Vier Tage dauerte die diesjährige Weihnachtspause für die SC-Profis. Zu kurz, um wirklich zu entspannen.
Aber anscheinend gerade richtig, um den positiven Schwung aus dem alten mit ins neue Jahr zu nehmen. Nach dem 3:1-Sieg gegen Hoffenheim und vor dem Heimspiel an diesem Samstag gegen den 1. FC Köln (15.30 Uhr, live auf Sky sowie im Ticker auf scfreiburg.com, auf Twitter und als Audio-Kommentar in der Blindenreportage) spricht Innenverteidiger Keven Schlotterbeck im Interview der Woche.
Keven, Du hattest nach dem DFB-Pokal-Spiel am 23. Dezember beim VfB Stuttgart die kürzeste Reise in die Heimat, Dein Geburtsort Weinstadt liegt nur 15 Kilometer von der Landeshauptstadt weg. Wie sahen die Feiertage bei Dir aus?
Ich bin direkt von Stuttgart aus zu meiner Familie gefahren und habe die Tage dort verbracht. Mein Bruder kam nach seinem Pokal-Spiel mit Union Berlin auch nach Hause. Da konnten wir uns endlich mal wieder von Angesicht zu Angesicht austauschen. Daheim fühle ich mich einfach noch mal wohler als woanders. Ich habe die Zeit genossen und mich ein bisschen ausgeruht.
Sind denn an Heiligabend ein deftiges Essen und das eine oder andere Plätzchen erlaubt?
Erlaubt sicherlich. Aber ich habe mich zurückgehalten und an meinem Ernährungsplan orientiert. Seit circa einem Jahr esse ich kein Fleisch mehr. Deshalb hat die Familie Fondue gegessen und ich Fisch-Fondue. Das hat nur leider nicht so gut geschmeckt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Deshalb wird es das nächstes Jahr wohl nicht wieder geben (schmunzelt).
Ausgiebig geschlemmt haben ganz offensichtlich auch die Teamkollegen nicht. Zumindest hat die Mannschaft in Hoffenheim hellwach gewirkt. Wie fällt Dein Fazit zum 3:1 aus?
Man hat vor allem in der ersten Halbzeit gesehen, was wir alles auf den Platz bringen können. Wir haben gefühlt aus jedem Schuss ein Tor gemacht und auch wenn das Spiel insgesamt für uns lief: Wir haben uns das alles in den letzten Wochen erarbeitet. Klar kann man an gewissen Stellschrauben nach wie vor drehen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zum Beispiel. Als wir das 3:1 in Hoffenheim bekommen und sie gedrückt haben. Auch beim 4:1 gegen Hertha vor Weihnachten sind wir fünf bis zehn Minuten ein bisschen geschwommen. Aber unter dem Strich sind wir mit einem Sieg ins neue Jahr gestartet und so darf es gerne weitergehen. Es passt gerade einiges zusammen.
Acht Punkte in den ersten zehn Spielen und zwölf Punkte in den letzten vier. Was funktioniert im Moment besser als noch zu Beginn der Saison?
Ich würde sagen, dass jeder Einzelne auf dem Platz noch mehr Gras frisst. Jeder geht jetzt den einen Schritt mehr als davor. Vielleicht haben wir uns am Anfang teilweise zu sehr ausgeruht, weil wir dachten, es ginge schon von allein. Nach dem 1:3 gegen Mainz gab es da aber eine deutliche Ansprache und danach hat sich bei uns allen im Kopf ein Schalter umgelegt.
Der Sieg in Hoffenheim war in der Liga unser vierter in Folge – Vereinsrekord. Wieso sollten wir alle trotzdem nicht anfangen zu träumen?
