Brandon Borrello steht zwar schon seit 2018 beim Sport-Club unter Vertrag.
Nach auskuriertem Kreuzbandriss ist der Australier allerdings erst in dieser Saison so richtig in Freiburg angekommen. Im Gespräch blickt der 24-Jährige auf die aktuelle Situation in seiner Heimat, zieht den Vergleich zwischen Surfbrett und Snowboard und setzt sich klare Ziele für die Bundesliga sowie die Nationalmannschaft.
Es gibt Wichtigeres als Fußball. Du kommst aus Adelaide in Australien. In der Deiner Heimat wüten die Feuer. Was bekommst Du davon mit und wie gehst Du damit um?
Meine Familie wohnt inzwischen in Brisbane. Dort brennt es auch, aber meine Familie ist in Sicherheit. Es ist fürchterlich traurig, wie viele Menschen, wie viele Tiere und wie viel Land dem Feuer zum Opfer fallen. Da geht Heimat verloren und man kann nur ohnmächtig zusehen. Ich habe Geld gespendet, aber das hilft gerade auch nicht weiter. Fußball ist wirklich unwichtig vor dem, was bei mir zu Hause gerade passiert.
Die Weihnachtspause war zu kurz, um selbst nach Hause zu fliegen...
Für den Besuch zu Hause muss ich alleine vier Tage nur für die Reise einplanen. Das ging nicht und ich war das erste Mal über Weihnachten weg von der Familie. Ich war in Kaiserslautern bei einem Freund.
Was ist der Unterschied zwischen australischer und deutscher Weihnacht?
In Australien feiern wir erst am 25. und es ist meistens ziemlich warm - so um die 30 Grad.
... weiße Weihnacht war auch in Kaiserslautern nicht...
Nein. Aber zwischen den Jahren war ich noch mit ein paar Jungs in Ischgl. Der Schnee, die Berge - das hat mich wirklich beeindruckt. Das habe ich genossen.
Du warst mit Mannschaftskollegen dort?
Ja, mit Janik Haberer und Robin Koch. Vor der Pause hat mich fast jeder Spieler aus der Mannschaft gefragt, was ich die Tage mache und als sie hörten, dass ich nicht nach Hause kann haben mir alle angeboten, Zeit miteinander zu verbringen. Leider hatte ich nicht für alle Zeit. Aber Freiburg ist wirklich ein sehr familiärer Verein.
In Ischgl hast Du auch SC-Busfahrer Stefan Spohn getroffen. Der meint, Du seist ein wirklich talentierter Snowboardfahrer. Und Spohni muss es als echter Schwarzwälder wissen...
(lacht) Oh, dieses Lob nehme ich gerne mit. Ich bin letztes Jahr zum ersten Mal auf dem Feldberg gefahren und probiere mich jetzt zu verbessern. Aber ohne Risiko. Ihr findet mich bloß auf den blauen Pisten.
... als Australier kannst Du sicher surfen. Hilft das im Schnee weiter?
Die Bewegungen sind ähnlich, aber trotzdem vermitteln Surfbrett und Snowboard ein komplett anderes Gefühl.
Mit welchen Gefühlen blickst Du auf die Hinrunde dieser Saison zurück?
Nach meinem Kreuzbandriss bin ich endlich wieder richtig fit. Da klopfe ich auf Holz und das macht mich glücklich. Ich hatte gleich zu Beginn der Hinrunde einige Einsätze, am Ende hätten es wegen mir gerne auch ein paar mehr sein dürfen. Aber es ist meine erste Bundesligasaison und wir haben ein richtig starkes Team. Ich muss einfach weiter hart arbeiten und mich weiter verbessern um zu spielen.
Im Heimspiel gegen Bayern München warst Du zweimal nah dran an Deinem ersten Bundesligator. Es wäre wahrscheinlich das Siegtor gewesen und das Stadion wäre explodiert...
Dass wir das Ding 1:3 verloren haben macht mich heute noch sauer. Eine meiner Chancen habe ich eigentlich schon drin gesehen, die andere habe ich versemmelt. Mein erstes Bundesligator ist sicherlich ein Ziel für die Rückrunde.
Was hast Du Dir sonst noch vorgenommen?
Ich kenne meine Rolle momentan. Als Einwechselspieler muss ich sofort da sein und einschlagen. Diese Chancen will ich nutzen und mich für Einsätze von Beginn an empfehlen. So funktioniert Fußball. If you get your chance, you have to take it.
Chanchen beim Schopf packen gilt gerade auch für die australische Nationalmannschaft. Es sieht gut es für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in zwei Jahren.
Genau. Nationaltrainer Graham Arnold impft uns vor jedem Spiel ein, dass wir gewinnen müssen, um das große Ziel zu erreichen. In der Asien-Pazifik-Qualifikation haben wir unsere Spiele gegen Kuwait, Jordanien, Taiwan und Nepal bisher alle gewonnen. Wir sind dieses Jahr auch bei der Copa America, der Südamerikameisterschaft, mit einer Wildcard dabei. Turniere auf diesem Niveau helfen uns, immer besser zu werden.
Australien bei der Copa America? Das ist ja wie Australien beim Eurovision Songcontest...
(lacht) Klar. Wir Australier sind einfach überall.
Und finden offenbar überall auch schnell Anschluss. Woher kannst Du eigentlich so gut Deutsch?
Steffi vom Verein ist eine gute Lehrerin. Und gute Freunde helfen auch weiter - nicht nur beim Fußball.
Interview Sascha Glunk
Foto: Achim Keller