Vor dem Gastspiel des Sport-Club an diesem Samstag (15.30 Uhr, live auf Sky und im Ticker auf scfreiburg.com) bei Borussia Dortmund spricht Freiburgs Nationalspieler Luca Waldschmidt im Interview der Woche über seine ganz besondere Beziehung zum Signal-Iduna-Park.
scfreiburg.com: Luca, was verbindest Du mit dem Standort Dortmund?
Luca Waldschmidt (überlegt kurz): In Dortmund habe ich 2015 mein erstes Bundesliga-Spiel gemacht. Daran erinnere ich mich natürlich. Und Dortmund ist auch nicht so weit von meinem Zuhause entfernt. Ich weiß, dass meine Mama deshalb früher, als ich den Führerschein noch nicht lange hatte, gesagt hat: "Wenn Du auf der Autobahn bist und nach Hause willst, fahr immer Richtung Dortmund." (lacht)
Das war definitiv ein super Tipp von Deiner Mama, wir hätten allerdings eher an ein zweites Debüt gedacht.
Ach stimmt, mein Länderspiel-Debüt vor einem halben Jahr gegen Argentinien war ja auch in Dortmund. Das hatte ich grad gar nicht so auf dem Schirm. Aber klar, so gesehen denke ich sehr gerne an das Dortmunder Stadion.
Zwar nicht in, aber mit Dortmund hätten wir noch eine weitere positive Verknüpfung: das Hinspiel. Beim 2:2 hast Du den einzigen Freiburger Treffer beigesteuert, der zweite war ein Eigentor von Manuel Akanji. Wie hast Du das im Hinterkopf?
Es war ein Spiel, das den Zuschauern und uns viel Spaß gemacht hat. Beide Mannschaften haben mit offenem Visier gespielt und wollten Tore schießen. Am Ende war es ein gerechtes 2:2.
Vor dem Hinspiel hatten wir ziemlich Aufwind, waren am siebten Spieltag mit 13 Punkten Dritter, mittlerweile sind 20 Punkte hinzugekommen. Trotzdem sind wir zuletzt ein bisschen auf der Stelle getreten, das 0:2 gegen Düsseldorf passte da ins Bild. Was hat denn die Videoanalyse ergeben?
Speziell in der ersten Halbzeit waren wir nicht so präsent. Wir haben nicht das Gesicht gezeigt, das wir sonst vor allem in Heimspielen zeigen. Das haben wir durch einige Videoszenen nochmals angesprochen. Auch nach vorne müssen wir wieder torgefährlicher werden. Das waren zwei Punkte, die nicht so gut waren.
Wie sehr haderst Du noch heute mit dem Düsseldorf-Spiel?
Es ärgert mich schon brutal, weil wir in der zweiten Halbzeit - bis auf das Tor zum 0:2 - viel besser gespielt haben als vorher. Wenn wir so von Anfang an gespielt hätten, hätten wir auf jeden Fall ein Tor geschossen. So haben wir es Düsseldorf relativ einfach gemacht, gegen uns zu gewinnen. Das nervt am meisten.
Gleichzeitig bedeuten die 33 Punkte noch immer 13 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, es gab auch schon andere Jahre. Wie wichtig ist es, den Umstand nicht aus den Augen zu verlieren?
Es ist vielleicht ein schöner Nebeneffekt, dass wir im Moment nicht den enormen Druck haben. Aber wir haben schon den Anspruch an uns selbst, jedes Spiel gewinnen zu wollen, ganz egal, ob wir auf Platz drei, Platz neun oder Platz 16 stehen.
In Dortmund wollen Luca Waldschmidt und Kollegen wieder punkten (Foto: Christian Kaspar-Bartke | Bundesliga | DFL via Getty)
Abhaken, Mund abputzen – wird in solchen Situationen ja gerne gesagt. Womit lenkst Du Dich in der Freizeit nach Niederlagen am liebsten ab?
Mir tut es immer am besten, nach Hause zu fahren zu meinen Eltern und zu meinen Freunden, die ich schon aus dem Kindergarten kenne. Wenn ich da eineinhalb Tage bin, ist der Fußball einfach mal nicht so präsent. Da gibt es dann auch andere Themen.
Hat das diesmal auch funktioniert?
Jein. Diesmal war ich zumindest nicht zu Hause. Dafür war aber meine Familie bei mir bis Sonntag zu Besuch, weil meine Mama Geburtstag hatte.
Du kommst ursprünglich aus einem Ort bei Siegen, der ziemlich mittig zwischen Frankfurt und Dortmund liegt. Das heißt, der BVB ist nur eineinhalb Autostunden entfernt. Erwartest Du also eine rot-weiß Waldschmidt-Wand am Samstag?
Soweit ich weiß, will meine Familie kommen. Mit einer Wand rechne ich nicht, aber mit ein paar Anhängern schon (lacht).
Vor einem halben Jahr wurde viel über den Dortmunder Axel Witsel gesprochen, der dann ja auch gegen uns traf. Jetzt ist Erling Haaland, der in der Winterpause von RB Salzburg kam, in aller Munde. Wie nimmst Du den Spieler Haaland wahr?
Ich glaube, Haaland nimmt jeder mehr als wahr. Viele haben gesagt, er muss sich in der Bundesliga erstmal durchsetzen, weil das Niveau ein anderes ist als in Österreich. Aber er hat relativ schnell und eindrucksvoll bewiesen, dass er das kann. Ich habe höchsten Respekt davor, dass er in diesem jungen Alter schon so konstant ist.
Worauf müssen wir uns einstellen?
Die Dortmunder hatten eine Phase, in der sie viele Führungen liegengelassen haben. Wie auch bei uns im Hinspiel. Aktuell sind sie aber sehr stabil und gerade zu Hause sehr spielfreudig und gehen mit einer breiten Brust aufs Feld. Die können zu Hause jeden schlagen, das hat man auch gegen Paris St. Germain in der Champions League gesehen. Wir müssen voll gewappnet sein.
Um den Bogen zum Anfang zu spannen: Bundesliga-Debüt und A-Nationalmannschafts-Debüt in Dortmund: Wie sind am Samstag aller guten Dinge drei?
Wir müssen von Anfang an zeigen, dass wir da sind. Wir wollen aggressiv verteidigen, aber auch selbst Fußball spielen und uns Torchancen erarbeiten. Dann wird es auch schwer für Dortmund.
Interview: Marcel Burger, Sina Ojo