Der erste Verkauf des Namens war ein Umwelt-Coup

Profis
24.01.2020

Die Saison 2019/20 ist für die SC-Profis die letzte im Schwarzwald-Stadion. 

Auch wir nehmen Abschied: 18 Autoren erzählen 18 Geschichten aus der Geschichte des Stadions. Heute: Der erste Verkauf des Namens war ein Umwelt-Coup. Hanno Franke (54), der Abteilungsleiter Marketing und Gesellschaftliches Engagement beim SC, erinnert sich. Nach Torsten Bauer (Teamkoordinator) und Annette Lösle (Ticketing) ist er drittdienstältester Mitarbeiter beim Sport-Club und feiert dieses Jahr sein 25-jähriges persönliches SC-Jubiläum. 

Klar war uns ein bisschen mulmig zumute. Wie reagieren die Leute, wenn wir erstmals die Rechte am Stadionnamen verkaufen, und das Dreisamstadion danach badenova-Stadion heißt? Ich hatte den Vertrag mit dem regionalen Energieanbieter 2004 mit ausverhandelt und aufgesetzt, nachdem unser Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Heinrich Breit, damals noch als Schatzmeister und stellvertretender Vorsitzender, schon viel Vorarbeit geleistet hatte. Mulmig war uns, aber wirkliche Zweifel gab’s nicht. Angesichts der Wettbewerbssituation, besonders den Entwicklungen im Vorfeld der WM 2006 in Deutschland, war der Namensrechteverkauf einfach total richtig und wichtig. Es gab dann schon ein paar heftige Ausschläge auf Seiten der Fans, aber insgesamt fiel der Protest, wenn die Erinnerung mich nicht trügt, eher moderat aus.

Was auch am Clou des Ganzen lag, dass die Vermarktung des Stadionnamens an ein sehr kluges Umwelt- und Bürgerbeteiligungsprojekt geknüpft war: "regiosonne", eine gemeinsame Solarinitiative von SC und badenova. Dafür wurden im Laufe der Saison 2004/05 Photovoltaikflächen mit einer Gesamtleistung von einem Megawatt installiert, und zwar auf Dächern des SC wie der Nordtribüne und der Fußballschule sowie auf Dächern der badenova in der gesamten Region. Insgesamt waren das stolze 8.000 Quadratmeter Solarfläche. Seinen Dauerkartenbesitzern räumte der SC das Vorzugsrecht ein, sich mit einer Einlage von 1.500 bis 15.000 Euro zu beteiligen und sich somit eine sichere, lukrative Geldanlage mit Renditen von über sechs Prozent zu sichern.

So wurde das Projekt ein echter Gewinn für alle Beteiligten, und das Freiburger badenova-Stadion mit Solaranlagen auf allen Dächern das erste Solarstadion in Deutschland. Das wurde überregional wahrgenommen, überall herausgestellt und ist bis heute vielen präsent. Zumal über "regiosonne" mittlerweile jährlich zwei Millionen Kilowattstunden klimafreundlicher Ökostrom erzeugt werden. 

Vor einem Heimspiel im September 2004 stand dann der damalige Oberbürgermeister Dieter Salomon mit Offiziellen von badenova und SC im Mittelkreis und stellte das Projekt nochmals kurz dem Stadionpublikum vor. Die "regiosonne" fügte sich bestens ins 100-jährige Vereinsjubiläum, das wir 2004 ja auch noch feierten: mit Herbert-Grönemeyer-Konzert, Dreamteam-Spiel und dem Buchprojekt "Hundert Jahre 90 Minuten" zur SC-Geschichte. Förderverein und Achim-Stocker-Stiftung wurden gegründet und on top gab’s die Vermarktung des Stadionnamens plus Solarinitiative. Langweilig war’s also nicht. Aber das war’s in meiner SC-Zeit seit 1995 nie. Damals hatte ich mich als 29-Jähriger, frisch von der Uni nach dem Ausstieg von Pressesprecher Didi zur Nedden beim SC beworben. In Gesprächen, auch mit Trainer Volker Finke, erfuhr ich dann: Man wollte nun primär ein Vermarktungsteam aufbauen. Da empfahl ich noch einen Studienkumpel von mir, und tollerweise wurden wir tatsächlich beide eingestellt. Zugegeben, wir hatten erstmal keine große Ahnung, dafür aber Riesenehrgeiz, loszulegen und learning by doing in den Job reinzuwachsen, eine irre Zeit damals.

Mit der badenova als kommerziellem Stadionnamensgeber waren wir dann in meiner Erinnerung der großen Welle der Stadionvermarktungen sogar etwas voraus, die so richtig erst im Zuge der Stadionum- und -neubauten für die Heim-WM 2006 kam. Für Unternehmen ist das bis heute eine tolle Gelegenheit: Sicherst du dir die Rechte eines noch namenlosen Stadions, dann ist die Wirkung besonders nachhaltig. Was unseren kommenden Umzug ins neue Stadion angeht, so bringt der für mich wie für alle beim SC – neben der Wehmut, das Schwarzwald-Stadion zu verlassen – vor allem eine Riesenherausforderung mit sich. Natürlich wollen wir dabei möglichst viel vom guten Geist des alten Standorts mit rübernehmen. In diese Aufgabe hauen sich im Moment alle bei uns voll rein. 

Aufgezeichent von Timo Tabery

Foto: Klaus Polkowski

 
Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.