Der SC Freiburg ist in der zweiten Runde aus dem DFB-Pokal ausgeschieden.
Im ausverkauften Schwarzwald-Stadion unterlag der Sport-Club am Dienstagabend dem 1. FC Union Berlin mit 1:3 (1:1). Nach der Führung für die Gäste durch Joshua Mees (36.) erzielte Robin Koch (45.+2) kurz vor dem Halbzeitpfiff den Ausgleich. Im zweiten Durchgang fiel die Entscheidung spät, als zunächst Robert Andrich (87.) nach einem Freiburger Abspielfehler erneut für die Gäste traf und wenig später Christian Gentner (90.+2) den Endstand erzielte.
Trotz einer kämpferisch guten Leistung blieb der Sport-Club am Dienstagabend zu ungefährlich vor des Gegners Tor. Grund dafür war unter anderem eine starke Defensivleistung der Berliner, die auch Christian Streich nach Abpfiff anerkannte: „Herzlichen Glückwunsch an Union. Sie laufen an und verteidigen wie die Tiger. Wir haben es versucht, aber dann zwei, drei Fehler gemacht. Diese hat Union genutzt.“
Das Freiburger Trainerteam hatte sich für fünf Umstellungen im Vergleich zum 2:1 gegen RB Leipzig entschieden. Für die verletzten Nicolas Höfler und Luca Waldschmidt starteten Nils Petersen und der frischgebackene Vater Mike Frantz. Außerdem rückten Vincenzo Grifo, Roland Sallai und Nico Schlotterbeck für Lucas Höler, Lino Tempelmann und Philipp Lienhart in die erste Elf.
Auf der Gegenseite nahm Urs Fischer ebenfalls fünf Wechsel vor: Julian Ryerson, Joshua Mees, Anthony Ujah, Michael Parensen und nicht zuletzt der vom Sport-Club verliehene Keven Schlotterbeck durften sich von Beginn an beweisen. Das lang ersehnte Bruderduell, dass am vorletzten Wochenende nicht zustande gekommen war, gab es am Dienstagabend also gleich von Beginn an.
Im Andenken an den vor zehn Jahren verstorbenen SC-Präsidenten Achim Stocker beeindruckte die Nordtribüne vor Spielbeginn mit einer aufwändigen Choreographie. Großen Applaus gab es vom Freiburger Publikum außerdem bei der Bekanntgabe der Startaufstellung des Gastes nicht nur für den älteren der beiden Schlotterbecks, sondern auch für Rückkehrer Rafal Gikiewizc im Tor der Eisernen.
Umkämpfte erste Halbzeit
Christian Streich hatte es im Vorfeld deutlich gemacht: Mit der Leistung seiner Mannschaft beim ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams war das Freiburger Trainerteam nicht einverstanden gewesen. Vor der Berliner Aggressivität gewarnt präsentierten sich die elf Spieler des SCF von Beginn an deutlich wacher und bissiger als noch vor zehn Tagen. Dennoch blieb vieles in der Anfangsphase Stückwerk.
In der neunten Minute dann das erste kollektive Aufraunen auf der Tribüne: Vincenzo Grifo hatte einen Freistoß in die Mitte geschlagen, wo Nico Schlotterbeck den Ball aufs lange Eck köpfte, dieser allerdings statt im Netz zu landen nur den Pfosten küsste. Auch die zweite Großchance der Partie konnte der Sport-Club verzeichnen. Nils Petersen, im Strafraum von Union von Roland Sallai freigespielt, nahm Maß und verfehlte den rechten Winkel nur knapp (20.).
Viele Chancen bekamen die Zuschauer dennoch lange nicht zu sehen. Union Berlin verteidigte wie schon in den vergangenen Wochen kompakt und überließ dem Sport-Club weitestgehend den Ball. Dieser wiederum war in der ersten halben Stunde ebenfalls darauf bedacht keine folgenschweren Fehler zu machen und ging dementsprechend nur selten ein Risiko im Spielaufbau ein. Die Folge war ein optisches Übergewicht für den Sport-Club ohne die ganz großen Highlights.
