"Günni lebt seinen Weg und seine Werte vor"

Profis
31.10.2025

Seit dem Pokalspiel in Düsseldorf ist Christian Günter Rekordspieler des SC Freiburg. 440 Pflichtspiele hat er absolviert und damit die Marke von Andreas Zeyer erreicht. Sportdirektor Klemens Hartenbach, der ihn schon seit dessen Jugend kennt, spricht im Interview über Günters Zeit beim SC und warum er den 32-Jährigen so schätzt.

Hallo Klemens, als Christian Günter 2006 zum Sport-Club kam, warst du bereits seit fünf Jahren in der Freiburger Fußballschule tätig. Wann und wo hast du Günni kennengelernt? 

Klemens Hartenbach: Damals war ich U15-Trainer und Günni trainierte zur Probe bei uns mit. Neben der sportlichen Überzeugung mussten wir uns auch damit auseinandersetzen, ob die Belastung durch Schule und Ausbildung die lange Anfahrt aus Tennenbronn zum Training für so einen jungen Spieler rechtfertigen lässt. Letztendlich setzte sich damals schon sein unbedingter Wille durch, und er wollte unbedingt beim SC bleiben. Trotz Ausbildung bewältigte er zusammen mit seiner Familie den enormen Aufwand von über einer Stunde Anfahrtsweg zur Freiburger Fußballschule.

Wie sah das Scouting in der Jugend beim SC denn damals aus und wie seid ihr auf Günni aufmerksam geworden?

Hartenbach:In Südbaden beobachtete unser kleines Team hauptsächlich die DFB- Stützpunkte, die Bezirksauswahlen und deutschlandweit die unterschiedlichen Landesauswahlmannschaften. Dazu kamen noch Empfehlungen von Vereinen für Spieler, die zu uns ins Probetraining kommen sollten. So blieb auch Günni in unserem Raster hängen.

Wie hast du ihn als Jugendspieler erlebt? 

Hartenbach: Christian in jung! So wie wir ihn heute kennen, war er damals schon.

In einer so langen Karriere gibt es immer auch Spiele, die besonders in Erinnerung bleiben. Welche Partien fallen dir da bei Günni ein? 

Hartenbach: Es gab viele besondere Momente – der DFB-Pokalsieg mit der U19, sein erster Einsatz und erstes Tor bei den Profis und sein Debüt bei der A-Nationalmannschaft in Hamburg. In den meisten Fällen war ich live vor Ort dabei und wir haben uns damals mit unserem „Fußballschulen-Herz“ natürlich sehr über seine Entwicklung und mit ihm gefreut.

Was sind die Eigenschaften, die du an ihm besonders schätzt und welche waren ausschlaggebend dafür, dass er es nicht nur zum Profi geschafft hat, sondern nun auch Rekordspieler des SC ist? 

Hartenbach: Ich mag Menschen, die nicht durch ihr Blablabla überzeugen wollen, sondern Leistungen sprechen lassen. Christian ist so ein Mensch. Es ist toll zu sehen, wie ein Spieler auf der einen Seite total ehrgeizig sein kann und es auf der anderen Seite schafft, sich zurückzunehmen und das große Ganze zu sehen.

Auch in der Kabine spielt unser Kapitän eine große Rolle. Wie wichtig ist es für den Sport-Club Spieler im Kader zu haben, die sich so mit dem Verein identifizieren?

Hartenbach: Wir haben in unserer Mannschaft einige Spieler, die Fußballschüler in der Freiburger Fußballschule waren – Christian ist einer von ihnen. Während seiner Karriere hat er nie vergessen, wo er herkommt und wie er seine heutige Position erreicht hat. Das ist wichtig, um eine Rolle wie seine übernehmen zu können. Er lebt seinen Weg und seine Werte vor…

Bis zum Pokalspiel in Düsseldorf war Andreas Zeyer, der von 1989 bis 1997 und 1999 bis 2004 für den SC gespielt hat, alleiniger Rekordspieler des Vereins. Wo siehst Du die Parallelen zwischen den beiden?

Hartenbach: Mit Andreas (Zeyer, Anm. d. Red.) habe ich noch zusammengespielt. Auch er war zu seiner Zeit sportlich eine prägende Figur. Er hat sich gegenüber seinen Mitspielern und den Verantwortlichen sehr offen verhalten, ließ am liebsten Leistung sprechen und hat Dinge intern besprochen, also nicht die große Bühne der Öffentlichkeit gesucht. Ich finde, darin sind sich die beiden schon sehr ähnlich.

Vor zwei Jahren fiel Günni mehrere Monate aus. Wie hast du ihn in dieser Zeit erlebt?

Hartenbach: Das war für uns alle, aber vor allem für ihn, eine schwere Zeit. Rückblickend hat er aber auch diese Monate vorbildlich gemeistert. Nach dem Schock über die erste, sehr komplizierte Heilungsphase, in der er viel Geduld beweisen musste und in der der Fußball kurzzeitig nicht mehr einer der wichtigsten Dinge war, hat er sich zurückgekämpft. Er hat in dieser Zeit nichts dem Zufall überlassen – so kennen wir ihn. Er ist ein echtes Vorbild.

Lieber Christian, mit einer Mischung aus toller Erziehung, Intelligenz, sozialer Kompetenz und unbändigem Willen bist du als Mensch und Sportler so weit gekommen. Über das Quäntchen Glück, das auch immer dazu gehört, sollten wir dankbar sein. Dennoch ist es etwas Besonderes, was wir hier zusammen geleistet haben. Ich bin sehr stolz und glücklich, dass wir diese Zeiten bis heute gemeinsam erleben durften, und freue mich auf alles, was noch folgt.

Isabel Betz, David Hildebrandt

Foto: Imago Images

 
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