Die Frauen des Sport-Club haben am letzten Spieltag der Google Pixel Frauen-Bundesliga den SV Werder Bremen mit 3:2 (2:1) bezwungen und beenden die Saison als Tabellenfünfter. Auch SC-Kapitänin Hasret Kayikci war beim Saisonfinale im Dreisamstadion in der Anfangsphase im Einsatz und bestritt das letzte Spiel ihrer Karriere.
Es war am Ende dieses hochemotionalen Nachmittags gar nicht so leicht, einen Anfang zu finden. Und dennoch war es wohl die elfte Spielminute, die an diesem letzten Bundesliga-Spieltag einen ganz besonderen unter den vielen besonderen Momenten einleitete: Die Nummer 11 der SC-Frauen, Hasret Kayikci, Kapitänin und Rekordspielerin des SC Freiburg, verließ unter Standing Ovations der 6.135 Fans im Dreisamstadion das Spielfeld. Dieses hatte die 33-Jährige nach einem erneuten Kreuzbandriss während der Sommervorbereitung kurz zuvor zum ersten Mal in dieser Saison betreten. Ihr 225. Pflichtspiel für den Sport-Club war zugleich ihr letztes, mit dem sie ihre aktive Karriere beendete.
Nach 14 Jahren als Spielerin des SC Freiburg stand Kayikci gegen Werder Bremen noch einmal in der Startelf. „Ich freue mich sehr darauf, ein letztes Mal ins Dreisamstadion einzulaufen. Der größte Antrieb in meiner Reha waren immer die Fans“, hatte die SC-Kapitänin vor der Partie gesagt. Die Fans begrüßten sie mit einer Choregrafie auf der Südtribüne: „Kämpfer, Rückhalt, Legende, Vorbild, Botschafter – Danke Hasret“.
Kapitänin Kayikci zurück auf dem Platz
Neben Kayikci rückten gegenüber dem torlosen Remis bei der SGS Essen vor zwei Wochen mit Ally Gudorf, Julia Stierli, Annie Karich, Selina Vobian und Annabel Schasching fünf weitere Spielerinnen neu in die Startelf. Nicht dabei sein konnten Greta Stegemann, Lisa Kolb (beide Sprunggelenksverletzung) und Torhüterin Rebecca Adamczyk (Muskelverletzung).
Bereits um die Mittagszeit wurden die Tore an der Schwarzwaldstraße geöffnet. Vor Anpfiff des Spiels fand ein buntes Fan- und Familienfest statt – unter anderem mit vielen Mitmachaktionen und einer Autogrammstunde mit SC-Spielerinnen. Ebenfalls vor dem Anpfiff, allerdings auf dem Rasen im Dreisamstadion hieß es ein erstes Mal an diesem Sonntag: Abschied nehmen. Die Bereichsleiterin Frauen- und Mädchenfußball, Birgit Bauer-Schick, und SC-Vorstand Jochen Saier wünschten neben Trainerin Theresa Merk, die den Verein nach drei Jahren verlässt, mit Torhüterin Rafaela Borggräfe, Cora Zicai, Samantha Steuerwald, Annie Karich, Eileen Campbell, Annabel Schasching und Keeperin Julia Kassen, die zeitgleich für die U20-Frauen im Einsatz war, sieben Spielerinnen, die im Sommer zu anderen Vereinen wechseln, alles Gute für ihre Zukunft.
Steuerwald und Fölmli drehen Rückstand
Die Partie gegen die DFB-Pokalfinalistinnen aus Bremen begann bei sonnigen Rahmenbedingungen mit einem frühen Rückstand. Larissa Mühlhaus (3.) brachte die Gäste mit einem Distanzschuss in Führung. Kurz nachdem Kayikci, für die Svenja Fölmli in die Partie kam, durch das Spalier ihrer Teamkolleginnen den Rasen verlassen hatte, glich der Sport-Club nach einer Standardsituation aus. Einen Eckball von Selina Vobian köpfte Steuerwald (14.) unhaltbar ein. Der Sport-Club hatte sich inzwischen ein Übergewicht erarbeitet. Fölmli (19.) verfehlte bei der nächsten Möglichkeit das Tor von Livia Peng knapp. Genauso wie die immer gefährliche Mühlhaus (25.) für die auf Umschaltsituationen lauernden Bremerinnen.
Auch durch Standards vermochten die Norddeutschen für Gefahr zu sorgen. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld köpfte Hanna Nemeth (32.) knapp über das Tor. In der im ersten Durchgang nicht sehr temporeichen Partie gelang es den Freiburgerinnen noch vor der Pause, das Spiel zunächst zu drehen. Eine Flanke von Karich köpfte Zicai Richtung langes Eck, wo Fölmli (40.) die Vorlage aus kurzer Distanz einschoss. Meret Felde verpasste in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sogar noch den möglichen dritten Treffer, als sie mit ihrem Abschluss an Keeperin Peng scheiterte.