Weil wir genau wissen, wer wir sind. Wir haben zwar zehn Punkte Abstand auf den Relegationsplatz. Aber das kann ganz schnell gehen. Bestes Beispiel ist vielleicht der 1. FC Köln. Die waren letztes Jahr ziemlich lange unten drin, hatten dann vor Weihnachten einen richtig guten Lauf und lagen auf einmal im Mittelfeld. Die Bundesliga ist sehr ausgeglichen, die Spiele werden immer knapper. Wir arbeiten einfach weiter, um schnellstmöglich noch mehr Punkte zu sammeln und diesem Abstiegskampf bestmöglich aus dem Weg zu gehen.
Deine persönliche Bilanz liest sich auch ziemlich gut: In den vergangenen sechs Spielen warst Du jeweils in der Startelf, hast 90 Minuten durchgespielt und der SC hat jedes Mal gepunktet. Inwiefern gibt Dir die Statistik Rückenwind?
Natürlich fühle ich mich ein bisschen gestärkt. Allerdings muss ich sagen, dass der Sieg gegen Bielefeld Mitte Dezember mein erster überhaupt mit dem SC war. In den neun Spielen, die ich vor meiner Leihe zu Union Berlin (in der Saison 2019/20, d. Red.) in Freiburg gemacht habe, gab's nie einen Sieg. Das hat schon sehr auf meinen Schultern gelastet. Deshalb war ich darüber besonders froh.
Wenn man Dich auf dem Platz beobachtet, fällt auf, dass Du sehr präsent bist, viel sprichst mit den Kollegen und Kommandos verteilst. Inwiefern hat sich Deine Rolle im Team seit der Rückkehr im Sommer aus Berlin verändert?
Ich habe in Berlin ein paar Spiele mehr gemacht als in Freiburg. Und je mehr Spiele ich gemacht habe, desto mehr Selbstvertrauen einerseits und desto mehr Anerkennung von den Jungs andererseits habe ich bekommen. Ich versuche einfach, der Mannschaft in der zentralen Position zu helfen und auch zu kommunizieren, wenn mir etwas auffällt.
Profitierst Du auch von unserem aktuellen taktischen System? In den vergangenen Spielen hat sich die Dreier-/Fünferkette in der Abwehr bewährt.
Nicht nur ich, glaube ich. Die Umstellung auf die Dreier-/Fünferkette hat der gesamten Mannschaft geholfen. Wir haben dadurch noch ein bisschen mehr defensive Stabilität und ein Rädchen greift in das andere. Wenn beispielsweise einer mal einen Zweikampf verliert, ist die Mannschaft sofort für denjenigen da. Das haben wir in den letzten sechs bis sieben Wochen sehr gut gemacht und gezeigt, dass es schwierig ist, gegen uns zu gewinnen. Deshalb haben wir auch zurecht die Punkte geholt.
Im Januar wartet ein eng getaktetes Programm mit insgesamt sechs Liga-Spielen. Als nächstes geht es daheim gegen den 1. FC Köln. Worauf sollten wir uns da einstellen?
(grinst) Ich kenne den Stürmer von denen ganz gut: Seb Andersson (spielte mit Keven zusammen bei Union Berlin, d. Red.). Der ist fit, zielstrebig, kraftvoll. Aber generell haben sich die Kölner ein bisschen gefangen, und sie können Fußball spielen. Ich bin gespannt, wie unsere Videoanalyse diese Woche aussehen wird. Die Kölner haben mit Ondrej Duda Qualität auf der Zehn und mit Sebastiaan Bornauw jemanden hintendrin, der sehr viel wegräumt. Ich glaube, das wird ein enges und vor allem anspruchsvolles Spiel, weil beide Mannschaften sehr viel Energie auf den Rasen bringen werden.
Welche guten Vorsätze hast Du für das Jahr 2021?
Mit dem Verein ist ganz klar der Klassenerhalt das Ziel. Je höher es am Ende geht, desto glücklicher sind wir natürlich. Für mich persönlich: Auf dem Platz stehen, Fußball spielen und immer noch besser zu werden.
Interview: Marcel Burger, Sina Ojo
Foto: Achim Keller