"Andere Gedanken in die Wohnzimmer bringen"

Dominique Heintz trifft an diesem Samstag auf Leipzig (Foto: Christian Kaspar-Bartke | Bundesliga | DFL via Getty)
Profis
13.05.2020

Klar erinnert sich Dominique Heintz an den 3:1-Sieg gegen Union Berlin, an die anschließende feierliche Runde durchs Schwarzwald-Stadion, an den Jubel mit den Fans. Ist ja erst zwei Monate her. 

Trotzdem wirkt das bisher letzte Pflichtspiel des Sport-Club ein bisschen wie aus einer anderen Zeit. Wenn die Bundesliga am Wochenende ihren Betrieb wieder aufnimmt, wird vieles neu sein. Vor dem Gastspiel bei RB Leipzig an diesem Samstag (15.30 Uhr, live auf Sky und im Ticker auf scfreiburg.com) spricht Freiburgs Abwehrmann im Interview der Woche. 

scfreiburg.com: Heintzi, drehen wir die Uhr mal zurück. Wenn wir Mitte Februar nach Deinen Plänen für den 16. Mai 2020 gefragt hätten, was hättest Du geantwortet?

Dominique Heintz: An dem Tag hätten wir unser letztes Spiel der Saison gehabt, daheim gegen Schalke. Es wäre wohl auch das letzte Spiel im Schwarzwald-Stadion gewesen, wir hätten mit unseren Fans gefeiert. Am Tag drauf hätten wir uns in die Sommerpause verabschiedet. Wir wären in Urlaub gefahren und hätten hoffentlich eine gute Saison Revue passieren lassen können.  

Stattdessen kam Corona dazwischen. Wie hast Du die Wochen des Lockdowns erlebt?

Mir und meiner Familie geht es zum Glück gut, das weiß ich wahnsinnig zu schätzen. Für viele Familien, Selbständige, Eltern ist die Situation aber natürlich brutal. Sie haben teilweise existenzielle Ängste, weil sie vielleicht nicht wissen, wann sie wieder Geld verdienen können. An diese Menschen habe ich in den vergangenen Wochen sehr viel gedacht. Das ist schon ein komisches Gefühl. 

Ist es Dir deshalb ein Anliegen, über das Fußballfeld hinaus zu schauen und selbst zu helfen?

Es ist mir einfach wichtig, den Familien und Kindern etwas zurückzugeben, die keine großen finanziellen Möglichkeiten haben. Allerdings nicht erst seit Corona. Vor zwei Jahren haben wir zum Beispiel gemeinsam mit meinen Freunden Pietro Lombardi, Alan Stulin und Werner Zimmel ein Benefiz-Fußballspiel veranstaltet und 50.000 Euro eingenommen. Ich schaue auch regelmäßig, was ich in meiner Pfälzer Heimat tun kann. Jetzt unterstütze ich mit der Sports-Total-Stiftung ein Projekt in meiner Verbandsgemeinde, das Kindern Dinge wie Schulausflüge oder Schwimmbadbesuche ermöglicht. 

Für Dich und die Teamkollegen gibt es seit Anfang April wieder ein bisschen Normalität, am Samstag wird die Liga fortgesetzt. Was ging Dir durch den Kopf, als das Go aus der Politik kam?

Das kommt ein bisschen auf den Blickwinkel an: Als Fußballer habe ich mich natürlich sehr gefreut, dass es weitergeht. Ich finde das Konzept der DFL sehr gut und wir Spieler sind hier in Freiburg auch in die Prozesse eingebunden und wissen zu jedem Zeitpunkt, was passiert. Ich verstehe aber auch all die Menschen, die das eher skeptisch sehen. Auf jeden Fall kann ich versichern, dass wir alles dafür tun werden, das Hygienekonzept bestmöglich umzusetzen.

Zu diesem Hygienekonzept gehört u.a. ein Trainingslager unter Quarantäne-Bedingungen, das aktuell stattfindet. Wie sieht Dein Alltag im Moment aus?

Wir sind in einem Hotel in der Nähe von Freiburg. Jeder hat sein eigenes Zimmer und wir halten auch beim Essen den nötigen Abstand. Daran muss ich mich ehrlich gesagt noch ein bisschen gewöhnen. Zu den Trainings im Schwarzwald-Stadion fahren wir mit zwei Bussen. Jeder hat seine Masken dabei, beim Krafttraining haben wir außerdem Handschuhe an und geduscht wird im Hotelzimmer. Wir müssen und wollen da ein Vorbild sein.

Nicht nur die hygienischen Maßnahmen sind teils ungewohnt, auch die Kulisse ohne Stadionzuschauer wird an den kommenden Spieltagen eigenartig sein. 

Wir sind dankbar, dass wir die Runde überhaupt sportlich und fair beenden können, aber natürlich werden wir unsere Fans vermissen, die uns pushen. Keine Fans zu hören und zu sehen, das ist für uns alle eine neue Situation, darauf müssen wir uns einstellen. 

Als Ex-Kölner hast Du das bisher einzige Geisterspiel der Bundesliga zwischen Gladbach und Köln vor der Pause sicherlich vor dem Fernseher verfolgt...

Ja, das habe ich gesehen. Richtig üben kann man dieses Szenario aus meiner Sicht nicht. Da muss sich jeder selbst ein Stück weit mit auseinandersetzen. Ich hoffe, dass wir das positive Gefühl, mit dem wir in die Pause gegangen sind, mit nach Leipzig nehmen können. Vielleicht können wir dann am Wochenende einfach mal wieder andere Gedanken in die Wohnzimmer unserer Fans bringen.

Das bisher letzte Pflichtspiel ist knapp zehn Wochen her. Erinnerst Du Dich noch?

(lacht) Na klar erinnere ich mich. Wir haben nochmals ein gutes Spiel zu Hause gemacht und gewonnen. Das war wichtig. Es war damals schon zu erahnen, dass es das erstmal nicht mehr geben würde. 

36 Punkte sind seither fest auf dem SC-Konto. Nur weiß derzeit keine Mannschaft, wo die andere steht. Was wird die größte Herausforderung beim Re-Start am 16. Mai in Leipzig?

Ich gehe davon aus, dass das Spiel neben der Qualität auch vom Kopf entschieden wird. Wir müssen es schaffen, auch ohne unsere Fans die Spannung hochzuhalten. Jeder von uns muss die gleichen Schritte gehen, die er gehen würde, wenn uns die Fans im Stadion pushen würden. Wenn uns das gelingt, haben wir gute Chancen, am Samstag und auch in den kommenden Wochen gute Ergebnisse zu erzielen. 

Interview: Sina Ojo

 
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