Fast sein halbes Leben lang spielt Yannik Keitel schon für den Sport-Club, nun hat er seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben.
Im Interview spricht der 20-jährige Mittelfeldmann über seine Anfänge in der Freiburger Fußballschule, sein Bundesliga-Debüt in Dortmund und den Corona-bedingten Auszug aus dem Elternhaus.
scfreiburg.com: Yannik, herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung! Wie lange hast Du Dir die Entscheidung durch den Kopf gehen lassen?
Yannik Keitel: Als die sportliche Leitung auf mich zukam, musste ich nicht groß überlegen. Mir war sofort klar, dass der gemeinsame Weg hier nicht enden soll, obwohl ich bereits seit der U12 beim SC bin. Oder vielleicht gerade deshalb. Für die jahrelange Wertschätzung bin ich einfach sehr dankbar.
Du bist 2011 als 11-Jähriger zum SC gewechselt. Was waren damals Deine allerersten Eindrücke?
Es war alles neu. Ich kam aus einem eher dörflichen Verein in ein total professionelles Umfeld mit mehr Fußballplätzen und richtig guten Trainern und Mitspielern. Da habe ich schon einen Unterschied gemerkt.
Andere haben viele Jugendvereine in ihrer Vita. Wieso sind es bei Dir nur der SV Breisach und eben der SC?
Ich komme hier aus der Gegend, habe bis vor Kurzem auch noch zu Hause gewohnt, und ich hatte mit dem SC ja alles, was ich brauchte: einen Ausbildungsverein, in dem ich mich wohlfühle und bei dem ich die Chance habe, zu den Profis zu kommen. Erfreulicherweise hat das geklappt (lacht).
Als Du nach Freiburg gewechselt bist, waren Christian Streich und Lars Voßler U19-Trainer in der Fußballschule. Wie hast Du die beiden erlebt?
(überlegt) Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Als ich in die U12 kam, habe ich immer nur auf die U13 geschaut. Die Jungs haben mich beeindruckt, weil schon da ein krasser Unterschied zu uns zu sehen war. Weiter nach oben habe ich damals gar nicht geschaut.
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Du hast nach und nach alle Junioren-Mannschaften durchlaufen, irgendwann mit den Profis mittrainiert und warst plötzlich das erste Mal selbst im Spieltags-Kader der Profis...
Das war Ende 2019, das werde ich so schnell nicht vergessen. Die U23 war zu dem Zeitpunkt schon in der Winterpause, als Fabian Rüdlin (spielt in der U23, d. Red.) und ich bei den Profis mittrainieren durften. Und nach nur einer Woche hieß es dann, dass wir zum Auswärtsspiel bei der Hertha mitfahren. Das ging alles richtig schnell.
Zu einem Einsatz hat es im Olympiastadion nicht gereicht. Halb so wild?
Auf jeden Fall. Vielleicht war es sogar besser so, die Eindrücke waren überwältigend genug. Ich habe mich einfach riesig gefreut, dabei zu sein. Allein die Vorstellung war ja kurz vorher noch total fern für mich.
Dein Debüt hast Du zweieinhalb Monate später in Dortmund gegeben, auch keine ganz schlechte Kulisse. Janik Haberer musste zur Halbzeit verletzt raus, die Wahl fiel auf Dich. Was ging in diesem Moment in Dir vor?
Wir Ersatzspieler haben uns in der Halbzeitpause auf dem Rasen aufgewärmt, als Lars Voßler rauskam und sagte: 'Yannik, Janik Haberer ist verletzt. Du kommst rein.' Ich war im ersten Moment total perplex. Wie? Ich komme rein? Dann habe ich direkt Taktikanweisungen gekriegt und hatte gar keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Wahrscheinlich war das auch besser so. Leider haben wir das Spiel knapp verloren, beeindruckend war es für mich trotzdem.
War Deine Familie im Stadion?
Nein. Meine Eltern haben das Spiel im Fernsehen verfolgt und meine Mutter war nervöser als ich. Sie hat hinterher erzählt, dass sie es gar nicht anschauen konnte, sondern immer nur hin- und hergelaufen ist (lacht).
Vermutlich nicht die einzige Gratulantin nach dem Spiel?
Es haben schon sehr viele gesehen. Mir haben natürlich auch Leute geschrieben, von denen ich schon länger nichts mehr gehört hatte. Das ist wohl normal und das konnte ich auch ganz gut einordnen. Über die anderen Nachrichten und die vielen Menschen, die sich mit mir gefreut haben, habe ich mich aber riesig gefreut.
Heute wissen wir, dass es das vorerst letzte Auswärtsspiel sein sollte, das gegen Leipzig wurde Minuten vor der Abreise abgesagt. Inwiefern hat sich Dein Leben durch Corona verändert?
Vor Corona habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt, allerdings hinter der Grenze. Wenn ich in Frankreich geblieben wäre, hätte ich zwei Wochen in Quarantäne gemusst. Das wollte ich natürlich nicht. Deshalb bin ich kurzfristig ausgezogen und erstmal zu meiner Freundin. Mittlerweile habe ich eine Übergangswohnung in Freiburg gefunden. Ich bin also von jetzt auf gleich von Hotel Mama in die Selbständigkeit. Das ist schon eine große Umstellung.
Wie klappt es denn?
Ziemlich gut. Meine Eltern sind auch ganz überrascht, wie gut ich es ohne sie hinbekomme (lacht).
Haben sich denn da neue Hobbies aufgetan?
Kochen! Das macht mir echt Spaß. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit Sport und Lesen. Das gehört bei mir aber generell dazu.
Irgendwann werden die Beschränkungen nicht mehr da sein. Was sind dann Deine Ziele mit dem SC?
Wir haben eine brutale Qualität im Kader, deshalb sollte es unser Ziel sein, weiter Punkte zu sammeln.
Und was ist Dein ganz persönliches Ziel?
Ich hoffe natürlich, dass es nicht bei dem einen Bundesliga-Spiel bleibt und ich mich noch für viele weitere Einsätze empfehlen kann.
Interview: Marcel Burger, Sina Ojo