"Freiburg ist ein bisschen wie Amsterdam"

Beim 2:0 gegen den FC Augsburg gab Guus Til (rechts) sein Startelf-Debüt für die SC-Profis. (Foto: Achim Keller)
Profis
31.03.2021

Im Sommer 2020 kam Guus (gesprochen: Chrüüs) Til vom russischen Erstligisten Spartak Moskau nach Freiburg. 

Neben dem Platz lebte sich der niederländische Offensivmann schnell ein, aber auf dem Platz bremsten ihn eine Sprunggelenksverletzung und starke Konkurrenz lange aus. Nach seinem Startelf-Debüt gegen den FC Augsburg und vor dem Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag (20.30 Uhr, live auf DAZN sowie im Ticker in unserem Matchcenter und auf Twitter) spricht der 23-Jährige im Interview der Woche.

scfreiburg.com: Guus, wenn man Deinen Namen googelt, heißt es, Du seist in Sambia geboren. Was hat es damit auf sich?

Guus Til: Die Frage habe ich erwartet (lacht). Mein Vater hat für eine Firma gearbeitet, die sich um viele Projekte in der ganzen Welt gekümmert hat, am meisten in den sogenannten Entwicklungsländern. Deshalb haben wir einige Zeit in Afrika verbracht – und als ich geboren wurde, waren meine Eltern gerade in Sambia. Nach einem Jahr in Sambia sind wir weiter nach Mosambik, und meine Schwester wiederum wurde in Namibia geboren. Wir sind also einmal quer durch Afrika gereist.

Was sind die prägendsten Erinnerungen an diese Zeit?

Als ich drei Jahre alt war, sind meine Eltern zurück in die Niederlande gegangen. Deshalb habe ich eher verschwommene Erinnerungen. Wir sind aber im Sommer vor Corona noch einmal an all die Orte in Afrika gereist, in denen wir in meiner frühen Kindheit gelebt haben. Das war richtig schön und das behalte ich sicher auch noch lange im Kopf.

Seit neun Monaten wohnst Du mittlerweile in Freiburg. Inwiefern fühlt sich das für Dich wie Heimat an?

Freiburg ist ein bisschen wie Amsterdam. Hier fährt jeder Rad und es ist genauso heimelig. Freiburg ist für mich wirklich ein bisschen Heimat. Außerdem liegt Deutschland an der niederländischen Grenze und die Sprachen sind sehr ähnlich. Das hat mir die Anpassung von vornherein leichter gemacht als vielleicht meinen südkoreanischen Teamkollegen. 

Du kennst Freiburg nur in Corona-Zeiten. Welche Ecken hast Du bisher erkundet?

Die wirklichen Hotspots kenne ich leider wirklich noch nicht, weil ich die meiste Zeit daheim verbringe. Manchmal gehe ich zur Kaffee-Kiste in der Wiehre. Ansonsten bin ich gerne spazieren, mit meiner Freundin im Schwarzwald unterwegs und genieße das meistens tolle Wetter. Viel mehr ist im Moment nicht möglich, aber ich versuche, das Beste draus zu machen.

Die meiste Zeit außerhalb Deiner vier Wände verbringst Du im Moment am Schwarzwald-Stadion. Wie würdest Du jemandem erklären, was den SC Freiburg ausmacht?

Es ist ein familiärer Verein, einige Spieler und Trainer sind schon viele Jahre hier. Gleichzeitig ist es ein Verein mit Ambitionen. Auch wenn der Etat nicht der höchste ist, sind wir auf einem einstelligen Tabellenplatz. Ich würde sagen, der Verein holt aus seinen Möglichkeiten das Beste raus. Das beschreibt es ganz gut. 

Du wirktest von Beginn an sehr integriert. Stimmt dieser Eindruck?

Die Sprachbarriere macht mir manchmal schon noch etwas Schwierigkeiten. Ich bin aber ein extravertierter Mensch und habe selten Probleme, mit anderen in Kontakt zu kommen. Außerdem lockere ich gerne die eine oder andere Situation auf. Ich weiß, in welchen Momenten es Ernsthaftigkeit braucht, aber gerade auf unseren langen Auswärtsfahrten vergeht die Zeit mit guter Laune doch viel schneller. 

Stichwort lange Wartezeiten: Mit Blick auf die Bundesliga hast Du auch etwas Geduld mitbringen müssen. Wie hast Du Dich in den vergangenen Monaten Woche für Woche motiviert?

Es war natürlich schwierig und natürlich hatte ich mir erhofft, mehr spielen zu können. Meine persönlichen Voraussetzungen waren aber leider auch nicht optimal: Ich hatte mich kurz vor meinem Wechsel am Sprunggelenk verletzt und gemerkt, dass ich meinem Körper und auch meinem Kopf ein bisschen Zeit geben muss, um wieder fit zu werden. Zum Glück gibt es im Fußball jede Woche eine neue Chance. Und mein Anspruch und meine größte Motivation war und ist es, jede Woche ein bisschen besser zu spielen als in der Woche zuvor.

Im Heimspiel gegen den FC Augsburg standest Du zum ersten Mal für die SC-Profis in der Startelf. Wann hast Du erfahren, dass es diesmal reicht?

Erfahren vielleicht nicht, aber geahnt habe ich es zwei Tage vorher im Training. Da bin ich bei einer taktischen Einheit in der Startelf gestanden. Am Spieltag selbst war es dann ein etwas seltsames Gefühl so ohne Zuschauer und vor allem eine neue Erfahrung für mich. Mein bis dahin letztes Spiel in Russland habe ich noch vor Zuschauern gespielt.

Du hast in den vergangenen Wochen in der Zweiten Mannschaft gespielt und getroffen, Du hast im Testspiel gegen Basel in der Länderspielpause gespielt und getroffen. Ein guter Anfang? 

(lacht) Ein später Anfang, würde ich eher sagen. Aber ja, vielleicht kann man es so zusammenfassen. 

Als nächstes geht es nach Mönchengladbach. Im Hinspiel haben wir respektabel 2:2 gespielt. Was erwartet uns am Samstag?

Es wird schwierig, vor allem, weil wir auswärts spielen. Gladbach ist ein richtig gutes Team. Aber wir haben natürlich gute Erinnerungen an das Hinspiel. Ich hoffe, dass wir so eine Leistung noch einmal abrufen können und das Ergebnis dann zu unseren Gunsten ausfällt.

Mönchengladbach liegt recht nah an der niederländischen Grenze. Warst Du schon einmal dort? 

Nein, ich komme ganz aus dem Norden, den Süden kenne ich nicht besonders gut. Das ist eher die Ecke, aus der Mark (SC-Keeper Flekken, d. Red.) kommt. Deshalb spricht er auch einen ganz anderen Dialekt als ich und ich muss mich manchmal echt konzentrieren, um ihn überhaupt zu verstehen (lacht). 

Dann gerne auch ohne genaue Ortskenntnis die Frage: Was müssen wir leisten, um die drei Punkte aus Gladbach mitzunehmen?

Wir müssen defensiv kompakt stehen, sehr aggressiv auftreten und in der Offensive kreativ sein. Gerade als Underdog müssen wir es so angehen.  

Interview: Marcel Burger, Sina Ojo

 
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