Grifo: "Freiburg ist eine zweite Familie"

Profis
17.09.2019

Drei Siege, neun Punkte, zehn Tore, Tabellenplatz drei: Nie hatte der SC Freiburg nach vier Spieltagen eine solche Bilanz vorzuweisen. 

Im Interview der Woche spricht Vincenzo Grifo über den starken Saisonstart des Sport-Club, seine doppelte Rückkehr an die Dreisam, einen möglichen ersten Einsatz in dieser Saison gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr, live auf Sky und im Ticker auf scfreiburg.com) und einen gewissen Florian Niederlechner.  

scfreiburg.com: Vince, gerade schaut man besonders oft in strahlende Gesichter. Wo hast Du das Freiburger 3:0 am Sonntag bei der TSG Hoffenheim verfolgt?

Vincenzo Grifo: Zu Hause. Meine Frau und ich waren bei meinem Onkel und haben das Spiel dort mit der Familie angeschaut. Die drei Punkte tun natürlich richtig gut.

Waren die SC-Fans auch im TV so gut hörbar wie vor Ort?

Ja, das Stadion hat ziemlich voll gewirkt und vor allem die Gesänge der SC-Fans waren sehr laut. Es ist schön, die Fans so im Rücken zu haben. Das gibt Power.

Neun Punkte nach vier Spieltagen haben in Freiburg eher Seltenheitswert. Tabellarisch heißt das Platz drei...

(schmunzelt) Es ist natürlich erfreulich, den SC so weit oben zu sehen. Wir genießen die Situation sehr, weil das für uns alles andere als gewöhnlich ist. Trotzdem bleiben wir komplett auf dem Teppich. Wir wissen, dass wir weiterhin in jedem Spiel alles raushauen müssen, weil im Fußball auch schnell ganz andere Zeiten kommen können.

Du selbst hast wegen einer Vereinbarung zwischen dem SC und Hoffenheim am Sonntag nicht gespielt. Das ist hinlänglich bekannt. Was dagegen noch nicht so bekannt ist: Wann und wo hast Du eigentlich erfahren, dass Dein Transfer zustande kommt. Es war der letzte Tag der Transferfrist…

Ich stand gerade mitten im Supermarkt, habe mit meiner Frau Lebensmittel eingekauft. Dann kam der Anruf, dass der Deal klappt. Ich war mega happy und gleichzeitig auch noch ein bisschen zittrig, als wir auf der Autobahn Richtung Freiburg unterwegs waren. Ich wollte nur noch unterschreiben. Als es endlich soweit war, ist mir ein richtiger Stein vom Herzen gefallen und ich hatte den ganzen Abend über ein Lächeln im Gesicht. 

War auch für Deine Frau Vanessa sofort klar, dass sie die Zelte abbricht und mit Dir zurück nach Freiburg geht?

Definitiv. Wir haben uns natürlich besprochen und waren uns sofort einig. Auch meine Frau ist sehr glücklich, hat in Freiburg viele Freunde gewonnen. Wir fühlen uns beide pudelwohl und haben hier eine zweite Heimat gefunden. Wir haben das gefeiert. 

Wie schaut’s mit dem etwas lästigen Thema Wohnungssuche in Freiburg aus?

Das ist tatsächlich nicht ganz so einfach. Wir bemühen uns aber, hatten auch schon ein paar Wohnungsbesichtigungen und sind guter Dinge, dass wir etwas Tolles finden. Da mache ich mir keine Gedanken.

Bei Deinem beruflichen Umzug brauchtest Du immerhin keine Eingewöhnungszeit, schließlich bist Du zwischen 2015 und 2017 und in der Rückrunde der Saison 2018/19 schon für den SC aufgelaufen. Vorstand Jochen Saier hat neben der sportlichen Komponente Deine hohe Identifikation mit dem Verein als Grund für Deine Verpflichtung genannt. Was macht den Sport-Club für Dich so zur Herzenssache?

