Herr Engels, wettbewerbsübergreifend sind der SC Freiburg und der 1. FC Köln bis heute 46 Mal gegeneinander angetreten. Bei der ersten Begegnung im Jahr 1975 spielten Sie noch in der Kölner Jugend, bei den nächsten beiden Spielen standen Sie dann allerdings auf dem Platz – und mussten den ersten Sieg des Sport-Club über die „Geißböcke“ in der Saison 1980/81 miterleben.
Engels: DFB-Pokal, zweite Runde. Das weiß ich noch ganz genau. Im Hinspiel hatte uns der damalige Zweitligist SC Freiburg ein 1:1 abgetrotzt, im Rückspiel ging es dann heiß her.
Die Pokalpartie fand im Möslestadion des Freiburger FC statt, knapp 19.000 Fans sollen dort gewesen sein. Das Dreisamstadion wurde in jenem Jahr 1980 umgebaut.
Engels: Die Stimmung war hitzig, sowohl auf den Tribünen als auch auf dem Spielfeld. Klar, da spielte der Bundesligist aus Köln gegen den Underdog aus Freiburg – solche Duelle lieben die Fans.
Und die Heimfans liebten besonders, dass dann auch noch ihr kleiner SC gegen den dreifachen Deutschen Meister mit 3:1 gewann – nach Toren von Robert Piller, Paul Dörflinger und Karl-Heinz Wöhrlin sowie des Kölners Bernd Cullmann.
Engels: Der Sport-Club hatte die Partie verdient gewonnen. Wir waren als Bundesligist schlicht zu überheblich. Und das, obwohl wir im Hinspiel ja schon gemerkt hatten, dass der SC Freiburg alles andere als ein leichtes Los war. Auch im Rückspiel haben sie jedenfalls alles auf dem Platz gelassen. Die hatten ein paar Jungs in ihren Reihen, die ganz schön zugelangt haben. Am Ende flogen wir verdient raus. Und FC-Trainer Rinus Michels reagierte auf seine typische Weise.
Wie genau?
Engels: Wenn wir unter Michels verloren, sahen wir danach im Training drei Tage den Ball nicht. Dann hieß es nur: Sprints, Ausdauerläufe, Krafttraining. Bis zum Umfallen.
Nur gut also, dass die Pokalsaison zwei Jahre später besser lief – fast schon perfekt.
Engels: Mit dem Pokalsieg in der Spielzeit 1982/83 holte der 1. FC Köln seinen bis heute letzten Titel. Wir hatten eine tolle Mannschaft: Toni Schumacher im Tor, in der Defensive Harald Konopka, in der Offensive Klaus Allofs, Klaus Fischer und Pierre Littbarski. In der Kabine wurde Kölsch gesprochen, auf dem Platz waren wir eine Einheit und fegten im Pokal alle aus dem Stadion. Wir hatten damals nur Heimspiele, besiegten unter anderem Bayer 04 Leverkusen, den FC Schalke 04 und den VfB Stuttgart. Im Finale ging es dann – wieder daheim im Müngersdorfer Stadion – im Derby gegen Fortuna Köln.
Wieder ein zweitklassiger Underdog wie zuvor der SC Freiburg – und wieder schien es zunächst schiefzugehen.
Engels: Die Fortuna erwischte einen Sahnetag. Und wir waren seltsam gelähmt, erschöpft von einer langen Saison. Die Fortuna hatte mehr vom Spiel, war galliger, wie man heute gerne sagt. Aber Pierre Littbarski hat dann in der 68. Minute das 1:0 erzielt – und wir alle gemeinsam das Ergebnis in der Folge über die Zeit gebracht. Es glücklicher Sieg, aber heute fragt keiner mehr danach.
War der Pokalsieg auch eine Art Genugtuung nach der vorangegangenen Saison, in der der 1. FC Köln die Deutsche Meisterschaft nur knapp verpasst hatte?
Engels: Sicherlich! Wir waren 1981/82 Herbstmeister, hatten am Ende nach einem hart umkämpften Schlussspurt allerdings das Nachsehen gegen den Hamburger SV. Das war extrem bitter.
Für Sie gab es später noch ein Wiedersehen mit dem Sport-Club in der Bundesliga. In der Saison 1995/96 begrüßten Sie als Kölner Coach den SC mit Trainer Volker Finke im Müngersdorfer Stadion.
Engels: Ich hatte die Mannschaft nach dem zweiten Spieltag von Morten Olsen übernommen. Ich erinnere mich besonders an das Rückspiel in Freiburg. Es war Ende März, in Freiburg aber fast schon sommerlich heiß. Mit dem plötzlichen Wetterumschwung kamen wir überhaupt nicht zurecht. Heiß her ging es dann auch auf dem Platz. Mit Ralf Hauptmann und Sunday Oliseh flogen gleich zwei Spieler von uns vom Platz, der SC Freiburg hingegen schloss zwei Mal kühl ab …
… Harry Decheiver und Uwe Wassmer trafen beim 2:0-Sieg.
Engels: Wir rutschten ab auf Platz 16. Den Klassenerhalt sicherten wir uns in jener Saison erst am letzten Spieltag, da war ich dann aber schon nicht mehr Trainer, sondern Peter Neururer.
Und doch waren Sie später noch mal für den 1. FC Köln als Trainer aktiv, von 2013 bis 2015 bei der zweiten Mannschaft.
Engels: Tolle Zeit, tolle Erfahrung. Dort habe ich auch Lukas Kübler trainiert, ihn für den SC Freiburg aufgebaut (lacht). Schon irre, was der Luki aus seinen Fähigkeiten gemacht hat. Da sieht man, was man durch Engagement, Ehrgeiz und Wille erreichen kann. Dafür ist Lukas Kübler ein Paradebeispiel.
Stephan Engels (64) hat 294 Pflichtspiele für den 1. FC Köln bestritten (69 Tore). In der Saison 1982/83 gewann der Mittelfeldspieler mit den „Geißböcken“ den DFB-Pokal. Heute ist er noch für die Traditionsmannschaft des FC aktiv.
Interview: Christian Engel
Foto: Imago Images
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