Bundesliga-Spielerin bei den SC Freiburg Frauen und gleichzeitig Trainerin der Mini-Ballschule des Sport-Club: Einblicke in einen Tag mit Kim Fellhauer beim Training im Kindergarten St. Carolus im Sport-Quartier Littenweiler-Waldsee.
Kim Fellhauer springt elegant von einem Bein aufs andere, die Arme rudern synchron und blitzschnell von unten nach oben. Das alles mögen nicht ganz die Bewegungen sein, die eine ausgewachsene Bärin vollführt, wenn sie ihre Jungen in deren Behausung vor dreisten Eindringlingen schützt.
Doch darum geht es hier im Kindergarten St. Carolus auch nicht bei dem Bewegungsspiel, das Fellhauer und Mitstreiter Cornelius Herrmann im Rahmen der Mini-Ballschule gerade elf Kindern erklärt haben. Bei der „Bärenhöhle“, die die Abwehrspielerin der SC-Frauenmannschaft zusammen mit zwei fröhlichen Kindern verteidigt, handelt es sich nämlich eigentlich um eine schnöde hüfthohe Metallkiste, die neben leichten Bällen in Hand- oder Fußballgröße auch American-Football-„Eier“ und Würfel (!) enthält. Und die wird nun als imaginäre „Höhle“, von drei „Bären“ verteidigt. Doch auch denen gelingt es in der nur wenige hundert Meter neben dem Dreisamstadion entfernt liegenden Kita nicht immer, die Bälle abzuwehren, die von den anderen acht in Richtung Metall-„Höhle“ geworfen werden. Auch Fellhauer mit ihren Krakenarmen muss manchen Ball passieren lassen. Den ein oder anderen davon möglicherweise nicht ganz unabsichtlich.
Wie vier andere Spielerinnen aus dem Freiburger Bundesliga-Kader - Marie Müller, Svenja Fölmli, Greta Stegemann, Ereleta Memeti – und wie Anna Linsler (Frauen II) arbeitet die in Saarbrücken aufgewachsene Abwehrspielerin für das Gesellschaftliche Engagement beim Sport-Club. „Nebenher“, wie sie sagt. Was in ihrem Fall heißt: Zusätzlich zur Bundesliga-Karriere und ihrem Studium der Sportwissenschaften. Ein ordentliches Pensum, möchte man meinen. Doch Fellhauer winkt ab: „Ich kann die Kolleginnen und Kollegen nicht so ganz verstehen, die meinen, man sei als Profi mit Training und Spiel schon ausgelastet“, sagt die 24-Jährige, die zusammen mit Herrmann seit zwei Jahren im Rahmen der SC-Sportprogramme arbeitet.
Ihr jedenfalls würde ohne die Dienstags-Termine längst etwas fehlen: „Es macht einen Riesenspaß, mit Kindern zu arbeiten. Die sind völlig unverstellt: Wenn denen eine Aufgabe nicht gefällt, erfährt man das sofort. Da wird nicht lange rumgedruckst.“
Glücklicherweise fällt bei Vorschulkindern auch positives Feedback ohne Rumdrucksen aus: „Freude an der Bewegung zu wecken“, ist ein abstrakt klingendes Ziel des Gesellschaftlichen Engagements. Wer sieht, wie begeistert die Kinder versuchen, Fellhauer zu umdribbeln oder wie inbrünstig sie den „Hampelmann“ vorturnen, weiß, was gemeint ist. Und gelacht wird sowieso fast immer. Das Konzept des Gesellschaftlichen Engagements, Kindern spielerisch Freude an der Bewegung zu vermitteln, geht hier jedenfalls auf. Glücklicherweise, schließlich wird es höchste Zeit, etwas gegen die frappierende Bewegungsarmut bei Kindern und Jugendlichen zu tun. Jüngst dokumentierte die Corona-Ergänzungsstudie „MoMo, dass derzeit nur 16 Prozent aller Kinder in Deutschland die von der Weltgesundheitsorganisation geforderte tägliche Bewegungszeit von 60 Minuten erfüllen. Die Abwärtsspirale hat sich durch Corona weitergedreht. Soziale Ungleichheiten scheinen sich dabei verfestigt zu haben, auch Kinder mit Migrationshintergrund sind besonders betroffen.
Bevor die Bären zu ihrem Recht kamen, hatten Fellhauer und Herrmann bereits das Füchsle auftreten lassen. Als Hauptdarsteller einer selbstgeschriebenen Geschichte, die spielerisch durch die „Sportstunde“ führen soll. Diesmal ist – passend zu den herrschenden Außentemperaturen – „Biathlon“ das Thema. Die Kinder hören gebannt zu, als Fellhauer die Regeln der Sportart erklärt.
„Ja, kenn´ ich. Das habe ich im Fernseher geschaut“, ruft plötzlich ein kleiner Junge. „Können wir das jetzt sofort spielen?“ Natürlich können sie.
Christoph Ruf
Foto: Achim Keller