Nach einer umkämpften Pokal-Erstrundenpartie rettet Roland Sallai (82.) den Sport-Club erst in die Verlängerung, bevor Ritsu Doan per Freistoß das Weiterkommen sichert (111.).
Mit der gleichen Aufstellung wie im letzten Test gegen Racing Straßburg ging das Freiburger Trainerteam den Pflichtspielauftakt im Pokal beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern an. Auch Neuzugang Michael Gregoritsch war nach seiner Sprunggelenksverletzung in Colmar rechtzeitig fit geworden.
Vor stimmungsvoller Kulisse und 38.300 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion zeigte Lauterns Mittelfeldspieler Julian Niehues nach bereits 40 Sekunden, auf was sich der Sport-Club an diesem Tag einzustellen hatte. Für sein Foulspiel gegen Ritsu Doan auf der rechten Seite sah er von Schiedsrichter Sven Jablonski direkt die Gelbe Karte. In einer hitzigen Anfangsphase musste Lukas Kübler bereits nach zwölf Minuten mit einer Oberschenkelverletzung vom Feld. Für ihn kam Kiliann Sildillia.
Der Sport-Club tat sich gegen kompakte Pfälzer schwer. Gefährlich wurde es erst nach 20 Minuten und das auch nur beinahe, als ein Schnittstellenpass von Maximilian Eggestein auf Vincenzo Grifo erst im allerletzten Moment von Kevin Kraus geklärt wurde.
Ritter trifft aus 45 Metern
Die Gastgeber, die als Aufsteiger mit vier Punkten aus den ersten beiden Zweitliga-Partien ausgezeichnet in die Saison gestartet sind, überließen den Breisgauern häufig den Ball und zogen sich weit zurück. Nach 33 Minuten fiel das 1:0 für den 1. FCK dann sprichwörtlich vom Himmel: Marion Ritter sah, dass Mark Flekken weit vor seinem Tor stand und setzte aus 45 Metern zum Heber an. Der Freiburger Schlussmann war mit den Fingerspitzen noch am Ball, konnte ihn aber nicht mehr entscheidend umlenken.
Die Gäste brauchten einige Minuten, um sich von diesem Schock zu erholen. Ritsu Doan versuchte es nach 41 Minuten aus der zweiten Reihe, verfehlte das Tor von Andreas Luthe aber deutlich. Es blieb beim 0:1 zur Pause, das von der Westkurve am Betzenberg gefeiert wurde, als ob ihre Mannschaft das Weiterkommen bereits geschafft hätte.
Sallai kommt für Jeong
Das Freiburger Trainerteam reagierte zur Pause und brachte Roland Sallai für Wooyeong Jeong. Die rund 5.000 mitgereisten SC-Fans mussten aber auch zu Beginn der zweiten Halbzeit zunächst Geduld aufbringen. Nach 51 Minuten ließ Ritsu Doan geschickt auf Michael Gregoritsch durch, dessen Schuss aus 15 Metern nur knapp am Tor vorbeizischte.
Nach 56 Minuten schaltete sich Matthias Ginter zum ersten Mal in das Angriffsspiel des Sport-Club ein und prompt wurde es gefährlich: Im Zusammenspiel der deutschen Nationalspieler bediente er Christian Günter, der auf der linken Seite viel Platz hatte und mit seiner Hereingabe erneut Ginter suchte, der aus kurzer Distanz aber nicht mehr richtig hinten den Ball kam.
SC wird druckvoller
Die Breisgauer spielten ihre Angriffe in der zweiten Hälfte insgesamt konsequenter zu Ende. Eine Kombination von Kiliann Sildillia und Roland Sallai über die rechte Seite endete bei Michael Gregoritsch, der im Fünfmeterraum nochmal jedoch zu wenig Druck hinter seinen Kopfball brachte (66.). Fünf Minuten später schickte Vincenzo Grifo Maximilian Eggestein in den Strafraum, der erst im letzten Moment von Kevin Kraus am Abschluss gehindert wurde.
