Der Sportliche Leiter der SC-Frauen und -Mädchen, André Malinowski, spricht im Interview über die Zertifizierung des SC Freiburg als „Leistungszentrum weiblich“ zur Saison 2025/26.
Herr Malinowski, der Deutsche Fußball Bund (DFB) lizenziert seit der vergangenen Saison Frauenfußball-Abteilungen als Talentförder- und Leistungszentren. Der SC Freiburg hat nach der vorherigen Anerkennung als Talentförderzentrum in diesem Juli jetzt auch die Auszeichnung „Leistungszentrum weiblich“ zur Spielzeit 2025/26 erhalten. Was bedeutet das konkret?
Malinowski: Der DFB hat vor knapp anderthalb Jahren die Zertifizierung von Ausbildungszentren für die Juniorinnen und Frauen ausgerufen. Vereine hatten seitdem in zwei Stufen die Möglichkeit, sich als solche anerkennen zu lassen, wobei unterschiedliche Anforderungskriterien gelten. Eine Stufe ist das Talentförderzentrum weiblich. Das haben wir mit den Voraussetzungen für die Förderung der Mädchen und Frauen, die der SC Freiburg schon in den Jahren davor zum Großteil hatte, relativ schnell schaffen können.
Für die zweite Stufe, das Leistungszentrum weiblich, waren die Anforderungen höher?
Malinowski: Ja, dafür haben wir ein knappes Jahr länger gebraucht, denn um das höchste Prädikat des Stufenmodells zu erhalten, hat der Sport-Club verschiedene, insbesondere personelle, Voraussetzungen geschaffen. Die Vollzeitstellen des Sportlichen Leiters, des Organisatorischen Nachwuchsleiters und des U20-Trainers tragen unter anderem dazu bei, eine noch gezieltere Betreuung im sportlichen Bereich, im Umfeldmanagement und in der Persönlichkeitsentwicklung der Nachwuchsspielerinnen zu bieten. Die Mindestanforderungen des DFB hat der Sport-Club zudem um zusätzliche Stellen erweitert, wie beispielsweise im Bereich der Physiotherapie. Der SC kann zudem weiterhin auf sein starkes Partnernetzwerk mit der Freiburger Eliteschule des Fußballs, dem Olympiastützpunkt und den Regionalverbänden bauen.
Welche Bedeutung hat die Zertifizierung als Leistungszentrum weiblich für den SC Freiburg, der sich ja auch im Bereich des Frauen- und Mädchenfußballs als Ausbildungsverein versteht?
Malinowski: Auch bei den Frauen und Mädchen sprechen wir vom Freiburger Weg. In diesem Sinne ist das Ziel, aus dem Nachwuchsbereich heraus so gut zu fördern und auszubilden, dass immer wieder die Chance besteht, eigene Spielerinnen am Ende in die Bundesligamannschaft aufrücken lassen zu können. Diese Zielsetzung wird sich nicht verändern und ist ja auch schon seit vielen Jahren erfolgreich. Die aktuelle Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft, Giulia Gwinn, Klara Bühl, Janina Minge, aber auch Melanie Behringer, Laura Benkarth oder zuletzt Rafaela Borggräfe und Cora Zicai sind nur einige Beispiele für Spielerinnen, die beim Sport-Club zu Bundesligaspielerinnen und Nationalspielerinnen gereift sind.
Mit Verteidigerin Mia-Lena Maas und Angreiferin Nora Scherer sind vor dieser Saison wieder zwei Spielerinnen, die beim Sport-Club ausgebildet wurden und die zuletzt für die U20 des Sport-Club gespielt haben, in den Bundesligakader aufgerückt.
Malinowski: Was uns sehr freut und unseren Weg bestätigt. Trotzdem wird es für diese jungen Spielerinnen darum gehen, sich weiter zu entwickeln, den nächsten Schritt zu schaffen und in der Bundesliga Fuß zu fassen. Das ist nicht immer einfach.
Dafür entsteht durch die Umbaumaßnahmen am Dreisamstadion derzeit auch eine neue, gemeinsame Heimat für den Frauen- und Mädchenfußball beim SC Freiburg.
Malinowski: Seit die Umbaumaßnahmen im Mai begonnen haben, sieht man jeden Tag Fortschritte in der Infrastruktur. Für uns ist es natürlich, auch was das Thema Ausbildung betrifft, extrem wertvoll, wenn wir das Gelände hier für sämtliche Nachwuchsteams in Verbindung mit dem Bundesligateam nutzen können. Dann hat man alle an einem Standort und kann sich auch innerhalb der Trainerstäbe noch intensiver austauschen. Immer mit dem Ziel, den Talenten bestmögliche Fördermöglichkeiten zu bieten.
Interview: Dirk Rohde
Dieser Text erschien im Heimspiel-Magazin "Am Ball".
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