Jung: Borusse im Breisgau

Profis
25.11.2022

Der Ex-SC-Profi Jörg Jung hält einen kuriosen Guinness-Rekord.

Die Atmosphäre am Gladbacher Bökelberg war unglaublich, Fußball pur, die Leute standen Kopf an Kopf. Im neuen Borussia-Park ist die Stimmung auch toll, aber anders. Empfindet ihr das in Freiburg nach eurem Umzug eigentlich ähnlich?

Wie das Foto zeigt, war 1986 nicht nur die Stimmung anders: Mit Halskette dürfte man heute nicht mehr kicken. Zudem lässt man Profis nach einer Partie im Dezember nicht mit nacktem Oberkörper rumlaufen, sondern packt sie gleich in dicke Jacken. Hinter mir rechts sieht man da übrigens Uli Borowka, damals Manndecker der allerhärtesten Sorte. Ich selbst bin 20 Jahre alt und voller Adrenalin nach einem 0:0 mit der Borussia gegen die Glasgow Rangers.

Wir zogen somit ins UEFA-Cup-Viertelfinale ein. Meine Karriere lief bis dahin wie gemalt: Als gebürtiger Eickener war ich waschechter Borusse und von klein auf Gladbach-Fan. Mein Kindheitsidol war der heutige Borussia-Vize-Präsident und 74er-Weltmeister Rainer Bonhof. Als Gladbacher Eigengewächs schaffte ich es 1985 zu den Profis, wo Trainer Jupp Heynckes mich förderte und in drei Pflichtspielen einsetzte; zwei davon im UEFA-Cup.

Mehr UEFA-Cup-Partien als Erstligaspiele

Skurrilerweise bin ich dadurch im Guinness-Buch der Rekorde gelandet: als Profi mit doppelt so vielen Einsätzen im UEFA-Cup wie in der Ersten Liga. Da Heynckes zu Bayern München ging und sein Nachfolger Wolf Werner nicht voll auf mich setzte, ließ ich mich zum damaligen Zweitligisten SC Freiburg ausleihen.

Dort wohnte ich mit meinen Mitspielern Alfons Higl und Andreas Kerber in einem Appartementhaus. Manchmal gingen wir zum Eishockey oder fuhrenins Umland, etwa nach Titisee. Auch mit Christian Streich, damals SC-Profi und wie ich Anfang 20, hatte ich zu tun. Mir gefiel vor allem seine immer klare Meinung und sein großer Gerechtigkeitssinn.

Mitspieler von Jogi Löw

Insgesamt war der Kader von SC-Trainer Jörg Berger ein verschworener Haufen mit toller Kameradschaft. In Trainingsspielen war immer Feuer drin. Ein Fehlpass brachte dir leicht einen Anschiss von Charly Schulz oder Udo Lay ein. Jogi Löw sorgte für offensive Überraschungsmomente und Stürmer Souleymane Sané war pfeilschnell. Heute gibt’s in der Bundesliga ja viele Supersprinter, mir fällt aber keiner ein, der damals mit Sammy mithalten konnte.

Trotz allem lief es sportlich nicht rund: Das erste SC-Spiel nach meinem Wechsel fiel gleich mal aus: Über die Hälfte des Kaders war krank. Ich selbst brach mir gegen Union Solingen Arm und Nasenbein, kam danach nie richtig in Form und hatte nur acht Einsätze. Wir wurden Zweitliga-Zehnter.

Für meine Festverpflichtung zur Folgesaison hätte der SC 250.000 Mark Ablöse berappen müssen – völlig illusorisch: SC-Präsident Achim Stocker war ja ständig unterwegs, um Talente für 10.000 Mark zum SC zu lotsen. Ich spielte danach hier im Westen im Amateurbereich weiter.

Nun bin ich lange schon wieder zurück bei der Borussia und kicke dort im Traditionsteam, der Weisweiler-Elf, mit der wir wertvolle Fanarbeit leisten. Wo sonst können Fans nach Spielende ein Bierchen mit Ex-Profis wie Raffael oder Mike Hanke trinken?

Jörg Jung, aufgezeichnet von Timo Tabery

Foto: Imago Images

 
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