Christian Günter fährt erstmals als Fußballprofi zu einer Fußball-Weltmeisterschaft. Im Interview spricht der SC-Kapitän über den Moment des Anrufs von Bundestrainer Hansi Flick und seine Gefühlswelt, seine persönliche Ziele bei der WM und über leere und volle Akkus.
Günni, herzlichen Glückwunsch zur ersten WM-Nominierung. Wie und wann hast du es erfahren?
Günter: Hansi (Bundestrainer Hansi Flick; Anm. d. Red.) hat mich persönlich angerufen. Natürlich war es ein überwältigendes Gefühl und ein sehr schöner Moment. Es war doch eine gewisse Nervosität da, weil ich im Kreis der Kandidaten dabei war.
Wem hast du es als erstes erzählt?
Günter: Bevor es noch nicht offiziell ist, wollte ich es nur meinen engsten Vertrauten sagen. Als erstes habe ich meine Frau und dann meine Eltern angerufen. Die haben sich auch riesig für mich gefreut.
Die Konkurrenz auf deiner Position war mit Spielern wie David Raum und Robin Gosens groß. Welche Chancen hast du dir im Vorfeld ausgerechnet?
Günter: Ich war unter Hansi Flick schon bei ein paar Lehrgängen und Länderspielen dabei, und natürlich macht man sich dann auch gewisse Hoffnungen. Zumal es im Verein sehr gut läuft und es auch für mich persönlich bislang ein gutes Jahr war. Außerdem war der Austausch mit dem Bundestrainer auch immer da – auch wenn ich mal nicht nominiert worden bin. Schlussendlich weiß man aber nie, wie sich ein Trainer am Ende entscheidet. Die anderen Spieler hätten es sicher genauso verdient gehabt.
Mit welcher Einstellung gehst du ins WM-Turnier: Olympisches Motto „Dabei sein ist alles“. Oder denkst du dir: Wenn ich schon mal dabei bin, dann will ich auch spielen?
Günter: Ich bin Sportler und Fußballer durch und durch. Natürlich will ich auf dem Platz stehen. Aber natürlich werde ich auch jede Rolle zu 100 Prozent annehmen, die der Trainer für mich vorsieht – keine Frage. Wir müssen als Mannschaft zusammenwachsen. Nur so kann man bei so einem Turnier erfolgreich sein. Ich glaube aber, dass wir dafür gute Typen dabeihaben.
Was ist bei der WM aus deiner Sicht für Deutschland grundsätzlich möglich?
Günter: Den einen 100-prozentigen Top-Favoriten gibt es aus meiner Sicht nicht. Es gibt aus meiner Sicht viele Mannschaften auf ganz hohem Niveau, und da zähle ich Deutschland mit diesem Kader dazu. Es wird darum gehen, in den Flow zu kommen, in den Turniermodus. Außerdem müssen wir einen Hunger entwickeln, jedes Spiel zu gewinnen. Wenn uns das gelingt, dann ist für uns als Mannschaft viel möglich.
Du hast eine extrem kräftezehrende Hinrunde hinter dir mit Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League. Ihr habt nahezu durchgehend Englische Wochen gespielt. Wie voll ist der Akku noch – oder spielt das keine Rolle, wenn man als Profi eine WM für Deutschland spielen darf?
Günter: Es war bislang anstrengend, ja. Es war aber noch lange nicht so wie am Ende einer kompletten Saison. Wir haben jetzt noch ein extrem wichtiges Heimspiel in der Bundesliga gegen Union Berlin. Da werde ich nochmals alles reinwerfen. Anschließend geht es auch schon direkt los, erst in Richtung Oman und dann nach Katar. Bis dahin ist noch genügend Zeit, um den Akku soweit vollzubekommen, damit man mit 100 Prozent auf dem Platz stehen kann.
Dabei wünschen wir dir viel Erfolg! Vielen Dank fürs Gespräch.