Nuding ein letztes Mal im SC-Tor
„Das war ein typisches Spiel gegen Bremen, die wahnsinnig aggressiv in den Zweikämpfen spielen. Wir haben uns zu Beginn schwer getan. Trotzdem haben wir uns ins Spiel reingearbeitet“, sagte Theresa Merk nach der Partie. „Dann war es ein ganz hartes Stück Arbeit, den Sieg über die Ziellinie zu bringen. Aber ich glaube, man hat einfach gemerkt, dass alle bereit waren, noch einmal alles zu investieren.“
Kurz nach dem Wiederanpfiff verfehlte Schasching das Tor mit einem Schlenzer. Aber auch die wieder druckvolleren Bremerinnen kamen zu Chancen, erneut durch Mühlhaus. Zunächst lenkte Borggräfe einen Flachschuss der Angreiferin zur Ecke. Nach dieser traf Mühlhaus (55.) mit einem Kopfball die Latte – genauso wie für den Sport-Club Lisa Karl gut zehn Minuten später mit einem Distanzschuss.
Zuvor hatte es bei den SC-Frauen einen Dreifachwechsel gegeben. Neben Alina Axtmann und Leela Egli kam Lena Nuding in die Partie. Auch für die Torhüterin, die seit sieben Jahren für den SC Freiburg spielt, und die nach dieser Saison ebenfalls ihre Karriere beendet, war es der letzte Bundesligaeinsatz in ihrer Laufbahn. Bei diesem musste sie knapp zehn Minuten später noch einmal ein Gegentor hinnehmen – vom Elfmeterpunkt. Axtmann hatte zuvor Mühlhaus auf der Strafraumlinie zu Fall gebracht. Die Bremerin verwandelte den Strafstoß selbst zum Ausgleich (75.).
Campbell sichert Sieg und Platz fünf
Die erneute Führung für den Sport-Club verpasste Minuten später Fölmli (79.) mit einem Kopfball knapp am langen Pfosten vorbei. In der Schlussphase entwickelte sich die Begegnung zu einem offenen Schlagabtausch, in dem die ebenfalls zuvor eingewechselte Eileen Campbell (87.) nach einem schönen Doppelpass mit Vobian die erneute Führung für die SC-Frauen erzielte.
Auch in den fünf Minuten Nachspielzeit verteidigte der Sport-Club seinen Vorsprung, sodass sich Campbell mit einem Siegtreffer aus Freiburg verabschieden konnte. Als das vom Altersdurchschnitt jüngste Team der Frauen-Bundesliga beendete der SC Freiburg diese Saison 2024/25 als Tabellenfünfter.
„Es war schön, dass mit Sammy und Eileen zwei Spielerinnen bei ihrem Abschied getroffen haben“ so SC-Trainerin Merk. „Ich bin sehr glücklich, dass wir die drei Punkte zuhause behalten konnten. Hier ist immer eine gute Stimmung, aber heute galt das umso mehr. Das ist auch etwas, das den Verein auszeichnet und das haben die Fans noch mal gezeigt.“
Und natürlich blieb es auch nach dem Schlusspfiff emotional im Dreisamstadion. Hasret Kayikci und Lena Nuding wurden von Birgit Bauer-Schick und Jochen Saier für zwei große Karrieren geehrt und verabschiedet. Zum Feiern mit den Fans ging es danach für beide sowie für das ganze Team zu den Fans auf die Nordtribüne. Ein Film auf der Videoleinwand hatte außerdem noch einmal die Karriere und Persönlichkeit von Hasret Kayikci gewürdigt. Während alle Mitspielerinnen sowie das Trainer- und Funktionsteam der SC-Frauen bereits den Schal mit dem Motto des Tages um den Hals trugen: „Danke Hasret“.
Dirk Rohde
Foto: Achim Keller
SC Freiburg: Borggräfe (64. Nuding) – Gudorf, Stierli, Steuerwald (64. Axtmann), Karl – Karich, Felde – Schasching (64. Egli), Vobian, Zicai (78. Campbell) – Kayikci (11. Fölmli) | |
Trainerin: Theresa Merk | |
Bank: Blumenberg, Ojukwu, Szenk, Schneider | |
SV Werder Bremen: Peng – Nemeth (64. Pápai), Hausicke, Ronan – Beck (75. Wirtz), Dieckmann, Weidauer (75. Walkling), Arfaoui (79. Wichmann), T. Mahmoud – Sternad (46. Wieder), Mühlhaus | |
Trainer: Thomas Horsch | |
Bank: Nesterova (Tor), Matheis, A. Mahmoud, Dahms | |
Tore: 0:1 Mühlhaus (3.), 1:1 Steuerwald (14.), 2:1 Fölmli (40.), 2:2 Mühlhaus (75., FE), 3:2 Campbell (87.) | |
Gelbe Karten: Karich – Nemeth | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichterin: Riem Hussein (Bad Harzburg) | |
Zuschauer/innen: 6.135 |