Beim Teamevent am Samstagnachmittag war Max Rosenfelder immerhin schon wieder an der Tischtennisplatte aktiv. Ansonsten absolviert der 22-Jährige nach seiner Oberschenkelverletzung aus dem Halbfinale der U21-Europameisterschaft sein Reha-Programm. Und nahm sich Zeit für ein Gespräch über das Turnier, die Verletzung und den Weg zurück auf den Platz.
Max, wenn alles normal gelaufen wäre, wärst Du an diesem Wochenende nach zwei Wochen Extra-Urlaub zur Mannschaft gestoßen. War denn alles schon geplant und gebucht?
Geplant war noch nichts. Wir wussten ja nicht, wann das Turnier für uns endet und wollten uns kurzfristig entscheiden, wo wir zur Erholung hinfahren. Leider kam's dann anders...
Wie hast Du den Moment im Halbfinale erlebt, als Du gespürt hast, es geht nicht weiter?
Es war schon relativ früh im Spiel, eigentlich beim ersten richtigen Sprint. Es ist mir reingeschossen und ich habe sogar ein bisschen was gehört - da war mir klar, dass ich wahrscheinlich für eine Weile raus sein würde. Die Szene ist danach noch ein paar Mal wie so ein kleiner Film vor meinem inneren Auge abgelaufen, obwohl ich mir die Bilder seither nicht nochmal angeschaut habe.
Die deutsche U21 hat bei dieser EM richtig viel Spaß gemacht. 4,6 Millionen Menschen haben das Halbfinale gegen Frankreich am TV verfolgt und damit die Spiele der Klub-WM um Längen abgehängt. Nimm uns mal ein bisschen mit in das Innenleben dieser Mannschaft. So oft seht ihr euch ja nicht und liefert dann so eine Leistung ab...
Ja, das war schon etwas ganz Besonderes. Normalerweise ist es bei den Nationalmannschaften immer ein bisschen schwierig, in kurzer Zeit zusammenzuwachsen. Aber jetzt hatten wir richtig coole Jungs beisammen, jeder hat sich mit jedem verstanden. So hat es nicht nur auf dem Platz Spaß gemacht, sondern auch die gemeinsame Zeit im Hotel.
Gibt es den ein oder anderen Mitspieler, den Du schon richtig lange kennst und im Gleichschritt den Weg in den Profifußball gegangen bist?
Es gab schon viel Veränderungen in den Teams von der U15-Nationalmannschaft bis jetzt zur U21. Mit meinem Innenverteidiger-Partner Bright Arrey-Mbi habe ich aber eigentlich immer zusammengespielt. Bright hat allerdings mit vielen Stationen in England, Deutschland und jetzt Portugal schon einiges mehr von der Fußballwelt gesehen als ich.
Stimmt - Du kickst seit der D-Jugend beim Sport-Club. Mit Noah Atubolu und Merlin Röhl war die SC-Gruppe im Team ziemlich groß. Hilft das, sich in der Mannschaft noch ein bisschen besser zurechtzufinden?
Klar haben wir Freiburger Jungs nochmal mehr miteiander zu tun. Aber es hat sich wirklich gut gemischt. Besonders eng war ich auch mit meiner Wizard-Gruppe, bei der Merlin auch ab und an dabei war.
Zum EM-Titel hat es nicht ganz gereicht. Merlin hat in der letzten Minute der Verlängerung im Finale gegen England den Ball noch an die Latte geknallt. Ward ihr trotz der 2:3-Niederlage stolz darauf, was die Mannschaft gemeinsam geleistet hat?
Im ersten Moment tat es richtig weh. Mit Blick auf das gesamte Turnier und auf das, was wir im Land unter den Fußballfans ausgelöst haben, können wir aber schon stolz sein.
Drei Wochen ist das jetzt her. Für Dich ging es danach nicht in den Urlaub sondern eigentlich direkt in die Reha. Einfache Frage: Wie läuft's?
Einfache Antwort: Gut. Die erste Woche konnte ich noch nicht viel machen, da war viel Behandlung. Hier in Schruns bin ich mit Reha-Trainer Matthias Rosa jeden Tag ein- oder zweimal im Kraftraum am trainieren. Auch Fahrradfahren geht wieder. So bin ich eigentlich ganz zufrieden.
Du kennst Dich mit Reha-Programmen gut aus, hattest schon mal eine längere Auszeit mit Problemen an der Patellasehne. Macht es diese Reha-Erfahrung einfacher, oder nerviger?
Beides. Irgendwann geht es einem dann doch auf den Wecker. Als ich das EM-Finale nur von außen gesehen habe, kamen schon Gedanken an die Zeit, als ich wegen der Patellasehne fast ein Jahr raus war. Und trotzdem hilft es, wenn man weiß, schon einmal zurückgekommen zu sein.
Die Ausfallzeit wird dieses Mal auch viel kürzer sein. Was hast Du Dir für Ziele gesetzt?
Ich möchte da nicht überpacen und Tag für Tag reinfühlen, was wieder geht. Man muss aufpassen, nicht zu früh wieder mit der Mannschaft einzusteigen. Trotzdem versuche ich aber natürlich so schnell wie möglich dabei zu sein. Auch wenn es zum Bundesligasaisonstart nicht reichen wird.
Hier in Schruns bist Du voll im Kreis der Mannschaft, auch wenn Du nicht auf dem Platz trainierst. Wie nimmst Du die Atmosphäre dieses Jahr wahr? Es ist ja nicht Dein erstes Mal Schruns...
Ich perönlich verbinde mit dem Trainingslager nicht die besten Erinnerungen. Ich bin jetzt zum vierten Mal hier und dreimal war ich verletzt. Aber die Jungs machen es mir einfach. Wir verbringen viel Zeit miteinander, Kofi Kyereh hat ein neues Würfelspiel mitgebracht - Perudo. Die Stimmung im Hotel ist auf jeden Fall gut. Auch die Neuen sind prima Jungs.
Du hast am Freitag das Testspiel in Altach gesehen. Was war Dein Eindruck aus der Außenbetrachtung?
Ich kann mich noch an das vergangene Jahr erinnern, da haben wir auch in Altach gespielt. Dieses Jahr fand ich es besser. Es waren schon Abläufe zu sehen, die vom Trainerteam eingefordert werden. Das war schon sehr ordentlich. In den nächsten Spielen holen wir uns noch mehr Sicherheit, binden die Neuen noch mehr ein. Da bin ich guter Dinge.
Mitte August geht es dann in eine Saison mit drei Wettbewerben und dem Sahnehäubchen Europa League. Hast Du Dich schon damit beschäftigt, was uns da erwarten könnte? Und hast Du Dir schon Wunschgegner ausgeschaut?
Noch nicht wirklich. Der Modus hat sich geändert zu unserem letzten Auftritt in der Europa League. Wir werden sicher auch auf richtig gute Gegner treffen. Da freue ich mich einfach drauf. Auch weil ich selbst noch kein Europa League-Spiel auf dem Platz habe miterleben dürfen.
Sahnehäubchen heißt im Österreichischen übrigens "Schlagobersgupf". Könnte die lokale Kulinarik eine Rolle spielen am freien Sonntag?
Einige Jungs fahren mit der Bahn auf den Berg und oben auf der Hütte soll der Kaiserschmarrn richtig gut sein. Den würde ich dann auch mal probieren.
Interview: Sascha Glunk, Foto: Marco Schmittner