Im ersten Heimspiel seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs, hat der SC Freiburg mit 0:1 (0:1) gegen den SV Werder Bremen verloren.
Den einzigen Treffer des Tages erzielte Leonardo Bittencourt (19.). Kurz vor Schluss wurde dem Sport-Club ein Treffer von Manuel Gulde (89.) durch den Videobeweis aberkannt.
In einem menschenleeren Schwarzwald-Stadion hatten die Profis des Sport-Club bisher schon häufig trainiert. Ein Bundesligaspiel ohne Zuschauer wie das heutige gegen Bremen, bedingt durch die außergewöhnliche Situation in der Corona-Krise, war für den Sport-Club jedoch ein Novum in der Vereinsgeschichte.
Am Ende konnte sich der SC nach dem Auswärtspunkt bei RB Leipzig vor einer Woche diesmal nicht über Zählbares freuen. „In Leipzig haben wir letztlich unverdient einen Punkt geholt, heute haben wir unverdient verloren", sagte Christian Streich nach dem Spiel. „Wir mussten uns hineinarbeiten, wollten offensiv spielen und haben beim Gegentor mehrere Fehler gemacht", so der SC-Trainer. „Auch in der zweiten Halbzeit hatten wir eine gute Breite, eine gute Kontersicherung und ein gutes Zwischenraumspiel. Leider waren wir in den Abschlusssituationen nicht gut genug. Das müssen wir uns ankreiden lassen."
Start mit Viererkette, Haberer und Höler
Der Sport-Club trat in der Defensive wieder mit einer Viererkette an. Personell gab es gegenüber der letzten Partie zwei Veränderungen in der Startelf: Janik Haberer begann im zentralen Mittelfeld, Robin Koch rückte dafür in die Innenverteidigung und Philipp Lienhart zunächst auf die Bank. Ebenfalls neu in der Anfangsformation war Angreifer Lucas Höler, mit Dominique Heintz rotierte auch für ihn ein Verteidiger auf die Bank. Gar nicht dabei sein konnte Luca Waldschmidt (Sprunggelenksprobleme).
Bei den Gästen, die am Montagabend mit 1:4 gegen Bayer Leverkusen verloren hatten, nahm Trainer Florian Kohfeldt ebenfalls zwei Änderungen in seiner Startformation vor. Der zuletzt gelbgesperrte Davy Klaassen kehrte anstelle von Philipp Bargfrede ins Mittelfeld zurück. Außerdem ersetzte Josh Sargent im Angriff Davie Selke.
An einem verregneten vorletzten Maisamstag ging dem Anpfiff zunächst eine Schweigeminute für die bisherigen Opfer der Corona-Pandemie voraus. Dazu spielten beide Mannschaften mit Trauerflor. Die erste Möglichkeit der Begegnung besaß der Sport-Club mit einem direkten Freistoß von Vincenzo Grifo (5.). Der insgesamt starke Werder-Torwart Jiri Pavlenka wehrte jedoch ab. Den besseren Start in die Begegnung erwischten dennoch die Gäste. Der Tabellenvorletzte trat präsent auf und suchte mit schnellem Kombinationsspiel den Weg nach vorne.
Rückstand vor der Pause durch Bittencourt
Allerdings hätte auch Roland Sallai für eine SC-Führung sorgen können. Sein Direktschuss nach einer Ablage von Nils Petersen ging knapp am linken Pfosten vorbei. Nur wenig später nutzten die Gäste einen Freiburger Ballverlust in der Bremer Hälfte zu einem erfolgreichen Konter. Klassen bediente mit einem langen Ball den frei auf Schwolow zulaufenden Leonardo Bittencourt, und der Angreifer traf mit einem Flachschuss in die lange Ecke zur Führung für Werder (19.).
Weitere klare Chancen blieben danach zunächst aus. Für den SC versuchten es Manuel Gulde per Kopf, sowie erneut Sallai und Jonathan Schmid mit Distanzschüssen gegen die geordnet verteidigenden Bremer vergeblich. Dafür kam der Sport-Club nach einer halben Stunde besser ins Spiel, agierte druckvoller, pass- und kombinationssicherer. Für einen weiteren gefährlichen Abschluss, respektive den Ausgleichstreffer reichte es bis zur Halbzeit jedoch nicht. Auch weil Pavlenka nach einem schönen Zuspiel von Nicolas Höfler in den Strafraum kurz vor dem Pausenpfiff einen Tick schneller als Höler am Ball war.