Es gibt Dinge im Leben, die super passen und solche, die weniger gut passen. In Freiburg hat einfach von Anfang an vieles sehr gut gepasst. Meine Frau und ich hatten hier unsere erste gemeinsame Wohnung. Sportlich haben die Jungs und ich mit dem Aufstieg einen riesigen Erfolg gefeiert. Die Fans haben mir immer ganz viel Kraft gegeben, die Mannschaft hat mich unterstützt, ich habe hier das Vertrauen gespürt. So konnte ich aufblühen. Freiburg ist für mich zu einer zweiten Familie geworden.

Viel Zeit hast Du in der neuen alten Heimat noch nicht verbracht. Direkt nach der Vertragsunterschrift hast Du Dich Richtung italienische Nationalmannschaft verabschiedet und mit Größen wie Bonucci, Verratti und Kollegen trainiert. Was nimmst Du von einer solchen Länderspielreise für Dich mit?

Die Nationalmannschaft ist für mich noch immer etwas Sensationelles. 26 Jahre lang habe ich darauf hingearbeitet, für Italien spielen zu dürfen. Es sind riesengroße Spieler da, die mit Vereinen wie Chelsea, Paris St. Germain oder auch Juve schon so vieles erreicht haben und von denen ich noch viel lernen kann. Alleine im Training bekomme ich viele wertvolle Tipps. Ich bin zuversichtlich, dass ich demnächst auch meine Spiele machen werde. Da ist einfach Geduld gefragt.

Auch beim SC ist der Plan, möglichst viele Spiele zu machen. Die Resonanz der Fans auf Deine Rückkehr war durchweg positiv. Welche persönlichen Anforderungen hast Du an Dich?

Es ist alles andere als selbstverständlich nach zwei Weggängen zweimal wieder so herzlich empfangen zu werden. Ich möchte gut ins Team kommen, der Mannschaft helfen, den coolen Fußball spielen, den wir im Moment spielen und für den Verein kämpfen - um am Ende erfolgreich zu sein. Entsprechend freue ich mich auch einfach nur auf Samstag.

Weil Du erstmals wieder im Schwarzwald-Stadion auflaufen könntest, wenn der FC Augsburg zu Gast ist. Erinnerst Du Dich an unser bisher letztes Heimspiel gegen den FCA?

Ja, klar. Das Spiel ist 5:1 ausgegangen, hätte an dem Tag sogar noch höher ausgehen können.

Du hast ein Tor geschossen.

Stimmt und es war insgesamt eines unserer besten Spiele der Rückrunde. 

Nach zwei Niederlagen und einem Unentschieden haben die Augsburger am vergangenen Wochenende gegen Eintracht Frankfurt gewonnen. Den Siegtreffer zum 2:1 machte ein gewisser Florian Niederlechner. Hast Du Dich schon bei ihm gemeldet?

(grinst) Ja, wir hatten natürlich schon Kontakt. Flo macht sich im Moment sehr gut. Er ist ein super Spieler vorne in der Box, hat jetzt ein wunderschönes Tor geschossen und damit Selbstvertrauen getankt. Wir wissen aber auch so, was uns mit Augsburg erwartet.

Nämlich?

Augsburg hat Qualität im Kader und Kampfgeist. Das ist ähnlich wie bei uns. Sie gehen an ihre 100 Prozent. Flo wird natürlich gegen seine Ex-Freiburger besonders motiviert sein. Wir wissen, dass er vor dem Tor eiskalt ist. 

Am Samstag darf er sich allerdings gerne zurückhalten, oder?

Definitiv. Das werde ich ihm auch noch schreiben (lacht). Ich gehe aber fest davon aus, dass es ein Spiel auf Augenhöhe wird - und dass wir mit der Unterstützung unserer Fans da weitermachen, wo wir am Sonntag aufgehört haben. 

Interview: Marcel Burger, Sina Ojo

Fotos: Christian Kaspar-Bartke | Bundesliga | DFL via Getty

 
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