"Der darf und soll bleiben"

Männer
05.12.2025

Jeder Club hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel beim 1. FC Heidenheim kommt in unserem Stadionmagazin Heimspiel eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Ingo Feistle. 

Herr Feistle, an diesem Wochenende läuft die U19 des FC Augsburg bei den A-Junioren des SC Freiburg auf. Bevor wir auf Ihre Zeit beim 1. FC Heidenheim zu sprechen kommen: Verfolgen Sie auch noch die Aktivitäten Ihres ehemaligen Jugendvereins FC Augsburg, zu dem Sie in der B-Jugend stießen?

Feistle: Da ich ungefähr in der Mitte zwischen Augsburg und Heidenheim wohne, verfolge ich noch beide Vereine. Zwei, drei Mal im Jahr gucke ich bei Heimspielen vorbei, ehrlicherweise aber nur bei den Profis und nicht beim Nachwuchs – obwohl beide Clubs auch in dem Bereich tolle Arbeit leisten.

Wovon jeder Jugendspieler träumt, war Ihnen im Jahr 2000 gelungen: der Sprung in den Männerbereich.

Feistle: Und der glückte mir zunächst sehr gut. Ich spielte viel für die U23 des FC Augsburg, durfte sogar mal in der ersten Mannschaft ran, die damals in der Regionalliga auflief. Dann kam 2002 aber erst Ernst Middendorp als Trainer, ein Jahr später Armin Veh – und beide setzten eher auf gestandene Spieler. In dieser Zeit hatte ich schon den Entschluss gefasst, mit dem Fußball aufzuhören – ich hatte die Lust daran verloren. Nur ein kurioser Zufall brachte mich zurück in den Profifußball.

Bitte erzählen Sie.

Feistle: Nach der Zeit beim FCA holten mich Kumpels zum SSV Glött, einem Dorfverein, der damals in der Bezirksliga spielte. Einfach ein bisschen kicken mit Freunden – das war toll. Nebenbei konnte ich Maschinenbau studieren. Im Winter 2005 wurde es aber kurios. Mein Vater ging öfters in die Sauna des Heidenheimer Freizeitbades. Dort lauschte er einem Gespräch von ein paar Leuten aus dem örtlichen Fußballverein, die über ihre Abwehr schimpften. Mein Vater schaltete sich ein und sagte, er habe da einen „Bua“, der ordentlich kicken könne und Verteidiger sei. Ein paar Tage später nahm ich am Probetraining teil, und noch mal ein paar Tage später unterschrieb ich einen Vertrag – Ende Februar 2005 gab ich schließlich mein Debüt für Heidenheim. 

Damals hieß der örtliche Fußballverein noch Heidenheimer Sportbund …

Feistle: … und spielte in der Oberliga Baden-Württemberg, dort unter anderem auch gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg. Dann aber folgten sehr erfolgreiche Jahre. Nach zwei knapp verpassten Aufstiegen gelang uns in der Saison 2007/08 der Sprung in die Regionalliga – begünstigt auch durch die Gründung der 3. Liga, weil dadurch in jenem Jahr vier Teams aufsteigen durften. Und wir waren dabei.

Aber gar nicht mal so lange: Denn schon eine Saison später folgte der Aufstieg in die 3. Liga – Heidenheim war im Profifußball angekommen, unter dem neuen Namen 1. FC Heidenheim.

Feistle: Um die Anforderungen im Lizenzierungsverfahren des Deutschen Fußball-Bundes für die angestrebte Regionalliga überhaupt erfüllen zu können, hatte sich die Fußballabteilung im Jahr 2007 vom Heidenheimer Sportbund abgespalten und war ein eigener Verein geworden: der 1. FC Heidenheim. Das war der Startschuss für eine Professionalisierung und kontinuierliche Entwicklung, die bis heute anhält. Ich sehe da immer viele Parallelen zum SC Freiburg.

Ein weiteres Puzzleteil dieses erfolgreichen Durchmarschs bis in die 3. Liga dürfte auch Frank Schmidt gewesen sein.

Feistle: Ganz sicher! Es war ja schon kurios: Als ich bei Heidenheim anfing, war er mein Mitspieler, nach der Entlassung von Trainer Dieter Märkle dann plötzlich mein Coach. Zunächst als Interimstrainer bis zur Winterpause, aber nach den ersten erfolgreichen Spielen als Cheftrainer war dann bald klar: Der darf und soll bleiben! Noch so eine Parallele zu Freiburg, dieses Vertrauen in die Trainerbank.

Nach dem Aufstieg in die 3. Liga wurden Sie zum Dauerbrenner in der Mannschaft, schafften es in zwei Spielzeiten, jeweils alle 38 Partien zu bestreiten.

Feistle: In der Debütsaison in der 3. Liga verpasste ich sogar keine einzige Minute und zwei Jahre später nur eine Halbzeit, weil ich zur Pause gelb-rot-gefährdet runter musste. Ich war in den Jahren kaum verletzt, erarbeitete mir unter Frank Schmidt einen Stammplatz.

Und doch war Ihre Karriere plötzlich ganz schnell beendet: In der Saison 2012/13 hatten Sie in der 3. Liga noch 34 Einsätze gehabt, eine Spielzeit später nur noch einen einzigen. Wieso?

Feistle: Philip Heise war zu jener Saison als neuer Linksverteidiger geholt worden – zehn Jahre jünger als ich, der konnte noch mal anders Dampf machen. Ich konnte das gut annehmen, wartete auf meine Chance, verletzte mich dann allerdings im Herbst 2013 bei einem Testspiel gegen den FC Ingolstadt 04 schwer. Mein Gegenspieler war mir mit gestrecktem Bein von hinten reingesprungen – alle Sehnen der sogenannten Hamstring-Muskulatur an der Oberschenkelrückseite rissen. Davon habe ich mich als Profi nicht mehr erholt. Zum Glück kann ich aber heute noch Fahrrad fahren und joggen, nur Kontaktsportarten wie Fußball sind kaum noch drin. Dafür kann man den ja auch wunderbar am Fernseher oder im Stadion verfolgen.     

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Bildunterschrift: Ingo Feistle (43) hat zwischen 2005 und 2014 für den 1. FC Heidenheim 300 Pflichtspiele bestritten – er steht damit auf Rang vier der Rekordspieler des Vereins. Er spielt heute noch hin und wieder für die Traditionsmannschaft des FCH und arbeitet nach einem Studium zum Finanzwirt beim Finanzamt.

Dieses Interview ist in unserem Stadionmagazin HEIMSPIEL erschienen, das jederzeit auch als Abo erhältlich ist. 

 
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