Druckvolle zweite Hälfte und weitere Chancen
Den zweiten Durchgang eröffneten zunächst wieder die Bremer mit druckvollem Offensivpressing, ohne sich dabei weitere Möglichkeiten herauszuarbeiten. Und allzu lange dauerte es diesmal nicht, bis der Sport-Club auch nach dem Wiederanpfiff die Kontrolle über das Spiel übernahm. Das Abschlusspech sollte sich allerdings nach der Pause fortsetzen - sowohl für den Freiburger mit den meisten Gelegenheiten, Roland Sallai, als auch für den SC insgesamt.
Sallai (55.) scheiterte mit einem Schrägschuss zunächst knapp an Pavlenka, kurz darauf wurde ein weiterer Versuch des Ungarn noch geblockt. Der Bremer Keeper verhinderte nach einer Stunde erneut den Ausgleich, diesmal lenkte er einen verdeckten Schuss von Höfler noch über die Latte. Der Freiburger Druck nahm weiter zu, die Gäste verteidigten in der zweiten Hälfte vor allem das eigene Tor, standen dabei tief und eng gestaffelt vor dem eigenen Strafraum.
Während Werder bereits drei der momentan möglichen fünf Wechsel durchgeführt hatte, kam mit Amir Abrashi für Haberer beim SC nach 70 Minuten der erste frische Spieler aufs Feld. Kurz zuvor hatte wieder Sallai mit einer Direktabnahme den Ausgleich nur knapp verpasst. In der Schlussphase erhöhte der Sport-Club den Druck weiter. Die Gastgeber bespielten die Hanseaten, bei denen Bargfrede (88.) in der Schlussphase noch die Gelb-Rote Karte sah, ununterbrochen. Werder ließ allerdings wenig klare Chancen zu.
Tor von Gulde zählt nach Videobeweis nicht
Der ebenfalls eingewechselte Changhoon Kwon (85.) setzte den Ball ebenfalls knapp am Tor vorbei - und auch die fast siebenminütige Nachspielzeit brachte dem SC nicht mehr den eigentlich hoch verdienten Punktelohn. Am nächsten dran war der Sport-Club in der 89. Minute, als Manuel Gulde den Ball nach einem Pfostenschuss von Petersen zum vermeintlichen Ausgleich über die Linie gedrückt hatte. Der Überprüfung durch den Video-Schiedsrichter Guido Winkmann hielt der Treffer dann leider nicht stand - wie bereits das späte Tor von Robin Koch in Leipzig vor einer Woche. Petersen hatte bei der vorangegangenen Kopfballverlängerung im Abseits gestanden.
Viel Zeit, sich über die unnötige Heimniederlage zu ärgern, bleibt freilich nicht. Weiter geht es für den Sport-Club in der aktuellen Englischen Woche bereits am kommenden Dienstag (26. Mai, 20.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt. Ganz in der Nähe, im ZDF-Sportstudio (ab 23 Uhr) in Mainz, ist bereits heute Abend SC-Sportvorstand Jochen Saier zu Gast.
Natürlich geht es dann auch noch einmal um die erste Heimpartie ohne Publikum gegen Werder Bremen, die Perspektiven im Saisonendspurt - und sicherlich auch um eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich Saison für den Sport-Club.
Dirk Rohde
Fotos: Achim Keller
SC Freiburg: Schwolow - Schmid, Gulde, Koch, Günter - Sallai (81., Kwon), Höfler, Haberer (71., Abrashi), Grifo - Höler, Petersen Trainer: Christian Streich
SV Werder Bremen: Pavlenka - Veljkovic, Vogt (35. Bargfrede), Moisander - Gebre Selassie, M. Eggestein, Klaassen, Friedl (81., Lang) - Bittencourt (63., Osako), Sargent (63., Bartels), Rashica (81., Selke) Trainer: Florian Kohfeldt | |
Schiedsrichter: Robert Hartmann | Zuschauer: - |
Tore: 0:1 Bittencourt (19.) | |
Gelb: - Friedl | |
Gelb-Rot: - Bargfrede |