Das Freiburger Trainerteam brachte in der 73. Minute Nils Petersen, der eine Minute später einen Querschläger von Maximilian Eggestein aus kurzer Distanz nicht ins Tor ablenken konnte.
Petersens Pendant auf der Gegenseite, Lauterns Stoßstürmer Terence Boyd, war über weite Strecken der Partie vom Freiburger Innenverteidigerduo Ginter/Lienhart abgemeldet, hatte dann nach 78 beziehungsweise 79 Minuten eine Doppelchance: Erst setzte er einen Kopfball nach einer Flanke aus dem linken Halbfeld knapp über das Tor, kurz darauf zielte er freistehend aus 15 Metern einen halben Meter zu hoch.
Freiburger Joker stechen
Freiburgs Trainer Christian Streich sollte nach dem Spiel sagen: „Wenn du hier auf den Betzenberg fährst, bei den Temperaturen heute musst du dich nicht warm anziehen, aber es ist eine ganz besondere Atmosphäre. Kaiserslautern war stark und kann das 2:0 schießen – aber wir sind von Minute zu Minute besser geworden."
Nach 82 Minuten erlöste schließlich Roland Sallai die mitgereisten SC-Anhänger: Eine Ecke von Grifo landete bei Petersen, der im zweiten Versuch auf den ungarischen Nationalspieler querlegte. Der Abschluss aus drei Metern war dann eine der leichteren Übungen für den Joker.
In einer hitzigen Schlussphase drängten die Gäste auf den Führungstreffer, die ganz große Chance blieb aber aus. Es ging in die Verlängerung – eine Erfahrung, auf die die SC-Profis bei Temperaturen von mehr als 30 Grad auf dem Betzenberg sicherlich gerne verzichtet hätten.
Beiden Mannschaften war die kräftezehrende Begegnung anzumerken. Bis auf Distanzschüsse von Roland Sallai (102.) und dem zum Ende der regulären Spielzeit eingewechselten Daniel-Kofi Kyereh (104.) bot die erste Halbzeit der Verlängerung kaum Highlights.
Doan trifft per Freistoß
Nach 111 gespielten Minuten bekamen die Mannen des Freiburger Trainerteams einen Freistoß aus 27 Metern zugesprochen – und auch wenn kein Vincenzo Grifo und kein Jonathan Schmid auf dem Feld stand, sollte es der entscheidende Moment werden. Ritsu Doan setzte den Ball bei tiefstehender Sonne genau an den Innenpfosten, von wo aus er zum vielumjubelten 2:1 in die Maschen sprang.
Nils Petersen hatte kurz vor Schluss nach einer Flanke von Daniel-Kofi Kyereh per Kopf sogar noch die Chance auf das 3:1 (118.), am Ende blieb es aber beim knappen 2:1. Die neue Saison startete damit direkt so, wie die letzte endete – mit einer emotionalen Pokalbegegnung.
Marius Faller
Foto: Achim Keller
Aufstellung Heimteam: Luthe - Durm, Kraus, Tomiak, Zuck - Ritter, Niehues (69., Ciftci) - Zimmer (74., Bünning), Wunderlich (74., Hercher), Hanslik (68., Redondo) - Boyd (84. Lobinger) | |
Bank: Krahl, Bünning, Schad, Basenach, Kiprit, Ciftci, Redondo, Lobinger, Hercher | |
Trainer: Dirk Schuster | |
Aufstellung Auswärtsteam: Flekken - Kübler (13., Sildillia), Ginter, Lienhart, Günter - Doan (115., Weißhaupt), Eggestein, Höfler, Grifo (89., Kyereh) - Jeong (46., Sallai), Gregoritsch (73., Petersen) | |
Bank: Uphoff, Keitel, Gulde, Siquet, Sildillia, Sallai, Petersen, Weißhaupt, Kyereh | |
Trainer: Christian Streich | |
Tore: 1:0 Ritter (33.), 1:1 Sallai (82.), 1:2 Doan (111.) | |
Gelbe Karten: Zuck, Niehues, Wunderlich, Lobinger, Ritter - Lienhart, Höfler, Kyereh | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Sven Jablonski | |
Zuschauer: 38.300 |