„Heute helfen – und nicht übermorgen“

Foto: Achim Keller
Engagement
12.04.2022

Gut 7.500 Euro kamen bei der „SC-Weihnachtsaktion“ zugunsten der Kinder- und Jugendkliniken zusammen. Und dennoch bleibt noch viel zu tun. Ein Interview mit Prof. Dr. Christian Fleischhaker und Prof. Dr. Charlotte Niemeyer von der Uniklinik Freiburg und Julian Schuster, Verbindungstrainer beim SC Freiburg.

Gut 7.500 Euro flossen durch Einzelspenden und über den Facebook-Adventskalender im Rahmen der „SC-Weihnachtsaktion“ an die Kinder- und Jugendkliniken. Die Spenden der-SC Fans sind hochwillkommen. Und dennoch bleibt noch viel zu tun, um das tabuisierte Leiden von viel zu vielen jungen Menschen zu lindern. Ein Interview mit Prof. Dr. Christian Fleischhaker (kommissarischer Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugend-Psychiatrie des Universitätsklinikum Freiburg), Prof. Dr. Charlotte Niemeyer (Ärztliche Direktorin Zentrum Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikum Freiburg) und Julian Schuster (SC Freiburg, Verbindungstrainer)

Frau Niemeyer, als wir uns das erste Mal im Vorfeld der „Weihnachtsaktion“ unterhalten haben, prognostizierten Sie einen harten Winter für Kinder mit akuten psychischen Erkrankungen. Hat sich das bewahrheitet?

Niemeyer: Leider ja. Wir sind eigentlich im permanenten Krisenmodus. Zum einen haben wir derzeit, gegen Ende des Winters, eine neue Coronawelle, viele Kolleginnen und Kollegen in der Klinik fallen krankheitsbedingt aus. Und zum anderen sind da die vielen Kinder, die durch den langen Lockdown psychisch zum Teil schwer beeinträchtigt sind. Und das ist der Punkt: Wir müssen diesen Kindern helfen, und wir müssen ihnen schnell helfen.

Julian, du hast gerade vehement genickt, als vierfacher Vater hast du sicher deine eigenen Erfahrungen mit der Pandemie gemacht.

Schuster: Das Thema geht mir unter die Haut, das merke ich gerade wieder. Auch meine Frau und ich sind während des Lockdowns einige Male an unsere Grenzen gestoßen, und wir wissen ganz genau, dass wir in privilegierten Verhältnissen leben. Wenn man sich dann vorstellt, was in Familien vor sich geht, die in beengten Verhältnissen leben, bei denen das Geld knapp ist – in der Summe ist das dann brutal. Denn die Ungewissheit, die Angst der Erwachsenen überträgt sich auf die Kinder. Und sie sind ihm weitgehend ausgeliefert, wenn all das fehlt, was in der Schule an Sozialem passiert.

Kannst du dir erklären, warum all das so wenig im öffentlichen Bewusstsein ist?

Schuster: Ich kenne das auch aus dem Fußball: Wenn jemand sich psychologische Unterstützung holt, wird das noch viel zu oft als Schwäche ausgelegt. Eigentlich müsste man schon im Kindergarten lernen, Schwäche einzugestehen. Aber die Tabuisierung ist immer noch weitverbreitet. Was eine Katastrophe ist, wenn man sich überlegt, dass den Kindern heute und nicht übermorgen geholfen werden kann.

Fleischhaker: Leider haben wir es auch deshalb mit Eltern zu tun, die über Monate nicht gemerkt haben, dass ihr Kind eine schwerste Magersucht entwickelt hat. Die sind dann gekommen, als es schon 20 Kilo abgenommen hatte. Es gibt leider auch eine Hierarchie der Erkrankungen: Körperliche rangieren vor psychischen. Und selbst da wird noch differenziert: Über eine Depression beim eigenen Kind kann man im Freundeskreis besser reden als noch vor 20 Jahren, bei einer schweren Magersucht wird das schon schwieriger. Und über Schizophrenie redet kaum mehr jemand.

Niemeyer: Wenn`s um Geld geht, sind Kinder in unserer Gesellschaft immer die letzten, da muss man sich nichts vormachen.

 

SC-Fans und Mitglieder, die an die Kinder- und Jugendkliniken spenden wollen, können dies nach wie vor tun. 

Spendenkonto: DE56 6805 0101 0013 1625 19
Kennwort: SC-Weihnachtsaktion
Website
https://www.initiative-kinderklinik.de/
Mail: info@initiative-kinderklinik.de

Foto (v.l.n.r.): Julian Schuster (Verbindungstrainer SC Freiburg), Dr. Madeleine Zimmermann (Oberärztin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikum Freiburg) und Prof. Dr. Charlotte Niemeyer (Ärztliche Direktorin Zentrum Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikum Freiburg​​​​​​​) bei der Übergabe eines Teilbetrages aus der SC-Weihnachtsktion und Fanspenden zugunsten der Kinder- und Jugendkliniken.

 
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