"Das Ego einfach in den Schrank stecken"

Profis
15.10.2019

Torhüter Mark Flekken kam vor rund einem Jahr von Zweitligist MSV Duisburg als Backup zu Erstligist SC Freiburg.

Vor dem Gastspiel bei Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr, live bei Sky und im Ticker auf scfreiburg.com) spricht der 26-jährige Niederländer über seine besondere Rolle innerhalb der Mannschaft und über die als frischgebackener Papa. Für beide braucht es viel Fingerspitzengefühl und vollen Einsatz. 

scfreiburg.com: Mark, wie oft bist Du heute Nacht aufgestanden?

Mark Flekken: Um ganz ehrlich zu sein: Heute Nacht gar nicht. Ein Mal bin ich zwar aufgewacht, aber die Kleine macht das gut. Sie schläft sehr viel und zu den richtigen Zeitpunkten. Ich hoffe, das bleibt auch so (klopft auf den Tisch).

Du bist vor sechseinhalb Wochen zum ersten Mal Papa geworden. Was hat sich mit Noé für Dich und Deine Frau Dannee geändert?

Alles. Natürlich habe ich mich schon während der Schwangerschaft meiner Frau darauf eingestellt, dass die Kleine irgendwann auf die Welt kommt und wir nicht mehr nur zu zweit ist. Jetzt dreht sich sehr viel um die Kleine, wir sind nicht mehr so flexibel wie vorher. Aber mir macht das im Moment gar nichts aus, im Gegenteil. Wir kriegen so vieles an Liebe zurück. Es ist wirklich das Beste, was einem passieren kann.

Also hast Du die neue Rolle schnell angenommen?

Meine Mutter hat früher auf sehr viele Kinder aufgepasst. Dadurch habe ich in dem Bereich von zu Hause aus schon sehr viel mitbekommen. Trotzdem ist vieles neu, wenn es plötzlich um das eigene Kind geht. Wie für wahrscheinlich jeden Papa gibt es auch für mich noch viel zu lernen. 

Neben Deinen Qualitäten als Neu-Papa hast Du auch den besten Modegeschmack im Team – das sagen zumindest die Mitspieler. Eine Auszeichnung für Dich?

(grinst) Ich möchte nicht sagen, dass es mir was bedeutet. Aber ich ziehe mich gerne gut an, das stimmt schon. Ich achte eben darauf, dass ich nicht jeden Tag mit der Jogginghose rumlaufe, sondern auch mal Hemd und Sakko trage.

Outfittechnisch stichst Du positionsbedingt auch auf dem Platz heraus. Am vergangenen Donnerstag hast Du Dich erstmals nach einer Syndesmosenruptur im Sprunggelenk wieder richtig zeigen können. Was hast Du aus dem 1:0-Sieg gegen den KSC für Dich mitgenommen?

Dass acht Wochen Verletzungspause doch ziemlich lange sind... Ich habe schon noch gemerkt, dass bestimmte Abläufe noch nicht wieder hundertprozentig eingespielt sind. In den nächsten Wochen will ich wieder richtig in den Rhythmus kommen und ich hoffe, dass ich in der Länderspielpause im November wieder 90 Minuten zum Einsatz komme. Irgendwann will ich dann natürlich nochmals Bundesliga spielen - so wie am letzten Spieltag der vergangenen Saison. Da muss ich aber viel Geduld haben, weil ich einen guten Jungen vor mir habe.

Du bist vor rund einem Jahr vom MSV Duisburg gekommen, bei dem Du Stammtorwart warst und hast Dich trotz der Konkurrenz zu Alexander Schwolow bewusst für den SC entschieden. Wieso?

Der Verein hat mir damals Perspektiven aufgezeigt. Zusammen mit meinem guten Bauchgefühl waren mein Berater und ich am Ende beide der Meinung, dass ich hier einen guten Schritt für meine Entwicklung machen kann. Heute kann ich sagen, dass ich diese Entwickung tatsächlich im Training schon sehe und irgendwann hoffentlich in Spielen bestätigen kann.

