Am 33. Spieltag gewinnt der Sport-Club mit 2:1 (1:1) in Kiel und zieht damit in der kommenden Spielzeit sicher in die Europa- oder Champions League ein. Für den SC treffen Johan Manzambi (45.+2) und Lucas Höler (58.).
Wie nah Freud und Leid im Fußball beisammen liegen, zeigte sich am späten Samstagnachmittag im Holstein-Stadion in Kiel. Während die soeben abgestiegene KSV unter dem Applaus des gesamten Stadions eine letzte Runde durch das weite Rund drehte, wartete der 1.600 Personen starke Freiburger Anhang darauf, mit Mannschaft und Staff den sicheren Einzug in den internationalen Wettbewerb zu feiern.
Auch Julian Schusters Worte auf der Pressekonferenz nach Spielende galten zunächst den Störchen: "Es ist mir wichtig, zuerst Wertschätzung für Holstein Kiel auszudrücken. Es tut weh, das heute so nah mitzuerleben, auch wenn man sich vorher gegenseitig alles abverlangt. Das Gegentor haben wir nicht gut verteidigt, aber es zeichnet die Mannschaft aus, der eigenen Qualität zu vertrauen und geduldig zu bleiben. Ich freue mich sehr für die Mannschaft und die Fans und bin sehr glücklich über den Sieg."
Der Sport-Club ging das letzte Auswärtsspiel der Saison mit einem Wechsel in der Startelf im Vergleich zum 2:2 gegen Leverkusen an. Noah Atubolu ersetzte Florian Müller zwischen den Pfosten. Der werdende Vater Müller fehlte genauso im Kader wie Eren Dinkci, Niklas Beste (beide muskuläre Probleme) und Maximilian Philipp (Knieprobleme).
KSV-Trainer Marcel Rapp stellte vor dem wichtigen Spiel ebenfalls auf einer Position um. Für den gelbgesperrten Nicolai Remberg startete Magnus Knudsen im zentralen Mittelfeld.
Intensiver Start
Die Partie brauchte nicht lange, um auf Touren zu kommen. Ritsu Doan tanzte nach einem von Matthias Ginter ins Zentrum verlängerten Freistoß aus dem Halbfeld zwei Gegenspieler auf engstem Raum aus und jagte das, noch leicht abgefälschte, Kunstleder Millimeter neben den Kasten (4.). Auf der Gegenseite zischte ein Distanzschuss von Steven Skrzybski ähnlich knapp am Tor von Atubolu vorbei (9.).
Die KSV hatte mit sieben Punkten aus den vorangegangenen drei Partien nicht nur wichtige Zähler im Rennen um den Relegationsplatz, sondern auch einiges an Selbstvertrauen getankt. Gegen den Sport-Club spielten die Norddeutschen gewohnt mutig mit und erarbeiteten sich nach gutem Freiburger Beginn bis Mitte des ersten Durchgangs leichte Feldvorteile und die nächste gute Gelegenheit: Alexander Bernhardssons Kopfball aus sieben Metern kam allerdings zu zentral auf Atubolu, der sicher zupackte (22.).
Ginter an die Latte, Rosenboom trifft
Die Kieler Führung in der 24. Minute war zwar entsprechend nicht unverdient, aber aus SC-Sicht doppelt ärgerlich. Denn: Bevor Lasse Rosenboom im direkten Gegenangriff einen schulbuchmäßigen Konter im Eins-gegen-Eins mit Atubolu vollendete, hatte Matthias Ginter mit seinem Seitfallzieher nach Vorarbeit von Vincenzo Grifo nur die Latte getroffen. Drei Zeigerumdrehungen später war es der Deutsch-Italiener selbst, dessen Schlenzer am Aluminium landete.
