"Mit besonderer Strahlkraft"

Profis
03.10.2025

Jeder Club hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach kommt in unserem Stadionmagazin Heimspiel eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Steffen Korell. 

Herr Korell, während Ihrer Zeit beim FC 08 Homburg sowie bei Borussia Mönchengladbach sind Ihre Teams insgesamt 13 Mal auf den SC Freiburg gestoßen – und Sie haben es geschafft, bei Ihren insgesamt sieben Einsätzen gegen den SC kein einziges Mal zu verlieren. Das grenzt fast schon an Magie …

Korell: Das kann ich kaum glauben! Stimmt das wirklich?

Sofern die Statistik nicht lügt... . Und wenn Ihre Mannschaften einmal vom SC auf den Deckel bekamen, wie in der Zweitligasaison 1992/93 beim 1:5 mit Homburg oder in der Bundesligaspielzeit 2003/04 beim 1:4 mit Mönchengladbach, standen Sie nicht im Kader.

Korell: Das könnte man auch als Zeichen werten, dass ich mich auch im Dreisamstadion eben immer besonders wohlgefühlt habe – nicht nur als Spieler des SC Freiburg, sondern augenscheinlich auch als Gegner. Vielen Dank für diese Statistik, die war mir bislang nicht bekannt.

Sie kamen 1995 aus Homburg nach Freiburg, absolvierten für den Sport-Club in der Folge 107 Pflichtspiele. Was waren damals die Gründe für den Wechsel?

Korell: Mein Vertrag beim FC 08 Homburg lief aus. Ich hatte verschiedene Möglichkeiten, aber der SC Freiburg hatte mich schnell überzeugt, vor allem in Person von Präsident Achim Stocker und Trainer Volker Finke. Ich spürte, dass ich dort in der Bundesliga Fuß fassen, mich sportlich bestens entwickeln und vor allem ruhig arbeiten konnte. Das hat sich dann später auch bewahrheitet.

Und dennoch verließen Sie im Sommer 2000 die idyllische Fußballinsel Freiburg und gingen zu Borussia Mönchengladbach, obwohl der Club zu dem Zeitpunkt mit wirtschaftlichen und sportlichen Problemen zu kämpfen hatte. Wieso?

Korell: Ich war 29, ein Alter, in dem ich mich fragte: Bleibe ich nun für die restliche Zeit meiner Karriere in Freiburg oder mache ich noch mal einen Schritt: Und die Borussia war und ist ein Traditionsverein mit einer besonderen Strahlkraft. Wie damals beim SC Finke und Stocker, überzeugten mich in Gladbach Sportdirektor Christian Hochstätter und Trainer Hans Meyer von einem Wechsel.

Und das, obwohl die Borussia damals in der 2. Liga spielte, während der Sport-Club in der Bundesliga antrat.

Korell: Es war eine Entscheidung für den Club, nicht für die Liga. In Gladbach war es natürlich eine andere Drucksituation als zuvor in Freiburg. Als ich 2000 zur Borussia kam, hatte sie den direkten Wiederaufstieg nach ihrem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte knapp verpasst. Es war klar: Im zweiten Jahr müssen wir hoch, auch weil der Club finanziell am Rand des Abgrunds stand. Solch eine Erwartungshaltung kann lähmend sein, aber wir hatten ein funktionierendes Team mit Führungsfiguren wie Arie van Lent, Marcel Witeczek oder Max Eberl, zudem mit Hans Meyer einen erstklassigen Trainer.

Die Borussia spielte dann auch eine tolle Zweitligasaison, schaffte als bestes Rückrundenteam die Rückkehr in die Bundesliga.

Korell: Die Aufstiegsfeier mit 100.000 Menschen in der Innenstadt war ein unvergessliches Erlebnis. Und eine riesige Erleichterung für alle im Verein.

Zudem sicher auch eine gute Frustbewältigung für das Ausscheiden im Halbfinale des DFB-Pokals wenige Wochen zuvor.

Korell: Das war eines der bittersten Spiele meiner Karriere. Wir hatten in jener Pokalsaison unter anderem den damaligen Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern mit 5:1 aus dem Wettbewerb geworfen und trafen im Halbfinale auf den 1. FC Union Berlin, der noch in der Regionaliga spielte. So kurz vor dem Endspiel verloren wir die Partie im Elfmeterschießen. Das ist für mich in der Nachbetrachtung meiner Karriere sicherlich eine verpasste Gelegenheit. Der Aufstieg war aber definitiv ein guter Trost. Mehr als das.

Eine besondere Partie erlebten Sie noch gegen Ende Ihrer Profizeit bei Borussia Mönchengladbach: das Abschiedsspiel vom Bökelbergstadion.

Korell: Das Kuriose ist: Mein erstes Bundesligaspiel, in der Saison 1995/96, habe ich damals mit dem SC Freiburg auf dem Bökelberg bestritten. Am 22. Mai 2004 durfte ich also für Gladbach im letzten Spiel an der jahrzehntelangen Wirkungsstätte des Vereins auf dem Platz stehen. Für Fans und Spieler war der Umzug in den neuen Borussia-Park erstmal nicht ganz leicht. Es hat seine Zeit gebraucht, bis die Stimmung im neuen Stadion angekommen war. Aber der Umzug war wirtschaftlich absolut notwendig und hat sich mehr als gelohnt.

Nach Ihrer Profikarriere blieben Sie der Borussia treu, waren Teammanager, zwischenzeitlich sportlicher Leiter der Profis, sind heute Direktor der Scoutingabteilung. Solch eine erfolgreiche zweite Karriere gelingt auch nicht jedem Ex-Spieler.

Korell: Und dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe im Jahr 2000 die 100-Jahr-Feier der Borussia miterleben dürfen, neulich das 125-jährige Bestehen – Meilensteine eines großen Vereins. Und ich durfte dabei sein. Und darf es immer noch.            

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Steffen Korell (53) wechselte 2000 vom SC Freiburg (107 Spiele) zu Borussia Mönchengladbach. Für die „Fohlen“ bestritt er 89 Partien, bis er seine Karriere 2005 nach einem Knorpelschaden im Knie beenden musste. Er blieb der Borussia in verschiedenen Funktionen treu, ist heute Direktor der Scoutingabteilung.Dieses Interview erschien in unserem Stadionmagazin Heimspiel, das dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert und auch als Abo erhältlich ist. 

 

 
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