Das Highlight eines Profifußballers wartet am Ende einer Trainingswoche: das Spiel. Du weißt aber, dass Du dieses Highlight in aller Regel nicht hast. Wie motivierst Du Dich tagtäglich?

Ich bin da ganz ehrlich: Manchmal ist das schon schwierig zu wissen, dass man immer nur auf der Bank sitzt. Wenn ich aber unmotiviert kommen würde, würde ich der Mannschaft doch nichts bringen und mein eigenes Niveau auch runterziehen. Deshalb ist für mich klar: Ich muss mein Ego einfach mal in den Schrank packen.

Der Dritte im Bunde der SC-Torhüter ist Niclas Thiede. Wie gelingt es Torwarttrainer Andreas Kronenberg, ein harmonisches Zusammenleben sicherzustellen?

Krone spielt da natürlich eine große Rolle, aber wir Torhüter sind auch selbst für eine gute Stimmung verantwortlich. Wir können uns nur gegenseitig besser machen, wenn es zwischen uns in der kleinen Gruppe innerhalb der großen Gruppe läuft. Ein gutes Arbeitsklima ist mir sehr wichtig.

Mit Union Berlin treffen wir am Samstag auf einen Verein, in dem Dein Vorgänger zwischen den Pfosten steht. Was fällt Dir zu Rafal Gikiewicz ein?

Ich weiß, dass er hier zweiter Torwart war. Er hat ein paar Spiele gemacht, auch als Alex verletzt war. Und wir haben den gleichen Berater. Viel mehr weiß ich aber noch nicht.

Das wird sich bis zum Wochenende sicher ändern. Bis auf den Sieg in Dortmund tut sich der Aufsteiger bisher ergebnistechnisch schwer. Wie hast Du die Mannschaft von Urs Fischer in den ersten Spielen wahrgenommen?

Wenn ich mal Fußball schaue, bin ich erstens neutral und achte zweitens am ehesten auf die Torhüter. Zu Gikiewicz kann ich daher vielleicht doch noch was sagen: Nämlich dass er bisher in der Bundesliga einen ziemlich guten Job macht. Union ganz generell ist eine Mannschaft, die viel mit dem langen Ball spielt und sehr körperbetont spielt. Das erwartet uns.

Und eine ganz besondere Atmosphäre. Du kennst die Alte Försterei noch aus Deiner Zweitligazeit mit Duisburg. Womit müssen wir in der Hinsicht rechnen?

Die Union-Fans unterstützen ihre Mannschaft - koste es, was es wolle. Da müssen wir schon mit breiter Brust auftreten und das auf den Platz bringen, was wir in den ersten sieben Spielen auch auf den Platz gebracht haben. Wenn das klappt, habe ich allerdings Vertrauen, dass es mal wieder mit einem Dreier klappen könnte.

Für den SC war das erste gute Fünftel der Saison sehr erfolgreich. 14 Punkte und Tabellenplatz vier sind die Zwischenbilanz...

Ja, wir haben dieses Jahr eine gute Mischung im Team. Im Vergleich zum Jahr vorher hat sich nicht viel verändert. Wir sind sehr eingespielt und jeder weiß, was er vom anderen erwarten kann. Die Stimmung bei uns in der Mannschaft ist sehr gut. Das hilft auf dem Platz. Und: Wir zeigen dieses Jahr guten Fußball, sind nach vorne spielfreudig, attackieren gerne. Die Taktik, die die Trainer im Moment gewählt haben, passt ziemlich gut dazu. Hoffentlich läuft es weiter so. Die jetzige Situation hätte schließlich jeder von uns vor der Saison so unterschrieben.

Interview: Marcel Burger, Sina Ojo

Foto: Achim Keller

 
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