraum, aber auch Frankfurt kam damit zu keiner Torchance. Es war, natürlich, ein sehr intensives Spiel, aber nach 25 Minuten konnten weder der Sport-Club noch die Eintracht eine Torchance verbuchen. Dann kam die 27. Minute. Philipp Lienhart machte es Arthur Theate gleich, der auf der Frankfurter linken Seite schon einige lange Einwürfe in den Freiburger Strafraum gebracht hatte. Nur flog Lienharts Einwurf besser in den Frankfurter Sechzehner, Matthias Ginter verlängerte und am langen Pfosten lauerte Ritsu Doan, der den Ball aus sechs Metern zur Führung über die Linie drückte. Es war der zehnte Saisontreffer für den Japaner und die durchaus verdiente Führung.
Unglücklicher Gegentreffer
Der Treffer hatte etwas bewirkt, denn kurz danach kamen auch die Gäste zu ihren ersten guten Möglichkeiten, scheiterten aber am stark reagierenden Noah Atubolu, der zunächst Hugo Ekitikés strammen Schuss aus elf Metern mit einem Arm abwehrte (33.) und seine Fäuste auch vier Minuten später bei Ekitikés nächstem Abschluss blitzschnell oben hatte. Dafür gab es großen Applaus von den Rängen und Schulterklopfen der Kollegen. Der Sport-Club ließ mit der Führung im Rücken nicht locker, blieb dran. Lienharts weite Einwürfe flogen immer wieder gefährlich in den Sechzehner der Gäste und im Mittelfeld gewann der SC die Mehrheit der Zweikämpfe.
Eine unglückliche Aktion Lienharts brachte die Eintracht in der Nachspielzeit der ersten Hälfte aber zurück ins Spiel. Der Innenverteidiger trat über den Ball, Ansgar Knauff war zur Stelle und traf zum Ausgleich. Der zweite Durchgang startete mit einer Unterbrechung, weil erst der Videoschiedsrichter in Köln, dann Schiedsrichter Benjamin Brand am Bildschirm eine Strafraumsituation auf Handspiel überprüfte, das einen Frankfurter Elfmeter zur Folge gehabt hätte. So weit kam es aber nicht, weil dem vermeintlichen Handspiel eine Abseitsstellung vorausgegangen war.
Frankfurter Doppelschlag
Als das Spiel wieder lief, war der SC gefordert - der BVB führte gegen Kiel zu diesem Zeitpunkt 2:0, das eigene Unentschieden bedeutete Rang fünf - und drückte aufs Gas. Doan spitzelte sich in der 56. Minute an zwei Gegenspielern vorbei, wurde vom dritten auf Höhe der Strafraumgrenze allerdings gestoppt. Die Brisanz dieses Spiels war jetzt allerdings deutlich spürbar. Jede Entscheidung des Schiedsrichters wurde in Frage gestellt, jeder gewonnene Zweikampf frenetisch bejubelt, und in der 63. Minute wurde es für ein paar Sekunden ganz ruhig auf den Freiburger Rängen.
Nach einem Freiburger Ballverlust im Mittelfeld hatte Rasmus Kristensen aus 17 Metern zu viel Platz. Der Innenpfosten half bei seinem Schuss mit, Frankfurt führte mit einem Tor und zwei Minuten später sogar mit zwei Toren. Nach einem Frankfurter Freistoß blieb Max Rosenfelder verletzt am Boden liegen, Ellyes Skhiri nutzte die kurze Unordnung in der Freiburger Defensive und traf zum 1:3.
Die Gäste zogen sich in der Folge weit in die eigene Hälfte zurück, konzentrierten sich auf ihr in dieser Spielzeit starkes Umschaltspiel, mit dem Kristensen in der 75. Minute zu einem weiteren Abschluss kam, das Tor aber knapp verfehlte. Der Sport-Club hängte sich rein, konnte aber nicht mehr diesen gefährlichen Druck aus der ersten Halbzeit entfachen. Drei Tore fehlten dem SC in der 84. Minute für den dritten oder vierten Platz. In der zehnminütigen Nachspielzeit kam Maximilian Eggestein nach Vincenzo Grifos Freistoß noch zu einer Kopfballchance, traf aber das Außennetz.
Stolz über Enttäuschung
Falls Enttäuschung über das Verpassen der Champions League bei den Fans da war, währte sie nur kurz. Denn noch vor dem Schlusspfiff würdigten die SC-Anhänger die Mannschaft wieder für diese starke Saison und sangen: "...denn Freiburg spielt international" und "Steht auf für den SCF". Es blieb bei der Niederlage am letzten Spieltag. Weil Dortmund gegen Kiel gewann und sich damit den vierten Platz sicherte, blieb für den Sport-Club "nur" der Europa-League-Platz. Enttäuschung war der Mannschaft anzumerken, aber Kapitän Christian Günter fand schon wenig später die passenden Worte: "Ich bin wirklich stolz auf den Verein und seine Entwicklung. Wenn mir das jemand vor zwölf Jahren erzählt hätte, dass wir uns mal darüber ärgern, nicht in die Champions League gekommen zu sein, ich hätte ihn für verrückt erklärt."
Isabel Betz
Foto: Achim Keller
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Rosenfelder (66. Kübler), Lienhart, Ginter - Makengo (74. Günter), Eggestein, Manzambi (82. Röhl), Grifo - Doan, Höler - Adamu (74. Gregoritsch) | |
Trainer: Julian Schuster | |
Bank: Huth, Kübler, Beste, Muslija, Sildillia, Höfler, Günter, Röhl, Gregoritsch | |
Aufstellung Eintracht Frankfurt: Trapp - Kristensen, Collins, Koch, Theate, Brown - Knauff (89. Wahi), Larsson, Shkiri (82. Amenda), Chaibi (66. Hojlund)- Ekitiké (89. Batshuayi) | |
Trainer: Dino Toppmöller | |
Bank: Grahl, Amenda, Nkounkou, Höjlund, Chandler, Matanovic, Wahi, Uzun, Batshuayi | |
Tore: 1:0 Doan (27.), 1:1 Knauff (45.+4), 1:2 Kristensen (61.), 1:3 Skhiri (63.) | |
Gelbe Karten: Rosenfelder, Lienhart, Gregoritsch - Kristensen, Knauff, Collins, Brown | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Benjamin Brand | |
Zuschauer/innen (Fahrradzahl): 34.700 (6894) |