Die Elf des Freiburger Trainerteams zeigte nach dem 0:1 schnell eine Reaktion, war nun präsenter in den Zweikämpfen und zielstrebiger im eigenen Aufbau. Das Tor allerdings blieb zunächst vernagelt: Als Max Rosenfelder nach einer Ecke am langen Pfosten zum Kopfball hochstieg und das Spielgerät an Keeper Thomas Dähne vorbeidrückte, hatte so mancher SC-Anhänger den Torschrei wohl schon auf den Lippen. Da Shuto Machino auf der Linie für seinen geschlagenen Schlussmann rettete und Dähne zwei Zeigerumdrehungen später stark gegen Ritsu Doan parierte, blieb es bei der knappen Kieler Führung (36.).
Manzambi und Höler drehen das Spiel
Das sollte sich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ändern. Nachdem dem Sport-Club zunächst nach langer Überprüfung durch den VAR ein Strafstoß verweigert worden war, führte der darauffolgende Einwurf zum Ausgleich. Johan Manzambi setzte sich robust im Luftduell gegen Dähne durch, bekam den Abpraller über Umwege wieder vor die Füße und traf aus wenigen Metern zum 1:1-Halbzeitstand (45.+2).
Für den Torschützen sollte es die letzte Szene der Partie bleiben. Der junge Schweizer blieb in der Kabine, für ihn kam Lucas Höler in die Begegnung – der sich sofort prächtig einfügen sollte. Nach schöner Vorarbeit von Doan und präziser Flanke von Grifo drückte der Stürmer die Kugel am langen Pfosten mit dem Kopf zum 2:1 über die Linie (58.).
Da der 1. FC Heidenheim zu diesem Zeitpunkt im Parallelspiel mit 2:0 gegen Union führte, waren die Gastgeber nun gezwungen, wieder mehr für die Offensive zu tun, um den drohenden Abstieg zu verhindern. Der SC wiederum machte die Räume sukzessive enger, ließ den Gegner kommen und wartete auf Umschaltmomente.
Eine Viertelstunde vor Spielende wies die Anzeigetafel im Holstein-Stadion weiterhin eine knappe Gästeführung aus. Die Intensität der Begegnung blieb ungebrochen hoch. Kein Zweikampf, kein Laufduell wurde verloren gegeben. Weitere Torchancen blieben nach dem Führungstreffer jedoch lange aus.
In der Schlussphase wurde der Kieler Druck minütlich höher. Insbesondere über die starke linke Seite suchte die KSV nach Lücken, fand diese aber nur selten. Und nachdem auch die gut acht Minuten Nachspielzeit schadlos überstanden waren und die Heimelf sich vom eigenen Anhang verabschiedet hatte, stand der Freiburger Jubeltraube vor dem Gästeblock nichts mehr im Wege.
Durch den Dreier steht der Sport-Club vor dem letzten Spieltag auf Champions-League-Rang vier und kann (Stand Samstagabend) nur noch von Borussia Dortmund von diesem verdrängt werden. Am 34. Spieltag ist am kommenden Samstag um 15:30 Uhr Eintracht Frankfurt zu Gast im Europa-Park Stadion.
David Hildebrandt
Foto: Fabian Bimmer
Aufstellung Holstein Kiel: Dähne - Becker, Johansson (79., Pichler), Zec - Rosenboom (60., Harres), Gigovic (79., Holtby), Knudsen, Tolkin (71., Porath) - Bernhardsson, Skrzybski, Machino | |
Trainer: Marcel Rapp | |
Bank: Weiner, Ivezic, Geschwill, Schulz, Arp | |
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Rosenfelder (75., Kübler), Ginter, Lienhart, Makengo - Doan (90.+6, Höfler), Eggestein, Osterhage, Grifo (75., Günter) - Manzambi (45., Höler), Adamu (90.+6, Sildillia) | |
Trainer: Julian Schuster | |
Bank: Huth, Muslija, Röhl, Gregoritsch | |
Tore: 1:0 Rosenboom (24.), 1:1 Manzambi (45.+2), 1:2 Höler (58.) | |
Gelbe Karten: Gigovic - | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Robert Schröder | |
Zuschauer/innen: 15.034 |