Ein weiterer alter Bekannter erzielte schließlich den etwas schmeichelhaften Führungstreffer für den Gast. Anthony Ujah flankte den Ball vom rechten Flügel maßgenau in Mitte, wo der ehemalige Freiburger Leihspieler Joshua Mees das Kunstleder per Kopf an Mark Flekken vorbei ins Tor wuchtete (36.).
Die Führung der Berliner sollte nicht bis zum Halbzeitpfiff anhalten: Wie bereits gegen Leipzig konnte sich Vincenzo Grifo in die Scorerliste eintragen. Einen Freistoß des Deutsch-Italieners setzte der hochgewachsene Robin Koch zum Ausgleich in die Maschen (45.+2).
Zwei späte Treffer besiegeln das Pokalaus
Mit Anpfiff der zweiten 45 Minuten zeigte sich ein ähnliches Bild wie im ersten Durchgang: Der Sport-Club mit viel Ballbesitz, Union mit einem engmaschigen Bollwerk in der Defensive. Der gravierende Unterschied: Das Freiburger Spiel wurde variabler und dementsprechend grade in der Viertelstunde nach Wiederanpfiff gefährlicher. Insbesondere über die linke Seite mit Vinzenco Grifo und Christian Günter stieß der Sport-Club immer wieder gefährlich bis an die gegnerische Grundlinie vor. Allein, es fehlte an der Genauigkeit der Hereingaben in die Mitte und dementsprechend auch an klaren Torchancen im zweiten Durchgang.
Mit zunehmender Spieldauer verwaisten die beiden Strafräume zusehends. Bis zur 82. Minute sahen die 24.000 Zuschauer im Schwarzwald-Stadion in Halbzeit zwei keinen einzigen Schuss aufs Tor. Im Laufe der Halbzeit brachte Streich frische Kräfte. Lucas Höler ersetzte den umtriebigen, letztlich aber glücklosen Roland Sallai (62.) und Philipp Lienhart kam für Mike Frantz (79.). Das Freiburger Publikum hielt sich indes mit ausdauerndem Anfeuern seines Teams warm.
Aus dem Nichts fiel kurz vor Schluss der zweite Treffer der Berliner. Nach einem Ballverlust von Jonathan Schmid in der eigenen Hälfte schaltete Union schnell um. Über drei Stationen landete der Ball bei Robert Andrich, der das Spielgerät aus zwanzig Metern im Freiburger Tor unterbrachte (87.). Den Schlussstrich unter eine aus Freiburger Sicht vollkommen unnötige Niederlage setzte Christian Gentner (90.+3) nach einem ungezwungenen Ballverlust von Nico Schlotterbeck.
„Wir wissen wo wir stehen, weil wir beide Spiele gegen Union nicht unverdient verloren haben. Aber ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf, weil sie genauso wie der Gegner gefightet hat“, ordnete Streich die vorangegangenen neunzig Minuten ein.
Nach dem Pokalaus steht am Wochenende bereits der zehnte Spieltag in der Bundesliga an. Der Sport-Club ist am Samstag um 15.30 Uhr zu Gast beim SV Werder Bremen.
David Hildebrandt
Fotos: Achim Keller
Stenogramm:
SC Freiburg: Flekken - N. Schlotterbeck, Koch, Heintz - Schmid, Frantz (78. Lienhart), Haberer, Günter - Sallai (62. Höler), Grifo - Petersen
Ersatzbank: Thiede (Tor), Gulde, Borrello, Gondorf, Jeong, Kwon, Tempelmann
Trainer: Christian Streich
Union Berlin: Gikiewicz - Friedrich, K. Schlotterbeck, Parensen (14. Rapp) - Ryerson, Schmiedebach (76. Gentner), Andrich, Lenz - Mees (88. Bülter), Ingvartsen - Ujah
Ersatzbank: Nicolas (Tor), Trimmel, F. Kroos, Andersson, Becker, Polter
Trainer: Urs Fischer
Tore: 0:1 Mees (36.), 1:1 Koch (45.+2), 1:2 Andrich (87.), 1:3 Gentner (90.+2)
Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz)
Zuschauer: 24.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: N. Schlotterbeck, Heintz, Koch - Schmiedebach, Rapp, Ingvartsen, Friedrich