"Im Erfolg nicht abheben"

Uwe Kuhl (li) und sein damaliger Trainer Klaus Schlappner
Profis
11.04.2024

Jeder Klub hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel beim SV Darmstadt 98 kommt in Heimspiel eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Uwe Kuhl. 

Herr Kuhl, starten wir mit einer kleinen Quizfrage: Auf welchen Verein sind Sie während Ihrer acht Profijahre beim SV Darmstadt 98 am häufigsten getroffen?

Kuhl: Mmh, gute und schwierige Frage. Aber da Sie mit mir für das Stadionmagazin des SC Freiburg sprechen, tippe ich einfach mal auf den SC Freiburg.

Volltreffer! 13 Mal liefen Sie zwischen 1982 und 1990 für die „Lilien“ gegen den Sport-Club auf. Schaut man allein auf die Ergebnisse, scheint es in den Aufeinandertreffen in den 80er-Jahren stets sehr eng zugegangen zu sein.

Kuhl: Total! Das waren fast immer Spiele auf Augenhöhe. Der SC Freiburg hatte stets ein tolles Team und war extrem heimstark. Nicht ein Mal konnte ich beim Sport-Club gewinnen. Und in den 13 Partien gelangen mir auch nur zwei Treffer. Der SC war also wahrlich nicht mein Lieblingsgegner, obwohl ich die Stimmung im alten Dreisam-stadion stets mochte. Die Fans waren, auch wenn es natürlich längst nicht so viele waren wie heute, meist gut drauf.

Besonders gut drauf war Ihr Team wiederum gegen den SC in der ersten DFB-Pokalrunde 1984/85.

Kuhl: Ein einziges Mal traf ich im Pokal auf den SC Freiburg – und dieses Spiel war bestimmt unser bestes gegen den Sport-Club. Ich erinnere mich noch, dass ich kurz vor der Pause im Stadion am Böllenfalltor das 2:0 schoss. Das war psychologisch natürlich sehr wichtig. Der SC musste nach dem Seitenwechsel aufmachen, was uns zugutekam: Wir legten Mitte der zweiten Halbzeit mit dem 3:0 nach – dabei blieb es dann auch.

Eine Runde später war gegen den SV Werder Bremen dann allerdings Endstadion – nach einer deutlichen 0:5-Niederlage.

Kuhl: Man muss auch dazusagen, dass wir in jenen Jahren wirklich oft Lospech hatten. Wir trafen als Zweitligaverein häufig sehr früh auf Topclubs aus der Bundesliga: auf den 1. FC Köln, auf Werder Bremen, auf Bayer 04 Leverkusen – obwohl wir letztere zumindest besiegen konnten, ein 1:0 war das, im Herbst 1989.

Ein bisschen mehr Losglück hatten Sie immerhin in der Pokalsaison 1986/87.

Kuhl: Aber nicht nur Glück, weil wir zunächst auf Amateurvereine trafen, wir hatten in jenem Jahr auch sehr gut gespielt. Im Achtelfinale mussten wir etwa gegen Fortuna Köln ran, damals ebenfalls Zweitligist. Wir gewannen mit 2:0 nach Verlängerung und standen im Viertelfinale. Dort trafen wir auf den großen Hamburger SV. Am Böllenfalltor baute man eine Zusatztribüne auf, das Stadion war proppenvoll. Fast 30.000 Fans waren da, würde ich sagen. Wir hielten lange gut mit und nervten die Hamburger. Fast hätten wir es in die Verlängerung geschafft, dann aber traf Manfred Kastl für den HSV und wir waren raus. Dennoch war dieses Spiel in jenen Jahren sicherlich ein Highlight für den Verein und für mich persönlich ...

… das eine Saison später hätte übertroffen werden können: mit dem Aufstieg in die Bundesliga.

Kuhl: Dazu hole ich ein wenig aus. Ich hatte in meiner Karriere an vielen Stellen viel Glück. Zum Beispiel direkt zu Beginn meiner Profilaufbahn, als mir gleich in den ersten Spielen gute Auftritte und etliche Tore gelangen – so spielt man sich rein ins Team. Mit schlechten Spielen hätte es aber auch in die andere Richtung gehen können. Jedenfalls: Das Glück war häufig auf meiner Seite – in den Relegationsspielen um den Aufstieg in die Bundesliga gegen Waldhof Mannheim nach der Saison 1987/88 allerdings überhaupt nicht.

Das Hinspiel können Sie damit aber nicht meinen.

Kuhl: Nein, da lief es ja noch hervorragend für uns. Wir drehten innerhalb von zehn Minuten einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg. Und im Rückspiel schoss ich das wohl wichtigste Tor meiner Karriere: Als Mannheim kurz vor Schluss mit 2:0 in Führung ging, wäre es das für uns gewesen. Aber mit dem Abpfiff traf ich zum 1:2. Und das bedeutete damals: Entscheidungsspiel auf neutralem Boden. Und genau da hatten wir absolut kein Glück, im Gegenteil. Denn hätten wir Mitte der zweiten Halbzeit den fälligen Elfmeter für uns bekommen, gewinnen wir das Spiel am Ende vielleicht nach 90 Minuten. So kam es zum Elfmeterschießen – eine Lotterie! Mit dem letzten Schützen haben wir die Chance, alles klarzumachen. Aber leider verschießen wir, und danach noch einen – und der Bundesligatraum war zerplatzt. Zumindest ein Jahr Erste Liga wäre ein Highlight gewesen.

Wurmt Sie das bis heute?

Kuhl: Also wenn es irgendwo zum Elfmeterschießen kommt, muss ich immer an unser damaliges gegen Waldhof denken. Aber ich bin nach der tollen Saison mit dem Fast-Aufstieg auf dem Boden geblieben. Meine Lebenseinstellung war stets: Nicht abheben, wenn man erfolgreich ist, dann fällt man auch nicht so tief. Das zeichnet auch den SV Darmstadt 98 von heute aus, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Aber so halten Sie es in Freiburg ja auch.

Uwe Kuhl (62) hat zwischen 1982 und 1990 für den SV Darmstadt 98 in der 2. Bundesliga und im DFB-Pokal 211 Spiele bestritten. Der Stürmer erzielte dabei 74 Tore. Heute ist er als Präsidiumsbeauftragter für das Nachwuchsleistungszentrum des Bundesligisten aktiv.

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.

 
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